„Wenn man helfen kann, soll man helfen“

Die Initiative „Bürger helfen Bürgern in Notfällen“ ist für jeden da, der sie braucht, bis zu sechs Wochen lang. Der ehemalige Gemeinderat Günter Ruff hat vor 20 Jahren die Idee für diese Gruppe und findet neben seiner Frau Ingrid mehrere Mitstreiter.

Günter und Ingrid Ruff helfen beziehungsweise vermitteln Hilfe in Notlagen. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Günter und Ingrid Ruff helfen beziehungsweise vermitteln Hilfe in Notlagen. Foto: A. Becher

Von Carmen Warstat

AUENWALD. Als vor über 20 Jahren, noch unter Bürgermeister Peter E. Friedrich, im Auenwalder Gemeinderat die lokale Agenda 21 beschlossen wurde, gab es viele Ideen, erzählt Günter Ruff, und dass manche davon „in Schubladen verschwunden sind“. Andere wurden umgesetzt und haben überdauert. Als SPD-Gemeinderatsmitglied mit Herz, wie er sagt, schloss er sich damals dem Arbeitskreis für Gesellschaft, Kultur und Soziales an. Ruff beschloss, die Initiative „Bürger helfen Bürgern in Notfällen“ zu gründen, denn er sah immer häufiger, dass Einzelfälle alltäglicher Schwierigkeiten oder gar persönlichen Unglücks auf Dauer problematisch werden können, wenn es keine Unterstützung zur Überbrückung der schlimmsten Zeit gibt.

Ruff fragte sich damals, wer ihm und seiner Frau Ingrid würde dabei helfen können, anderen zu helfen. Er telefonierte herum und fand ein Dutzend Interessierte, die mit ihm der Meinung waren: „Wenn man helfen kann, soll man helfen.“ Von Anfang an stand fest, dass man nicht in Konkurrenz zu kirchlichen oder anderen Angeboten treten wollte und die Arbeit natürlich ehrenamtlich sein würde. Die Gemeinde unterstützte die Idee und veranlasste die Klärung der Versicherungsfrage. Seither befinden sich die Ehrenamtlichen während ihrer Tätigkeiten im Rahmen der Initiative in der Obhut der Gemeindeversicherung.

Bei Notfällen muss es nicht immer um Krankheit oder Tod gehen.

Der Zusatz zum Hilfsversprechen („in Notfällen“) meint nicht, dass es immer um Krankheit oder Tod gehen muss, sondern vor allem, dass es sich um kurzfristig eingetretene Problemsituationen handeln sollte. Ruff und seine Gruppe möchten ihre Mitbürger dabei unterstützen, solche Situationen (für bis zu sechs Wochen) zu überbrücken, denn langfristige professionelle Hilfe können und wollen sie nicht ersetzen. Das Spektrum der Nachfragen ist sehr breit und reicht von Kinder- und Jugendbetreuung etwa bei Unterrichtsausfall über das Einkaufen für ältere oder kranke Menschen, die Begleitung zu Arztbesuchen, Privattaxiangebote und anderem Alltäglichen bis hin zur Betreuung Angehöriger nach Sterbefällen.

Nicht immer wissen die Ehrenamtlichen nach einem Hilferuf, was sie erwartet. Ruff erzählt, dass es in einem Fall vor Jahren um praktische Umzugshilfe zu gehen schien, sich das Problem dann aber als ernsthafte psychische Notlage entpuppte und lange Gespräche geführt werden mussten, „um die Person wieder aufzubauen“. Asylsuchenden hat man geholfen und deren zum Teil traumatisierten beziehungsweise aggressiven Kindern, überforderten Eltern oder Menschen, die Unterstützung vonseiten ihrer Verwandten ablehnen, und auch Bürgern, die Probleme im Umgang mit Behörden hatten, etwa bei der Niederschlagswasserabrechnung oder Steuererklärung und Ähnlichem. Auch jetzt betont Ruff, dass es nicht um Konkurrenz zu professionellen Anbietern geht, sondern lediglich denen geholfen wird, die sich eine gewerbsmäßige Beratung nicht leisten können.

Angebot endet nicht an Ortsgrenzen der Gemeinde Auenwald.

Der 83-Jährige erzählt, dass Corona die Anfragen an sein Team hat schrumpfen lassen, und er kann sich nicht recht erklären, weshalb. „Wahrscheinlich haben die Leute Angst“, vermutet er und möchte dazu ermutigen, die Initiative in Anspruch zu nehmen. Seit Langem denkt Ruff über die Anmeldung als eingetragenen Verein nach und wird sie wahrscheinlich auch zu einem geeigneten Zeitpunkt in Angriff nehmen.

Und übrigens, diese Hilfe endet nicht an den Ortsgrenzen der Gemeinde Auenwald, sondern steht zum Beispiel auch für Bewohner von Oberweissach und Bruch zur Verfügung.

Kontakt: Günter Ruff (07191/52848) und Yvonne Bader, Hauptamtsleiterin der Gemeinde Auenwald, die den Kontakt zur Hilfsinitiative vermittelt: 07191/5005-10.

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Erstellt:
7. Mai 2021, 06:00 Uhr

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