Wer macht das Rennen ums Rathaus?
Bürgermeisterwahl Weissach im Tal Am Sonntag kann die Bürgerschaft der Tälesgemeinde ihre Stimme für die Person abgeben, die ihrer Meinung nach auf den ehemaligen Bürgermeister Ian Schölzel folgen soll. Die drei Kandidaten rechnen mit einem zweiten Wahlgang.
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So viel steht fest: Entweder Daniel Gutmann (links), Lena Weller oder Daniel Bogner wird ins Weissacher Rathaus einziehen. Foto: A. Becher
Von Melanie Maier
Weissach im Tal. Am Sonntag schlägt die Stunde der Wahrheit für die zwei Bürgermeisterkandidaten und die Bürgermeisterkandidatin, die sich um den Chefsessel im Unterweissacher Rathaus bewerben. Bereits am 17. März hat Ian Schölzel, der 15 Jahre lang die Geschicke der Tälesgemeinde leitete, sein neues Amt als Erster Bürgermeister in Waiblingen aufgenommen. Morgen können die Weissacherinnen und Weissacher darüber abstimmen, wer seine Nachfolge antreten soll.
Ausgeschrieben war Schölzels Stelle vom 22. Januar bis zum 28. Februar. In dieser Zeit haben sich drei Personen beworben. Als Erster gab der 31-jährige Daniel Gutmann aus Auenwald am 31. Januar seine Bewerbung ab. Der dreifache Familienvater ist Filialleiter einer Elektrogerätehandlung in Weinstadt-Endersbach. Nebenberuflich belegt er seit Oktober 2021 einen Bachelorstudiengang im Bereich Politikwissenschaft, Verwaltungswissenschaft und Soziologie an einer Fernuniversität.
Eine Woche nach Gutmann reichte Daniel Bogner seine Bewerbung im Weissacher Rathaus ein. Der 28-Jährige ist Leiter der Stadtkämmerei in Lorch. Er lebt mit seiner Partnerin in Sulzbach an der Murr. Bogner absolvierte ein Bachelorstudium an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg sowie das berufsbegleitende Masterstudium Business Development mit Schwerpunkt Public Management an der Steinbeis Business Academy. Von 2016 bis 2020 leitete er die Kämmerei der Gemeinde Simmersfeld. Bogner ist FDP-Mitglied, im Wahlkampf trete er aber für keine Partei an, betont er.
Am 16. Februar gab Lena Weller ihre Kandidatur um das Weissacher Rathaus bekannt. Die 26-Jährige stammt aus Weissach im Tal. Sie leitet ein staatliches Bildungszentrum im sächsischen Schleife, das den Bundesfreiwilligendienst pädagogisch begleitet. Ihr Bachelorstudium hat Weller in dem Fach „Governance and Public Policy“ an der Universität Passau absolviert. Zudem hat sie zwei Masterabschlüsse: einen von der Universität Erfurt in Staatswissenschaften und einen in politischer Psychologie von der Bournemouth University in England. Weller ist SPD-Mitglied und wird im Wahlkampf von der Partei unterstützt.
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Daniel Gutmann bei einem Termin im Alexander-Stift in Unterweissach. Foto: A. Becher
Daniel Gutmann ist „mehr als zufrieden“ mit dem Verlauf des Wahlkampfs. „Ich hatte sehr viele Termine und Gespräche“, berichtet er. „Ich kann sagen: Ich habe alles getan, was möglich war.“ Gerade nach der Kandidatenvorstellung der Gemeinde habe er zahlreiche bestärkende Anrufe und Nachrichten bekommen. „Viele haben mir gesagt, wie authentisch und ehrlich ich rübergekommen bin. Das war natürlich wahnsinnig motivierend“, sagt Gutmann.
Für seine Kandidatur rechnet er sich gute Chancen aus. „Ich muss ehrlich sagen, ich wäre enttäuscht, wenn ich Letzter werden würde. Nach manchen Gesprächen hat man schon so Höhenflüge und glaubt, dass es klappen könnte“, sagt er. Dennoch geht der 31-Jährige nicht davon aus, dass es schon morgen zu einer Entscheidung kommen wird. Er hofft, dass er den zweiten Wahlgang für sich entscheiden kann, der gegebenenfalls für den 10. April geplant ist. Sollte es dazu kommen, werden seine Wahlkampfmöglichkeiten allerdings eingeschränkt sein, erklärt er. „Ich hatte jetzt eineinhalb Wochen frei. Durch die Arbeitszeiten sind mir jetzt wieder die Hände gebunden.“ Heute wird Gutmann aber noch einmal von 7 bis 9 Uhr zwischen der Metzgerei Kühnle und der Bäckerei Mildenberger in Unterweissach ansprechbar sein.
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Daniel Bogner im Gespräch auf dem Weissacher Wochenmarkt. Foto: J. Fiedler
Daniel Bogner hat die zurückliegenden Wochen als eine „sehr, sehr intensive Zeit“ wahrgenommen. „Ich hatte ja noch meinen Vollzeitjob als Kämmerer“, erklärt er. „Außerhalb der Urlaubszeit wäre es schwierig gewesen, mehrere Wochen freizunehmen.“ Deshalb hatte er nur einzelne Tage oder Nachmittage und die Wochenenden für den Wahlkampf zur Verfügung. Seit Februar sei jeder Tag durchgetaktet gewesen. Trotz aller Anstrengung blickt der 28-Jährige auf eine „superspannende Zeit“ zurück. „Ich bin sehr offen empfangen worden. Von allem, was ich erlebt habe, bin ich überzeugt, dass Weissach das Richtige für mich wäre.“
Von den Bürgern habe er viel Zuspruch bekommen, berichtet Bogner: „Ich konnte sicherlich einige von meiner Persönlichkeit und beruflichen Erfahrung überzeugen.“ Für die Wahl rechnet er sich Chancen aus, es sei aber schwierig, den Ausgang einzuschätzen. Zwei Wahlgänge seien bei mehreren Bewerben mit unterschiedlichen Profilen nicht unüblich, so Bogner. „Natürlich tritt man an, weil man gewinnen möchte. Aber ich habe alles gegeben, was möglich war. Selbst wenn ich im ersten Wahlgang verlieren würde, könnte ich mit erhobenem Kopf aus der Sache rausgehen.“ Heute wird er als Schlussspurt mit einem Infostand durch alle Weissacher Ortsteile touren.
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Lena Weller beim Verteilen von Broschüren in Unterweissach. Foto: A. Becher
Lena Weller kann ebenfalls von positiven Begegnungen berichten: „Ich hatte wahnsinnig viele gute Rückmeldungen, das hat mir noch einmal Rückenwind gegeben“, sagt sie. „Man kann natürlich nicht jeden überzeugen. Aber das ist normal und gehört zu einer demokratischen Wahl dazu.“ Bei den Gesprächen schrieb sie oft mit, was die Bürgerinnen und Bürger ihr erzählten. „Wenn man vor Ort mit den Leuten spricht, kommen sie schnell darauf zu sprechen, was bei ihnen im Argen liegt – sei es das Schlagloch vor dem eigenen Haus oder die Straßenlampe, die nicht funktioniert. Falls es klappen sollte mit der Wahl, habe ich ein Büchlein voller Ideen, die ich umsetzen möchte“, erklärt sie.
Was den Wahlausgang betrifft, so möchte sich die 26-Jährige nicht festlegen. „Man kann eben nur von den eigenen Gesprächen auf das Ergebnis schließen“, sagt sie. „Ich hatte super Rückmeldungen, aber das ist natürlich in keinster Weise repräsentativ.“ Einen zweiten Wahlgang hält sie für möglich. Was sie sich „wirklich wünsche“, sei, „dass am Sonntag möglichst viele Menschen ihr Wahlrecht wahrnehmen. Sodass derjenige, der es von uns dreien wird, eine gute Legitimation hat.“ Von 13 bis 14 Uhr ist Weller heute bei einer Telefon- und WhatsApp-Sprechstunde erreichbar.