Wasser marsch für Frösche und Kröten in Backnang
Helfer des Technischen Hilfswerks haben am Samstag rund 2000 Kubikmeter Wasser aus der Murr in das Biotop Pfaffenrinne gepumpt. Denn ein Austrocknen des Teichs würde die Amphibienpopulation gefährden.
Von Kornelius Fritz
Backnang. Als ökologische Ausgleichsmaßnahme für den Bau des neuen Hallenbads ist das Biotop Pfaffenrinne zwischen Backnang und Steinbach vor zehn Jahren eingerichtet worden. Die Hoffnungen, die man damals mit dem Projekt verband, haben sich mittlerweile tatsächlich erfüllt: „Das ist ein tolles Biotop mit einer großen Artenvielfalt“, schwärmt Tobias Großmann, der Leiter des Stadtplanungsamts. Ringelnattern, Eisvögel und seltene Schmetterlinge wie der Große Feuerfalter sind hier heimisch geworden. Vor allem aber ist das Biotop ein Paradies für Amphibien.
Fast 5000 Kröten, Frösche und Molche haben ehrenamtliche Helferinnen vom Naturschutzbund (Nabu) in diesem Jahr bereits auf dem Weg zu ihrem Laichgewässer eingesammelt und in Eimern über die Kreisstraße getragen. Das sind fast doppelt so viele wie vor zwei Jahren. Die Pfaffenrinne sei damit eine absolute Ausnahme, erklärt Marion Schieber-Stitz, die das Amphibienprojekt beim Nabu betreut. Durch den Austausch mit Naturschützern aus ganz Deutschland weiß sie: „Steigende Zahlen gibt es fast nirgends mehr“. Vielmehr sei die Amphibienpopulation in den vergangenen Jahren in den meisten Biotopen dramatisch zurückgegangen.
THW-Ortsverband ist auf das Pumpen von Wasser spezialisiert
„Dieses Biotop lebt und gedeiht“, freut sich auch Jürgen Ehrmann vom Nabu-Vorstand. Damit das so bleibt, müsse es allerdings regelmäßig gepflegt werden. In den ersten Jahren wurde das zum Teil vernachlässigt, doch mittlerweile hat man auch im Backnanger Rathaus erkannt, welcher ökologische Schatz sich da an der Murrschleife hinter dem Mineralfreibad befindet. Bei einem runden Tisch mit den ehrenamtlichen Naturschützern werden regelmäßig die notwendigen Pflegemaßnahmen besprochen. So wurden zum Beispiel im vergangenen Jahr Schilf und Weiden entfernt und der Teich mit Baggern vertieft, um der drohenden Verlandung entgegenzuwirken.
Dem gleichen Ziel diente nun auch die Aktion, die am Samstag zum zweiten Mal in der Pfaffenrinne stattfand. Ehrenamtliche Kräfte des Technischen Hilfswerks (THW) pumpten Wasser aus der Murr in das etwas höher liegende Biotop: insgesamt rund 2000 Kubikmeter. Denn der Wasserstand war dort zuletzt bedrohlich gesunken. Das gefährde den Amphibiennachwuchs, erklärt Marion Schieber-Stitz. Denn zum Beispiel der Grasfrosch laicht an der Wasseroberfläche. Trocknet der Teich aus oder wird durch späten Frost zu Eis, schlüpfen aus den Eiern keine Kaulquappen mehr. Auch für die Entwicklung der Jungtiere sei es wichtig, dass sie genügend Wasser haben, erklärt die Amphibienexpertin.
Da trifft es sich gut, dass das Pumpen von Wasser ein Spezialgebiet des Backnanger THW-Ortsverbands ist. „Wir haben die größte Pumpenausstattung im Großraum Stuttgart“, berichtet der THW-Ortsbeauftragte Steffen Hoffmann. Damit waren die Ehrenamtlichen aus Backnang unter anderem vor zwei Jahren beim Hochwasser im Ahrtal im Einsatz. Aber auch ökologische Einsätze sind für das THW nichts Ungewöhnliches. So haben die Backnanger mit ihren Pumpen schon mehrfach dabei geholfen, den Stuttgarter Max-Eyth-See im Sommer zu belüften, um so ein Umkippen des Gewässers zu verhindern.
Wasserstand im Teich steigt von sechs auf 50 Zentimeter
In der Pfaffenrinne kamen am Samstag zwei Pumpen mit einer Leistung von jeweils 3000 Litern pro Minute zum Einsatz. Nach sechs Stunden hatten diese den Wasserpegel im Teich von sechs auf etwa 50 Zentimeter angehoben. Für die Wasserentnahme aus der Murr hatte das Landratsamt zuvor eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Ob das Projekt damit schon abgeschlossen ist, muss sich zeigen. Falls das Frühjahr sehr trocken wird, könnte laut Jürgen Ehrmann in zwei Monaten noch eine weitere Pumpaktion nötig sein.
Langfristig suchen die Stadt und die Naturschützer allerdings nach einer anderen Lösung, um die Pfaffenrinne zu bewässern. Ursprünglich sollte die Murr bei höherem Pegelstand diesen Job erledigen, doch der Fluss spült zu viel Sand und Gestein ins Biotop und fördert so die Verlandung. Jürgen Ehrmann spricht von einem Planungsfehler beim Bau des Biotops. Nun überlege man, die Pfaffenrinne mit dem Grundwasser zu verbinden, erklärt Tobias Großmann. Über fest installierte Pumpen könnte man dann den Wasserstand regulieren.