Weihnachten in der Fremde verbracht
Ein junges Paar aus Rumänien arbeitet im landwirtschaftlichen Betrieb von Bernd Häußermann im Heidenhof. Dieses Jahr sind die beiden über Weihnachten nicht nach Hause gefahren, aus finanziellen Gründen. Denn sie sparen für ihre Zukunft.

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Petra Pintér und Laszlo Kupás aus Rumänien feierten Weihnachten zum ersten Mal in Deutschland. Foto: A. Becher
Von Annette Hohnerlein
LEUTENBACH. Petra Pintér und Laszlo Kupás sitzen nebeneinander auf einer Bank im Hof ihres Arbeitgebers zwischen dem Fachwerkwohnhaus und dem Hofladen. Im Hintergrund kräht ein Hahn, Katzen kommen vorbei und schauen, ob irgendjemand vielleicht etwas Essbares für sie hat. Das junge Pärchen arbeitet seit 2017 in Deutschland, bei verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben in der Umgebung von Backnang. Seit Mai letzten Jahres sind die beiden bei Bernd Häußermann im Heidenhof bei Leutenbach beschäftigt. Sie packen bei verschiedenen Arbeiten mit an, die auf einem Bauernhof so anfallen: Eier und Kartoffeln sortieren und verpacken, im Sommer Erdbeeren, Himbeeren und Kirschen ernten, im Hofladen mithelfen, bestellte Waren zusammenpacken und ausliefern. Den Fahrdienst macht der junge Mann derzeit noch alleine, seine Freundin wird aber in nächster Zeit den Führerschein machen, erzählt Häußermann.
Weihnachtsgrüße per Videochat überbracht
Petra Pintér und Laszlo Kupás kommen beide aus dem Kreis Bihor im Westen Rumäniens. Sie gehören zur Volksgruppe der Ungarn, die in dem EU-Land die größte Minderheit stellt. Ihre Vorfahren stammen aus dem Nachbarland, ungarisch ist deshalb ihre Muttersprache.
Die beiden jungen Leute, sie ist 21, er ist 23 Jahre alt, haben Kontakt zu einigen Landsleuten in Ulm, die sie gelegentlich besuchen. Früher fuhren sie dreimal im Jahr für ein paar Wochen nach Hause, dieses Jahr haben sie zum ersten Mal Weihnachten nicht mit ihren Familien gefeiert.
Ein bisschen traurig war das schon, geben sie zu. Immerhin konnten sie ihren Lieben daheim per Facebook-Videotelefonat „Boldog karácsonyt“, das ist auf Ungarisch „Fröhliche Weihnachten“, wünschen. Sie verbrachten die Feiertage in ihrer Wohnung über dem Hofladen, spielten Karten oder Handyspiele, machten sich ungarischen „Krumplisaláta“ aus Kartoffeln, Eiern und Gurken und fuhren nach Karlsruhe, um einen Onkel von Petra Pintér zu besuchen.
Der große Traum ist der Hausbau in der Heimat
Dass sie dieses Weihnachtsfest nicht mit Eltern, Großeltern und Geschwistern verbracht haben, hat finanzielle Gründe. „Wir haben einen Plan“, verkündet Laszlo Kupás. „Wir wollen in Rumänien ein Haus kaufen, vielleicht sogar schon im nächsten Jahr, mal sehen.“ Dann wollen die beiden heiraten, eine Familie gründen und sich wieder dauerhaft in ihrer Heimat niederlassen.
Bis es so weit ist, dass sie genug Geld auf die Seite gelegt haben, arbeiten sie weiterhin in Deutschland. Denn obwohl beide eine abgeschlossene Berufsausbildung als Einzelhandelskaufleute haben, würden sie in Rumänien zu wenig verdienen, um sich ihren Traum vom eigenen Haus erfüllen zu können.
Pintér und Kupás gehören christlichen Konfessionen an und erzählen von Weihnachtstraditionen in ihrer Heimat, die man auch hier kennt: den Besuch des Nikolaus am 6. Dezember, den Adventskranz, den geschmückten Baum, unter dem Geschenke liegen, und das gemeinsame Essen mit der Familie und den Verwandten über die Weihnachtsfeiertage.
Darüber hinaus gibt es in Rumänien die Tradition, dass Kinder in der Zeit zwischen Heiligabend und dem 6. Januar von Haus zu Haus ziehen, Weihnachtslieder singen und dafür dann mit kleinen Leckereien belohnt werden.