Welche Bushaltestellen werden in Weissach als Erste barrierefrei?
In der jüngsten Weissacher Gemeinderatssitzung diskutieren die Rätinnen und Räte über den Umbau der Haltestellen Lindenplatz und Rathaus.
Von Melanie Maier
Weissach im Tal. Der barrierefreie Umbau aller Bushaltestellen in Deutschland hätte schon am 1. Januar 2022 abgeschlossen sein sollen. In zahlreichen Gemeinden ist jedoch nicht einmal damit begonnen worden. In Weissach im Tal ist das nicht anders. Doch das soll sich ändern.
In der jüngsten Gemeinderatssitzung stand der Umbau der drei Haltestellen „Am Lindenplatz“ (beide Seiten) und „Rathaus“ auf der Tagesordnung. Die erstgenannte ist eine der zentralsten und die meist frequentierte der Tälesgemeinde. Ihr Umbau war bereits Anfang März 2021 Thema im Gemeinderat. Damals hatten die Rätinnen und Räte dem Umbau einstimmig zugestimmt – unter der Voraussetzung, dass sowohl das Land als auch der Bund diesen mit einer Förderung unterstützen. Allerdings ist nur die Förderung vom Land bewilligt worden. Diese beträgt rund 100000 Euro.
Umbau von Busbucht zu Fahrbahnrandhaltestelle
Bauingenieur Christoph Boitin vom Murrhardter Ingenieurbüro Riker+Rebmann stellte die Pläne in der Sitzung noch einmal ausführlich vor. Es gehe vor allem darum, die Haltestellen mithilfe spezieller Busbordsteinen auf 18 bis 24 Zentimeter anzuheben. Momentan liegen diese in den meisten Fällen noch bei zirka zehn bis zwölf Zentimetern. Die Haltestelle „Rathaus“ wird von den Buslinien 365, 381 und 383 angefahren, insgesamt etwa 25-mal täglich. Sie soll Boitin zufolge von der Busbucht zu einer Fahrbahnrandhaltestelle umgebaut werden. Zudem soll der vordere Einstiegsbereich mit einem taktilen Leitsystem für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen besonders hervorgehoben werden. Alles in allem werden hier rund 80000 Euro fällig.
Die Bushaltestelle „Am Lindenplatz“ in Fahrtrichtung Täferhalde, die von den Buslinien 365, 381, 382 und 384 angefahren wird, soll ebenfalls von einer Busbucht zur Fahrbahnrandhaltestelle umgebaut werden. Auch dort soll ein taktiles Leitsystem entstehen. Darüber hinaus war ursprünglich geplant, ein Wartehäuschen mit Gründach, Vogelschutzglas und einer Rückwand aus Stampflehm zu errichten. Zudem sollten acht Laubbäume (zwei auf der östlichen Seite, sechs auf der westlichen) angepflanzt werden. Um angesichts der finanziellen Lage der Gemeinde Kosten zu sparen, schlug die Verwaltung jedoch unter anderem vor, das Wartehäuschen nicht aus Stampflehm zu bauen und statt der Bäume nur eine Hecke anzulegen. Die Kosten für die Gestaltung der Haltestelle würden so von rund 67000 Euro auf knapp 35000 Euro sinken.
Der Ausbau muss biszum 30. Juni 2024 abgeschlossen sein
Die Haltestelle „Am Lindenplatz“ in Fahrtrichtung Rathaus wird ebenfalls von den vier Buslinien 365, 381, 382 und 384 angefahren und vor allem zum Ausstieg genutzt. Sie soll von der Fahrbahnrandhaltestelle zur Buskaphaltestelle mit taktilem Leitsystem umgebaut werden. Außerdem soll die Straße nach einer Anregung aus dem Gemeinderat von sechs auf 6,20Meter verbreitert werden. Das soll den Begegnungsverkehr entspannen. Die Kosten für den beidseitigen Umbau der Haltestelle „Am Lindenplatz“ betragen – bei der günstigeren Gestaltungsvariante – insgesamt rund 233000 Euro (rund 142000 Euro für die Haltestelle in Fahrtrichtung Täferhalde und knapp 56000 Euro für die in Richtung Rathaus sowie knapp 35000 Euro für die Umgestaltung nach Plänen des Backnanger Büros Roosplan). Die Bauarbeiten könnten der Verwaltung zufolge im November dieses Jahres beginnen. Bis zum 30. Juni 2024 muss der Ausbau abgeschlossen sein, um die Förderung zu erhalten.
Mit dem Umbau der zwei Haltestellen „Am Lindenplatz“ zeigten sich die Rätinnen und Räte soweit einverstanden, auch mit der abgespeckten Wartehäuschenvariante. Bei der Haltestelle „Rathaus“ kamen dagegen Bedenken zur Sprache. Irmgard Hestler (SPD) wies auf die schwierige Fahrsituation vor Ort hin. „Wir haben dort Tempo 30, an das sich aber so gut wie niemand hält“, so Hestler. „Wir kennen alle diese Kurve am Kirchberg. Ich sehe da eine Häufung von Unfällen auf uns zukommen.“ Der Umbau stelle für sie eine Verschlimmbesserung der Situation dar.
Großer Aufwand für wenige Fahrgäste
Carl Höfer (CDU/FWV) machte darauf aufmerksam, dass an der Haltestelle gerade einmal 47 Fahrgäste täglich ein- und aussteigen. „Die Frage ist, ob sich das lohnt, gerade diese Haltestelle umzubauen – eine Bushaltestelle, die wenig genutzt wird und für eine barrierefreie Nutzung auch nicht so leicht zugänglich ist“, führte er aus. Er schlug vor, den Umbau der Haltestelle zu verschieben, bis mehr Flexibilität vonseiten des Gesetzgebers komme, was den Ausbau betreffe, sodass es gegebenenfalls doch bei einer Busbucht bleiben könnte und nur der Bordstein erhöht werden müsste. Bauingenieur Christoph Boitin wies allerdings darauf hin, dass die Gemeinde ihre Förderung verlieren würde, wenn nicht auch die Haltestelle „Rathaus“ ausgebaut würde, da es eine Bagatellgrenze gebe. Höfer erkundigte sich daraufhin, ob es möglich wäre, stattdessen auch eine andere, mehr frequentierte Bushaltestelle zuerst umzubauen, bevorzugt in einem der Teilorte.
Thomas Obermüller (LWB) erinnerte daran, dass demnächst auch das Rathaus barrierefrei umgebaut werden soll. „Da ist es für mich logisch, dass in unmittelbarer Nähe auch eine barrierefreie Bushaltestelle sein muss.“ Sein Fraktionskollege Jan Hutzenlaub stimmte ihm zu. „Ich sehe nicht, dass sich die Gesetzeslage in zwei bis drei Jahren grundlegend ändert“, fügte er hinzu. „Jetzt haben wir die Planung, deshalb sollten wir das auch umsetzen. Die Bushaltestellen in den Teilorten werden die nächsten Schritte sein.“ Ziel sei ja, sämtliche Bushaltestellen in der Gemeinde barrierefrei umzubauen.
Nach weiterer intensiver Diskussion stimmten die Rätinnen und Räte mehrheitlich dafür (zwei Enthaltungen), dass die Verwaltung vor der Ausschreibung noch einmal prüfen soll, ob die Haltestelle „Am Rathaus“ gegen eine andere ausgetauscht werden kann. Das Thema wird gegebenenfalls nochmals im Gremium besprochen.