Wechsel im Ortschaftsratsvorsitz Backnang-Heiningen

Leonhard Groß verabschiedet sich nach acht Jahren als Ortsvorsteher in Heiningen. Altershalber möchte der 70-Jährige seinen Platz räumen. Der gebürtige Pfälzer dankt für die vertrauensvolle und offene Zusammenarbeit im Ortschaftsrat. Natascha Bobleter wird seine Nachfolgerin.

Leonhard Groß gibt den Stab des Ortsvorstehers weiter an seine seitherige Stellvertreterin Natascha Bobleter. Foto: Tobias Sellmaier

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Leonhard Groß gibt den Stab des Ortsvorstehers weiter an seine seitherige Stellvertreterin Natascha Bobleter. Foto: Tobias Sellmaier

Von Florian Muhl

Backnang. Es ist am Montag kurz vor 21 Uhr, als sich die Türen der Heininger Dorfscheuer nach außen hin öffnen. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sowie die Ortschaftsräte schwärmen heraus in den lauen Sommerabend zum Ständerling. Der formelle Abschied von Leonhard Groß als Ortsvorsteher von Heiningen ist vorbei. Und auch die Wahlen zu seinem Nachfolger beziehungsweise seiner Nachfolgerin. Alle Wahlen verliefen rasch und einstimmig. Wie so oft im Heininger Rat herrschte auch diesmal dort eine gute und vertrauensvolle Stimmung. Neue Ortsvorsteherin ist Natascha Bobleter, ihr Stellvertreter Bernd Haisch. Formell muss der Backnanger Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung die Wahlen noch bestätigen.

„Ich bin so froh, dass ich eine so tolle Nachfolgerin hab, sie ist grundanständig und verwurzelt und hier akzeptiert, da gibt man sein Amt gern ab“, bekennt der Mann, der sich während seiner achtjährigen Amtszeit nie in den Vordergrund gedrängt hat. Und Groß ergänzt glaubhaft: „Mir persönlich wärs ganz arg, wenn irgendeiner das machen müsste, mit dem ich mich nicht identifizieren könnte.“ Zu Beginn seiner Abschiedsrede hatte Groß die Vermutung geäußert: „Manche mögen sich wundern, warum ich mitten in der Wahlperiode mein Amt zurückgebe“, um gleich seine Antwort nachzuschieben: „Aber ich habe schon lange gesagt, dass ich mit 70 meine Amtszeit altershalber beenden möchte.“

Weisheit, Macht und Wissen haben ein Geheimnis, das ist die Demut, so der scheidende Ortsvorsteher. „Das Wort Demut kommt von Mut zum Dienen – davon hab ich versucht mich immer leiten zu lassen, vom Mut zum Dienen.“ Gerne könne er bestätigen, dass er in seinem Amt immer das Glück hatte, dass der Ortschaftsrat sich aktiv eingebracht und, wie auch viele Einheimische, ihn jederzeit unterstützt habe.

Natürlich hatte Groß auch mit Sorgen und Problemen zu tun. Der 70-Jährige erinnert an den tagtäglichen Durchgangsverkehr, an den notwendigen leistungsgerechten Ausbau der B-14-Anschlussstelle Backnang-Süd und an die langjährige Forderung um die Ausweitung der Tempo-30-Zone. Auch zwei Gedanken, die nicht spezifisch für Heiningen stehen, die aber alle betreffen, sprach Groß an. Einerseits: die Coronapandemie. „Die hat uns allen gezeigt, wie wenig die Leistungsgesellschaft und die Maximierung von Freiheit letztlich zu einem lebenswerten Leben führen, sondern wie sehr sich ein lebenswertes Leben im sozialen Miteinander vollzieht.“ In Heiningen sage man dazu schlicht und einfach: praktizierte Dorfgemeinschaft.

Der zweite Gedanke: der Krieg in der Ukraine. „Wir müssen jetzt wieder lernen, dass Frieden eben nicht selbstverständlich ist. Es ist mehr als traurig, dass die Menschheit nichts aus der Geschichte lernt – wir hätten doch wahrlich auch ohne diesen Krieg genug Probleme zu lösen.“ Der Ortsvorsteher schloss seine Rede mit den Worten: „Ich will nicht verhehlen, auch ich hab durch dieses Amt manches gelernt und möchte diese Zeit nicht missen.“ Ohne diese Zeit hätte er viele Personen und Bürger des Dorfes nicht so kennengelernt und auch nicht so viel über Heiningen erfahren. „Ich wünsche mir, dass meiner Nachfolgerin auch stets die Unterstützung vom Ortschaftsrat und von der Bürgerschaft zuteil wird, die mir immer so gut getan hat. Gerne sage ich meiner Nachfolgerin jederzeit jedwede Unterstützung zu, wünsche ihr allzeit gute Entscheidungen, viel Unterstützung, wenig Ärger und immer wieder eine gesunde Portion Optimismus. (...) Habe fertig.“

Oberbürgermeister Maximilian Friedrich würdigte das Wirken von Groß: „Als ehemaliger Verwaltungsangestellter wussten Sie, wie man den Laden schmeißt und als Pfälzer waren Sie nicht auf den Mund gefallen, hatten stets einen auflockernden, kecken Spruch parat. Als Ortsvorsteher haben Sie Heiningen in den vergangenen Jahren zu dem gemacht, was es heute ist: ein stolzer Stadtteil im Süden der Murr-Metropole.“

„Man kann sich einbringen und mitgestalten“, nennt Natascha Bobleter ihre Beweggründe, warum sie sich 2014 in den Ortschaftsrat von Heiningen hat wählen lassen. Ihr Vater Manfred Rommel, der viele Jahre im Kirchberger Gemeinderat saß, hat auch zu Hause in Zwingelhausen offensichtlich so begeistert von der Kommunalpolitik berichtet, dass er seine Tochter mit seiner Begeisterung anstecken konnte. Seit acht Jahren engagiert sich die 48-jährige Mutter dreier Söhne mit Leib und Seele für das Wohl des Ortes. Die gelernte Altenpflegerin leitet als Geschäftsführerin die Diakoniestation Mittleres Murrtal und ist zudem im Obst- und Gartenbauverein sowie in der evangelischen Kirchengemeinde aktiv.

Seit 2019 stand Natascha Bobleter Leonhard Groß als dessen Stellvertreterin zur Seite und hat dadurch noch mehr Einblicke in das Amt des Ortsvorstehers. „Für mich ist die ärztliche Versorgung hier sehr wichtig“, sagt die 48-Jährige, was sie in ihrem neuen Amt als Erstes anpacken wird.

Dorfscheuer verwandelte sich dank Unterstützung zahlreicher Bürger in das Schmuckkästchen im Ort

Projekte „Es wurde in den letzten Jahren doch einiges erreicht“, sagte Leonhard Groß in seiner Abschiedsrede und nannte einige Beispiele:

Das 2011 unter Heinz Franke begonnene ELR-Programm fand 2016 seinen erfolgreichen Abschluss. Es wurden die Ortsdurchfahrt und die anliegenden Straßen neu gestaltet. Dabei wurde auch die Dorfscheuer mit hohem ehrenamtlichen Einsatz vieler engagierter Bürger unter der Leitung von Ortschaftsrat Bernd Haisch ausgebaut und wurde ein Schmuckkästchen.

Derzeit wird das neue Feuerwehrgerätehaus Süd für die drei Teilortswehren Heiningen, Maubach und Waldrems gebaut.

Die Buslinie über die Weissacher Straße bis zum Gesundheitszentrum wurde im Jahr 2019 verlängert. Und das inzwischen stadtweit eingeführte Drei-Euro-Bus-Tagesticket ist gerade für die Bürger aus den Teilorten ein Fortschritt.

Das Backhaus wurde gerade außen an der Westfront saniert und wird innen noch restauriert beziehungsweise gerichtet.

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Erstellt:
20. Juli 2022, 06:00 Uhr

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