KI in der Verwaltung

Was „F13“ kann – und wer es will

In wenigen Wochen kommt die Software-Plattform „F13“ auf den Markt. Erstmals zeigt ein Praxistest, was Künstliche Intelligenz kann. Eine Umfrage unserer Zeitung dokumentiert großes Interesse an Verwaltungs-KI.

Jonas Andrulis von Aleph Alpha ist einer der Köpfe hinter „F13“.

© dpa/Bernd Weißbrod

Jonas Andrulis von Aleph Alpha ist einer der Köpfe hinter „F13“.

Von Jan Georg Plavec und Simon Koenigsdorff

Mehrere Bundesländer zeigen Interesse an der in Baden-Württemberg entwickelten Verwaltungssoftware „F13“. Die gemeinsam mit dem Heidelberger Start-up Aleph Alpha entwickelte Künstliche-Intelligenz-Plattform hilft bei der Recherche in großen Textmengen oder beim Formulieren von Verwaltungstexten. Sie steht mittlerweile allen Ministeriumsmitarbeitern im Südwesten zur Verfügung.

Staatsminister Florian Stegmann (Grüne) hat wiederholt für seine Idee geworben, mit der das Land eine Vorreiterrolle bei der Digitalisierung einnehmen will. Baden-Württemberg sei ein „Wegbereiter“: „Nach dem Hype um ChatGPT haben wir gezeigt: KI-Technologie lässt sich für die Verwaltung anpassen“, sagte Stegmann im Juli bei einer Pressekonferenz. Er kündigte damals auch an, dass „F13“ anderen Verwaltungen zur sogenannten Nachnutzung angeboten werde.

Umfrage: Sieben Länder interessiert

Eine Umfrage unserer Zeitung bei den zuständigen Landesministerien ergibt, dass fast alle an der Einführung entsprechender Systeme arbeiten. Konkretes Interesse an „F13“ bekunden sieben Länder, darunter Sachsen, Thüringen und Saarland. Hamburg hat mit „LLMoin“ ein ähnliches Programm entwickelt. Bremen prüft beide Angebote.

Wie gut „F13“ funktioniert, dazu gibt es keine öffentlichen Informationen – bis jetzt. Unsere Redaktion konnte das Programm bei zwei Praxistests nutzen. Das Ergebnis: Oft tut „F13“, was es soll. Doch es zeigen sich Schwächen bei Recherche und Faktentreue. Beispielsweise gab „F13“ bei der Suche nach Informationen zur „Weißlichtmilbe“ keinen Hinweis, dass es sich dabei um Fantasiewesen aus einem Internet-Scherz handelt. Nutzer von „F13“ werden gebeten, Aussagen anhand von mitgelieferten Belegen zu prüfen.

Verkaufsstart verschoben

Der ursprünglich für September angekündigte Verkaufsstart wurde auf 15. Oktober verschoben, wenn sich die sogenannte Govtech-Branche in Berlin bei der „Smart Country Convention“ trifft. Den Vertrieb übernimmt der Verein Govtech-Campus, bei dem Behörden Nutzerlizenzen erwerben können. Zu den Kosten macht ein Sprecher noch keine Angaben. Eine Sprecherin des baden-württembergischen Staatsministeriums erwartet laufende Kosten „im niedrigen fünfstelligen Bereich“. Die Entwicklung von „F13“ kostete demnach zwischen einer halben und einer Million Euro.

„F13“ habe man „gemeinsam mit starken Partnern entwickelt“, sagte Stegmann im Juli. Eine wichtige Rolle speilt Lidl-Gründer Dieter Schwarz: Seine Schwarz-Gruppe ist an Aleph Alpha beteiligt, die Tochter Stackit betreibt Cloud-Infrastruktur für „F13“. Der Govtech-Campus hat jüngst einen Standort in Heilbronn eröffnet – im von Schwarz geförderten Innovationspark.

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Erstellt:
20. September 2024, 07:14 Uhr

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