G9 und Schulreform in Baden-Württemberg

Was kommt jetzt auf Eltern und Schulkinder zu?

Mit dem kommenden Schuljahr kehren die Gymnasien zu G9 zurück. Das hat auch Auswirkungen auf alle anderen Schularten. Wir beantworten die wichtigsten Fragen und bringen Ordnung ins Schulwechsel-Chaos.

Die Schulreform betrifft alle Kinder, die aktuell in der fünften Klasse oder jünger sind, sowie deren Eltern.

© dpa/Marijan Murat

Die Schulreform betrifft alle Kinder, die aktuell in der fünften Klasse oder jünger sind, sowie deren Eltern.

Von Alexandra Kratz

Die Bildungsreform in Baden-Württemberg wird die Schullandschaft grundlegend verändern. Ihr Herzstück ist die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium als Regelmodell, G8-Züge soll es aber auch weiterhin noch geben. Die Bildungsreform hat auch Auswirkungen auf die anderen Schularten, also auf die Real-, Werkreal- und Gemeinschaftsschulen. Zudem legt sie den Fokus auf Kinder mit schwierigen Startbedingungen, sie sollen noch vor dem Eintritt in die Schule besonders gefördert werden.

Der Gesetzentwurf befindet sich in der Anhörungsphase. Im Anschluss wird er nochmals dem Kabinett vorgelegt, bevor der Landtag entscheidet. Dies ist für Ende Januar 2025 geplant. Auf seiner Internetseite hat das Kultusministerium umfassende Informationen zur Schulreform zusammengestellt. In mehreren Artikeln geben wir Antworten auf die wichtigsten Fragen. Zudem hat sich unsere Redaktion mit der Situation an einer Privatschule beschäftigt und sich mit der neuen Grundschulempfehlung auseinandergesetzt.

Wie sieht die neue Grundschulempfehlung aus?

Ab Herbst 2025 entscheiden Mütter und Väter nicht mehr allein, auf welche weiterführende Schule ihr Kind geht. Die Grundschulempfehlung wird wieder verbindlicher. Nur unter bestimmten Bedingungen können sich Eltern darüber hinwegsetzen und ihr Kind trotz einer Realschulempfehlung auf ein Gymnasium schicken. Was vom kommenden Schuljahr an gilt, lesen sie in diesem Artikel.

Was hat es mit dem neuen Potenzialtest auf sich?

Neu beim Thema Grundschulempfehlung ist ein sogenannter Potenzialtest. Dieser wird vom Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg (IBBW) erstellt. Eltern können ihr Kind dafür anmelden, wenn es trotz einer Realschulempfehlung auf ein Gymnasium gehen soll. Das müssen sie spätestens vier Schultage nach Ausgabe der Grundschulempfehlung am gewünschten allgemeinbildenden Gymnasium tun. Bei dem Test geht es laut Kultusministerium um „fachliche Kompetenzen in Deutsch und Mathematik auf gymnasialem Niveau sowie allgemeine kognitive Voraussetzungen“. Der Termin für 2025 steht bereits fest, es ist der 18. Februar. Ein Nachtermin ist für den 25. Februar angesetzt. Um eine Meinung, ob dieser Potenzialtest für die Kinder gut oder eher nachteilig ist, geht es in diesem Kommentar.

Welche neuen Schwerpunkte setzt das neunjähriges Gymnasium?

Das neue neunjährige Gymnasium ist das Herzstück der Schulreform. In der Debatte um eine Rückkehr zu G9 war schnell klar, dass es nicht nur ein gestrecktes achtjähriges Gymnasium, also nicht schlicht einfacher für die Schülerinnen und Schüler werden kann. Die für die heutige Berufswelt immer relevanter werdenden Themen wie Informatik, Künstliche Intelligenz, Medienbildung und Demokratiebildung sollen mehr Gewicht bekommen. Wie genau die neue Stundentafel aussieht, was künftig mehr, was weniger und was gar nicht mehr unterrichtet wird, ist in diesem Artikel zusammengestellt.

Verunsicherung an einer Stuttgarter Privatschule

So langsam zeichnet sich ein Bild ab, wie das neue neunjährige Gymnasium aussehen wird. Fakt ist wohl auch, dass staatliche Schulen weiterhin einen G8-Zug anbieten können. Staatliche Schulen, die nur G8 anbieten, soll es aber nicht geben. Doch welche Regeln diesbezüglich für Privatschulen gelten und welchen Weg die einzelnen Privatschulen in Stuttgart gehen, ist noch nicht klar. Am Stuttgarter Mörike-Gymnasium hat eine erste Information Eltern aufgeschreckt.

Was ändert sich mit G9 für Real- und Werkrealschulen?

Die Schulreform wirkt sich auch auf die anderen Schularten aus, besonders auf die Real- und Werkrealschulen. Sie bleiben bestehen, aber den Werkrealschulabschluss wird es künftig nicht mehr geben. Die Profile der beiden Schularten sollen geschärft werden. Dabei und bei der Sicherung von Standorten soll die Gründung von sogenannten Schulverbünden helfen. Was dahintersteckt und welche weiteren Änderungen es geben wird, ist in diesem Stück zu lesen.

Was verbirgt sich hinter dem Programm Sprachfit?

Die Bildungsreform legt den Fokus auf Kinder mit schwierigen Startbedingungen, sie sollen noch vor dem Eintritt in die Schule besonders gefördert werden. Darum ist das Programm „Sprachfit“ Teil des Konzepts. Das Ziel ist es, bereits im Vorschulalter zu erkennen, welche Kinder Unterstützung bei der sprachlichen Entwicklung brauchen – und diese Jungen und Mädchen dann gezielt zu fördern. In Stuttgart wird seit diesem Schuljahr an acht Grundschulen das Landesprogramm „Sprachfit“ eingeführt. Alle wichtigen Informationen zu dem neuen Ansatz stehen in diesem Artikel.

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Erstellt:
3. November 2024, 08:14 Uhr

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