Kater nach dem Rausch

Was macht Alkohol im Gehirn?

Sechs Minuten dauert es, bis getrunkener Alkohol das Gehirn erreicht. Viele Stunden hingegen, bis er dort wieder abgebaut ist. Was dabei passiert, kann für unschönes Erwachen sorgen.

Als Kater oder Katzenjammer bezeichnet man umgangssprachlich das Unwohlsein und die Beeinträchtigung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit eines Menschen infolge übermäßigen Alkoholkonsums.

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Als Kater oder Katzenjammer bezeichnet man umgangssprachlich das Unwohlsein und die Beeinträchtigung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit eines Menschen infolge übermäßigen Alkoholkonsums.

Von Markus Brauer/dpa

Wer an Silvester zu tief ins Glas geschaut hat, könnte an Neujahr einen ungebetenen Gast bemerken: den Nachdurst, auch Brand genannt, der häufig von einem starken Kater – der medizinische Fachbegriff heißt Veisalgia- begleitet wird.

Wie kommt es zum Kater?

Brummschädel, rebellischer Magen, bleierner Körper, galoppierende Übelkeit: Das sind die typischen Symptome nach zu viel Alkohol.

Der Mangel an Wasser und Mineralstoffen durch den Alkoholkonsum ist Hauptverursacher von Kopfschmerzen, Schwindel und Nachdurst am Morgen danach. Besonders heftig wirken auch kohlensäurehaltige und warme zuckerreiche Getränke wie Punsch und Liköre, bei denen der Alkohol besonders schnell in der Blutbahn zirkuliert. Zu wenig Schlaf kann einen Kater noch verstärken.

Wie lange dauert es, bis der Körper Alkohol abbaut?

Im Gehirn würden dabei quasi Gas- und Bremspedal gleichzeitig durchgetreten, erklärt Martin Morgenthaler, Leitender Oberarzt der Klinik für Neurologie am Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern. Getrunkener Alkohol erreicht demnach schon nach sechs Minuten das Gehirn.

Alkohol wird vom Körper zwar schnell aufgenommen, aber nur langsam abgebaut. Ein 80 Kilogramm schwerer Mann benötigt etwa zweieinhalb Stunden, um 20 Gramm Alkohol abzubauen. Das entspricht etwa einem halben Liter Bier, einem Viertelliter Wein oder drei Gläsern Schnaps. Frauen brauchen für die gleiche Menge rund drei Stunden zum Abbauen.

Wie wirkt Alkohol im Gehirn?

In den meisten Hirnregionen wirkt Alkohol dämpfend, wie Morgenthaler erläutert. Zellprozesse würden verlangsamt, vor allem die Reizübertragung, also die Kommunikation zwischen Zellen. Betroffene nehmen das so wahr: „Die Reaktion nimmt ab, mir wird schwindelig, das Sehvermögen lässt nach, ich kann Situationen nicht mehr richtig einschätzen.“

Verlangsamt würden auch Prozesse der Mitochondrien, der Kraftwerke der Zellen - und das verstärkt, wenn Alkohol gemeinsam mit Nikotin konsumiert werde. In der Folge verschlechtere sich die Energieversorgung der Zellen.

Was bedeutet der Filmriss?

Das Extrem einer solchen Dämpfung ist der sprichwörtliche Filmriss. Dann funktioniere die Übertragung vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis nicht mehr, erklärt der Mediziner. „Medizinisch gesehen ist der Filmriss eine Amnesie für Dinge, die ich gerade erlebe.“

Im Extremfall könne die Erinnerung an die gesamte Nacht fehlen. „Die Wahrscheinlichkeit dafür steigt, je schneller und je mehr Alkohol ich konsumiere.“ Größer sei sie auch, wenn alkoholische Getränke durcheinander getrunken oder mit anderen Drogen kombiniert würden.

In einigen Hirnregionen wirke Alkohol wiederum aktivierend. „Deshalb haben wir dann diese euphorisierende Wirkung, sind ein bisschen enthemmter, weil Botenstoffe wie Endorphine, Dopamin und Serotonin ausgeschüttet werden“, erklärt Morgenthaler. Es könne ein Rauschzustand entstehen, den man immer mal wieder haben wolle.

Warum tritt man gleichzeitig auf Gas und Bremse?

Das Wechselspiel aus vor allem dämpfender und vereinzelt aktivierender Wirkung bringe im Gehirn so einiges durcheinander. „Das ist im Prinzip so, wie gleichzeitig Gas und Bremse zu treten. Da kommt die ganze Balance, die da herrschen muss, komplett durcheinander.“

Die Strafe folgt spätestens am nächsten Morgen: Der Schädel brummt. Eine Ursache dafür ist dem Mediziner zufolge, dass beim Abbau von Alkohol Acetaldehyd entsteht. Dieses verändere körpereigene Botenstoffe, in der Folge bildeten sich freie Sauerstoff-Radikale - was Kopfweh verursache.

Außerdem enthalte jedes alkoholische Getränk Methanol, bei dessen Abbau Formaldehyd und Essigsäure entstünden, die ebenfalls Katerbeschwerden verursachten.

Warum ist der Schlaf erst besser und dann schlechterer?

„Ein zweiter Punkt ist die Entwässerung“, betont der Neuroplopge. Alkohol erhöhe wie Kaffee die Frequenz des Toilettengangs. Typisch ist nach einer durchzechten Nacht zudem unruhiger Schlaf. Dabei sei Alkohol zunächst schlaffördernd. „Deshalb trinken viele ja auch abends, dann hört das Grübeln so ein bisschen auf, man kommt gut in den Schlaf.“

„Das verkehrt sich aber in der Nacht.“ Die beim Alkoholabbau entstehenden Giftstoffe ließen einen immer wieder aufwachen und man müsse mehr auf die Toilette. „«Viele haben auch Durstempfinden, werden wach und haben so einen ganz fraktionierten Schlaf.“

Alkohol beeinflusse zudem den Tiefschlaf, der dann nicht mehr alle Hirnregionen umfasse, so Morgenthaler. Der Frontallappen im Gehirn bleibe aktiv. Die Folge sei, dass man eher negativ träume.

In der Summe ist es also kaum verwunderlich, dass man sich am Folgetag häufig gerädert und abgeschlagen fühlt. Weniger zu leiden haben oft Menschen, die abwechselnd mit einem alkoholischen Getränk jeweils Wasser trinken, wie Morgenthaler sagt. Und ein Trick hilft sogar zu hundert Prozent: alkoholfrei ins neue Jahr starten.

Info: Was tun, wenn der Schädel brummt?

Empfehlenswert Der Mineralienmangel kann mit reichlich Mineralwasser, Fruchtsaftschorlen und einem sauer-salzigen Katerfrühstück ausgeglichen werden. Empfehlenswert sind ein herzhafter Sauerkrauteintopf, Matjes oder Bratheringe, Oliven, Salzgebäck und saure Gurken. Auch eine Bloody Mary aus Tomatensaft, Zitronensaft, Salz und Tabasco füllt den Mineralspeicher auf.

Alkoholabbau Bis der Kater an sich, also Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel, gebändigt ist, dauert es aber seine Zeit, denn die Symptome werden durch den Abbau des Alkohols ausgelöst. Die Säure fördert den Alkoholabbau, das Salz ersetzt verlorene Mineralstoffe wie Kalzium. Auch Obst und Vollkornprodukte helfen der Leber, den Alkohol abzubauen.

Schmerzmittel Schmerzmittel belasten die Leber eher noch zusätzlich. Viel hilft allerdings nicht immer viel. Der durch Alkohol gereizte Magen könnte Probleme mit einem zu üppigen Frühstück bekommen, deshalb sind eher kleinere Portionen angeraten.

Nahrungsergänzungsmittel Einige Nahrungsergänzungsmittel werben damit, dem Kater vorzubeugen oder ihn zu lindern. Verbraucherexperten zufolge enthalten sie teilweise aber viel höhere Mengen von Vitaminen und Mineralstoffen, als offiziell empfohlen werden. Sie können zwar den Mineralstoffhaushalt wieder etwas ins Lot bringen, Linderung ist demnach aber nicht zu erwarten.

Nachdurst Dagegen helfen stilles Mineralwasser oder Fruchtsaftschorle. Sprudelwasser ist eher ungeeignet, weil Kohlensäure den ohnehin strapazierten Magen reizt. Auch Kaffee verstärkt bei manchem Katergeplagten eher die Kopfschmerzen und belastet den Magen. Anderen hilft hingegen ein Espresso mit Zitronensaft. Ein Spaziergang an der frischen Luft bringt zudem den Kreislauf in Schwung.

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Erstellt:
30. Dezember 2024, 09:08 Uhr

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