Weissacher Markt ist umgezogen
Der Wochenmarkt in Unterweissach hat zum ersten Mal auf dem Gelände des ehemaligen HL-Markts stattgefunden. Ob der Standort eine Verbesserung zum alten darstellt, muss sich aus Sicht der Marktbeschicker erst noch zeigen.

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Zunächst einmal für sechs Monate ist der Wochenmarkt auf das Gelände des ehemaligen HL-Markts verlegt worden. Foto: A. Becher
Von Melanie Maier
WEISSACH IM TAL. Abwarten, wie sich die Lage entwickelt: Das war der Tenor der Marktbeschicker in Unterweissach am Freitagvormittag, wenn man sie danach fragte, was sie vom neuen Standort des Wochenmarkts halten. Drei Stunden nach der Eröffnung des Markts könne sie noch nicht viel dazu sagen, sagte zum Beispiel Anna Litzke, die den Käsestand Litzke betreibt: „Zum Reinfahren war’s in Ordnung, wie das Kundenaufkommen ist, kann man erst in zwei, drei Monaten sagen.“ Ein bisschen ungewohnt sei es gewesen, dass sie erst ein langes Stromkabel zu ihrem Stand ziehen musste, „aber das wussten wir ja schon vorher“.
Eigentlich hätte der Wochenmarkt bereits im Januar zum ersten Mal auf dem Gelände des ehemaligen HL-Markts stattfinden sollen. Doch wetterbedingt musste der Startpunkt mehrmals verschoben werden: Es fiel zu viel Schnee. Bei den letzten Vorbereitungen durch den Bauhof sei immer wieder der Winterdienst dazwischengekommen, sagt Rathausmitarbeiterin Juliane Gromes.
Bis Ende 2020 fand der freitägliche Wochenmarkt in Unterweissach auf dem Platz zwischen Rathaus und Kirche statt. Die Verlegung in die Welzheimer Straße ist vorerst nur für sechs Monate geplant, denn im Rahmen der Neugestaltung der Welzheimer Straße sollen rund um das Gelände demnächst größere Bauarbeiten beginnen. Von dem neuen Standort versprechen sich die Marktbeschicker, dass sie von der Laufkundschaft stärker wahrgenommen werden.
„Die Lage ist sehr zentral – das entspricht einem Wochenmarkt im Ortskern“, erklärt Till Bollinger vom „Obst& Eierhof Bollinger“. An seinem Stand verkauft der 39-Jährige Gemüse, Schnittblumen und natürlich Obst und Eier. Sein erster Eindruck vom neuen Standort ist positiv. „Mir kommt es vor, als sei der Markt hier belebter“, sagt er. Das nimmt auch seine Kollegin Silke Beck so wahr. „Die Laune ist wieder super bei den Kunden – und wenn der Kunde gut gelaunt ist, sind wir es auch“, sagt sie. Neben den Stammkunden seien auch schon einige neue dabei gewesen. „Wir hoffen, dass wir von ihnen in Zukunft auch berücksichtigt werden“, sagt sie.
Till Bollinger hofft, dass der Markt auch über den Probezeitraum von sechs Monaten hinaus auf dem neuen Gelände bleiben kann. „Zumindest bis die Bautätigkeiten starten.“ Was einen alternativen Standort angeht, hat er noch keine Idee. „Das müsste man mit dem Gemeinderat und der Gemeindeverwaltung partnerschaftlich beschließen.“
Zwar stimmten die Marktbeschicker einstimmig für die Standortverlegung. Doch nicht jeder Standbetreiber ist von dem Gelände des ehemaligen HL-Markts jetzt schon restlos überzeugt. „Ich bin noch ein bisschen skeptisch“, sagt Horst Kircher, 51, der seit 16 Jahren mit seinem Wurst- und Fleischstand zum Markt in Unterweissach fährt. „Auf dem alten Platz hatte ich es im Sommer immer schön schattig“, sagt er. „Wie es hier sein wird, weiß ich noch nicht.“
Wo der Wochenmarkt langfristig seinen Platz finden wird, steht noch nicht fest.
Am Rathaus habe es außerdem mehr Parkmöglichkeiten gegeben, vermutet er. Auf dem Parkplatz neben dem neuen Marktgelände habe er am frühen Morgen selbst keinen Platz mehr für sein Auto gefunden. „Ich kann mir vorstellen, dass das auch für manche Kunden ein Problem ist“, sagt Kircher. Dennoch möchte er dem neuen Gelände eine Chance geben. „Bis jetzt läuft es auch ganz gut“, sagt er.
Auch bei der Kundschaft gehen die Meinungen über den neuen Standort auseinander. Schöner, weil heller, findet ihn die 86-jährige Margarete Pörzel aus Auenwald, die fast jede Woche auf dem Weissacher Wochenmarkt einkauft. Vom Flair her nicht so schön wie an der Rathausmauer, meint dagegen Sonja Grübele, 65, aus Unterweissach. „Es sieht halt aus wie ein Parkplatz“, sagt sie und zeigt auf die Autos, die direkt neben dem Marktgelände parken. Schwierig findet Sonja Grübele auch die Beschaffenheit des Bodens, auf dem die Stände stehen: „Mit einem Rollator kann man sicher nicht gut über den Schotter gehen.“
Ein Problem, das vor der Verlegung vielleicht nicht mitbedacht wurde, das sich in ein paar Monaten aber auch schon wieder erübrigt haben könnte. Denn wo der Wochenmarkt langfristig seinen Platz finden wird, weiß auch der Weissacher Bürgermeister Ian Schölzel noch nicht. Bei den Beratungen mit den Marktbeschickern und dem Gemeinderat hatte er sich für den Verbleib zwischen dem Rathaus und der Kirche eingesetzt.
Am Freitag schaute Schölzel um kurz nach 10 Uhr auf dem Markt vorbei, um sich selbst ein Bild von dem neuen Standort zu verschaffen. Von den Marktbeschickern habe er bis jetzt nur positive Rückmeldungen erhalten, sagte er nach einem kurzen Rundgang. „Alles gut bis jetzt“, stimmt ihm die Käseverkäuferin Anna Litzke zu. Wahrscheinlich, sagt sie, müssten sowohl die Kunden als auch die Marktbeschicker sich erst einmal an den neuen Standort gewöhnen. „Einmal ist keinmal“, ist auch Till Bollingers Meinung dazu. Sechs Monate werde es schon dauern, meint er, bis sich alles eingespielt habe und bis sich zeigen werde, ob der neue Standort hält, was er verspricht.
Der Wochenmarkt in Unterweissach findet jeden Freitag von 7 bis 12 Uhr auf dem Gelände des ehemaligen HL-Markts an der Welzheimer Straße statt.