Wie die Fantas nach dem Konzert feierten

Nach dem euphorisch bejubelten Konzert in der Schleyerhalle ist Thomas D. völlig geflasht. Er äußert sich begeistert: „Was heute passiert ist, war das vielleicht beste, schönste, großartigste Stuttgart, das wir je erlebt haben.“

Beim Schlussapplaus bedanken sich die Fantastischen VIer mit ihren Musikern beim Stuttgarter Publikum, dem wohl besten Hip-Hop-Publikum in Deutschland.

© Piks/Klaus Schnaidt

Beim Schlussapplaus bedanken sich die Fantastischen VIer mit ihren Musikern beim Stuttgarter Publikum, dem wohl besten Hip-Hop-Publikum in Deutschland.

Von Uwe Bogen

Stuttgart - Weihnachten 2024 fällt für Thomas D. auf den 22. Dezember – auf den Tag des 20. weihnachtlichen Heimspiels der Fantastischen Vier in der seit Monaten ausverkauften Schleyerhalle. 12 000 Fans, die in über zwei Stunden alles gaben, den Hit „Troy“ auch ohne Band minutenlang sangen, die ausgerastet sind, machen sich beseelt von diesem einzigartigen, tief berührenden Konzerterlebnis auf den Heimweg.

Nun wird das Hallenlicht eingeschaltet. Die Crew baut ab. Während die After-Show-Party langsam im Saal 2 im Backstage-Bereich beginnt, läuft Thomas D. ganz im Glück mit dem Handy durch die leere Schleyerhalle. Was er an diesem Abend erlebt habe, sagt der Rapper via Selfie-Video an seine Fans, lasse sich mit Worten nicht beschreiben. Stuttgart habe ihm ein „unglaubliches Geschenk“ gemacht – an jenem Ort, an dem sein Traum begonnen habe, Popstar zu werden. Mit Ausnahme des Wasenauftritts zum 20. Bandgeburtstag habe er so eine große Begeisterung und Euphorie „noch nie in unserem Leben erlebt“ wie am Sonntag zum Abschluss der Long-Player-Tour 2024 daheim in Stuttgart. Damit steht für ihn fest: Das sei „Weihnachten am 22. Dezember“ gewesen.

Zwar hörte man zuletzt, die Stuttgarter Band würde im Alter von 55 bis 57 Jahre langsam daran denken, eine Abschiedstournee zu planen. Doch in dieser Nacht glaubt niemand daran. „Wir kommen in den nächsten 20 Jahren immer an Weihnachten zu den Fantas“, sagt ein Gast, „und wenn wir irgendwann dafür den Rollator brauchen.“

Eine große, wilde After-Show-Party gibt’s nicht. Diese Zeiten sind vorbei oder sind ohnehin nur der Nachklang von Legendenbildung. Etwa 150 Gäste, vor allem die Stuttgarter Familien und Stuttgarter Freunde, aber auch der VfB-Chef Alexander Wehrle und der frühere VfB-Star Timo Hildebrand, sind nach dem Konzert zum Get Together an Stehtischen in einem Backstage-Saal eingeladen. Michi Beck und Smudo brechen relativ früh auf, sie wollen noch in der Nacht zurück zu ihren Familien nach Berlin oder Hamburg. Thomas D. und And.Ypsilon (der einzige der Vier, der noch in Stuttgart lebt) feiern länger in der Schleyerhalle.

Thomas D. hilft noch bei der Suche nach der Jacke eines Fotografen, die er backstage bei den Sanitätern aufgehängt hatte – aber dann war die Wollstrickjacke verschwunden. Hat sie womöglich jemand aus Versehen mitgenommen?

Alle Jahre wieder wird der Manager Andreas „Bär“ Läsker von Menschen bombardiert, die von ihm noch Karten wollen, da alles ausverkauft ist. „Die meisten melden sich drei Tage davor“, sagt er, „dann ist natürlich nichts mehr möglich.“ Wer es auf die Gästeliste geschafft hat, wird aufgefordert, für die Initiative „Laut gegen Nazis“ zu spenden, was auch alle tun.

Im Konzert wird der Schriftzug der Kampagne eingeblendet – die Fantas waren schon immer eine Band, der es um mehr geht als um Spaß, die sich gesellschaftlich einmischt gegen die Gefahren von rechts. Im Hallenrund sammeln „Omas gegen rechts“ Pfandbecher ein – das Pfandgeld geht ebenfalls an „Laut gegen Nazis“. Vor dem Konzert überreicht Andreas Kroll, der Geschäftsführer von in.Stuttgart, der Band den „Troy-Award“ für 20 Konzerte im Hallenduo (zweimal waren die Fantas auch in der Porsche-Arena) vor insgesamt über 200.000 Fans. „Damit bedanken wir uns bei den Fantas für die außergewöhnliche Treue zur Schleyerhalle“, sagt er, „es ist aber auch ein großer Dank an die Fans, die immer wieder auf die energiegeladenen Konzerte der Band kommen – auch das ein echter Treuebeweis.“

Am 23. Dezember 1993 wagten die Fantastischen Vier mit dem zu diesem Zeitpunkt gerade veröffentlichten Erfolgsalbum „Die 4. Dimension“ zum ersten Mal den Sprung auf die Bühne in Stuttgarts größter Veranstaltungsarena. Dieser Auftritt in der Schleyerhalle hat Stadt- und Konzertgeschichte geschrieben. Es sollte elf Jahre dauern, bis die deutschen HipHop-Urväter erneut das große Rund der Schleyerhalle bespielten – mit einem ausverkauften Doppelkonzert am 15. und 16. Dezember 2004.

Seitdem ist immer kurz vor Heiligabend Bescherung für die Fans wie auch für die Fantas. Diese wunderbare Tradition wird, versteht sich, fortgesetzt: Der Vorverkauf für den Auftritt am 20. Dezember 2025 hat bereits begonnen.

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Erstellt:
23. Dezember 2024, 22:06 Uhr
Aktualisiert:
24. Dezember 2024, 21:56 Uhr

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