Widerstand aus Württemberg

Arbeitskreis „Erinnern und Gedenken“ des Heimat- und Kunstvereins lädt in Friedhofkapelle ein

Montage von Herbert Seybold. Foto: P. Wolf

Montage von Herbert Seybold. Foto: P. Wolf

BACKNANG (pm). Der Arbeitskreis „Erinnern und Gedenken“ im Heimat- und Kunstverein setzt am Samstag, 21. Juli, 15 Uhr in der Friedhofkapelle in einer weiteren Veranstaltung, nach dem Projekt „75 Jahre Stalingrad“ seine Erinnerungs- und Gedenkarbeit fort. Anlass dafür ist das von Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944 an Hitler verübte Attentat, das wohl scheiterte, aber dennoch oder gerade deswegen mit zum „Gründungsmythos“ der Bundesrepublik Deutschland gehört.

Die erinnernde und gedenkende Veranstaltung ist konzipiert als ein Zusammenklang von Bildern, Gedichten und Kommentaren zum Attentat und zur Persönlichkeit von Stauffenberg und vor allem auch in Hinblick auf seine Zugehörigkeit zum Kreis um den Dichter Stefan George (1868-1933). In diesem Jahr wird an den 150. Geburtstag von Stefan George und an dessen Rolle als Dichter und besonders als Mentor und Anreger des „Geheimen Deutschland“ erinnert.

Den Auftakt macht eine Power-Point-Präsentation von Dr. Roland Idler mit dem Titel „Widerstand aus Württemberg“ zur Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, zum Attentat von Georg Elser am 8. November 1939 und zu Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944. Im weiteren Verlauf trägt Ulrich Olpp die Gedichte von Stefan George vor, die Stauffenberg mit zur Tat animierten, wie „Das Geheime Deutschland“, „Der Täter“ und der „Widerchrist“, wobei Stauffenberg das Letztere noch am Abend vor dem Attentat zitiert habe, und bei seiner Erschießung im Hof des Bendlerblocks soll er ausgerufen haben: „Es lebe das ,Geheime Deutschland‘!“

In Exkursen dazu wird erklärt, was das „Geheime Deutschland“ im George-Kreis bedeutete oder was Ernst Jünger am 21. Juli 1944 unmittelbar nach der Bekanntgabe des gescheiterten Attentats dazu in seinem Tagebuch schrieb. Zur Sprache kommt der Eid, den die Stauffenberg-Brüder Berthold und Claus zum Attentat verfasst haben, ebenso die besondere Beziehung von Claus von Stauffenberg zu Hitler und dessen Krieg.

Ein weiterer Punkt ist die Darstellung der ethisch-moralischen Problematik des Tyrannenmordes, wobei das Grundgesetz der Bundesrepublik aus dem Jahr 1968 im Artikel 20, Absatz 4 ein Widerstandsrecht enthält, das den Tyrannenmord als letzte Konsequenz nicht ausschließt. Dies steht wiederum im Widerspruch zu dem christlichen Gebot: Du sollst nicht töten.

Dieser Punkt wird in Verbindung gebracht mit der Charakterisierung von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, seinem biografischen Werdegang, Persönlichkeitsstruktur und Bindung an den Dichter Stefan George.

Bilder zum Thema Attentat

und Tyrannenmord

Im Ausstellungsteil der Veranstaltung stehen Bilder, zumeist gehalten in einer realistisch und didaktisch strukturierten Bildsprache, die bestimmte Vorgänge im Zusammenhang mit dem Attentat aufzuzeigen versuchen. Clemens Hövelborn verbindet im Bild den Offizier und Adligen Stauffenberg mit dem Schreiner Georg Elser, beide aus Württemberg, die als einzige ein Attentat auf Hitler gewagt haben. In zwei Bildtafeln setzt Ernst Hövelborn den 20. Juli 1944 in Relation mit dem Attentat der athenischen Tyrannenmörder Harmodios und Aristogeiton aus dem Jahr 514 vor Christus, wobei dieser gescheiterte Tyrannenmord dennoch den Auftakt zur ersten Demokratie der Welt im Stadtstaat Athen bildete. In einem dritten Bild erscheint das „Geheime Deutschland“ im „Strahl von Hellas“ mit seinen Ahnvätern Platon und Stefan George sowie der römischen Wölfin als Reminiszenz an das „Heilige römische Reich deutscher Nation“.

Ulrich Olpp stellt in freier und abstrakter Bildsprache den Komplex Attentat und den „Sprengstoff“, der darin bis heute steckt, in einem Triptychon dar.

Herbert Seybold setzt direkt in Form einer Montage den Vorgang Attentat, die Begegnung von Hitler mit Stauffenberg und die Erschießung im Bendlerblock ins Bild. Rainer Vogt hingegen stellt den jungen Offizier Stauffenberg dar, wie er dem Bildhauer Frank Mehnert als Modell zu einer Skulptur diente. In einer weiteren Darstellung sieht man dann nur den Sarg Hitlers, sozusagen als hypothetische Möglichkeit einer positiven Wendung des Attentats.

Der Arbeitskreis „Erinnern und Gedenken“ im Heimat- und Kunstverein unter der Leitung von Roland Idler will mit dieser komplexen Veranstaltung den Widerstand aus Württemberg und das Attentat am 20. Juli 1944 sowie die Person von Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seine geistig-kulturelle Bindung an den George-Kreis veranschaulichen und damit den Erinnerungsort Friedhofkapelle mit unterschiedlichen Themen beleben. Zu der Veranstaltung sind alle am Thema interessierten Bürger eingeladen.

Die Ausstellung in der Friedhofkapelle im Stadtfriedhof, Friedhofstraße 40, ist täglich jeweils von 8 bis 18 Uhr bis zum Sonntag, 5. August, zu besichtigen. Öffentliche Führungen finden an den Sonntagen, 22. Juli und 5. August, um 15 Uhr statt. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.

Zum Artikel

Erstellt:
17. Juli 2018, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen