Übertragung von Erregern
Wie Ebolaviren die Haut durchdringen
Bisher wusste man, dass das hochgefährliche Ebolavirus über Körperflüssigkeit übertragen wird. Nun stützt eine Studie den Verdacht, dass der Erreger sich auch über die Haut verbreiten kann.
Von Walter Willems (dpa)/Markus Brauer
Das Ebolavirus kann zwischen Menschen wohl auch durch Hautkontakt übertragen werden. Eine US-Studie zeigt auf, wie der Erreger aus dem Blut verschiedene Zelltypen und Schichten der Haut infiziert und dabei bis an ihre Oberfläche gelangt.
„Diese Studie erforscht die Rolle der Haut als möglichem Übertragungsweg einer Ebola-Infektion“, erläutert Erstautorin Kelly Messingham von der University of Iowa. „Sie identifiziert erstmals mehrere Zellarten der Haut, die eine solche Infektion ermöglichen.“
Lebensgefährliche Blutungen
Das seit den 1970er Jahren bekannte Ebolavirus verursacht in Zentral- und Westafrika immer wieder – meist lokal begrenzte – Epidemien. Der Erreger wird vor allem durch Körperflüssigkeiten wie etwa Blut, Urin, Speichel oder Erbrochenes übertragen.
Symptome der Krankheit sind neben Müdigkeit, Übelkeit, Schmerzen und Fieber unter anderem lebensgefährliche innere und äußere Blutungen.
Seltene und lebensbedrohliche Infektionskrankheit
Ebola ist eine seltene und lebensbedrohliche Infektionskrankheit. Sie gehört zu den viralen hämorrhagischen Fiebererkrankungen (VHF) und wird durch das Ebolavirus verursacht. In der Fachliteratur gängige Bezeichnungen für Ebola sind Ebola Virus Disease (EVD) und Ebolafieber.
Die Gattung Ebolavirus gehört zur Familie der Filoviren und wird in fünf Spezies unterteilt: Zaire, Sudan, Taï Forest, Bundibugyo und Reston. Reston ist als einzige Spezies für Menschen in der Regel nicht gefährlich. Der bislang größte Ausbruch 2014/2015 in Westafrika mit mehr als 11.000 Todesopfern wurde durch das Zaire-Ebolavirus verursacht, ebenso alle Ausbrüche in der Demokratischen Republik Kongo in den letzten Jahren.
Der Ausbruch in Uganda seit September 2022 wurde durch das Sudan-Ebolavirus (SUDV, auch „Sudanvirus“) verursacht.
Analyse menschlicher Haut
Schon 2014/15 gab es den Verdacht, dass sich manche Patienten durch Hautkontakt mit Erkrankten und Verstorbenen infiziert haben könnten. Die nun im Fachblatt „Science Advances“ vorgestellte Laborstudie bestätigt diesen Infektionsweg.
A new study shows how the #Ebola virus targets skin cells to reach the skin’s surface during the final stages of infection. https://t.co/VawQAJsTnBpic.twitter.com/IwhCQvMgdM — Science Advances (@ScienceAdvances) January 6, 2025
Darin analysiert das Team um Kelly Messingham Proben von menschlicher Haut, die von gesunden Menschen stammen. Die bis zu acht Millimeter dicken Proben wurden derart in eine Schale platziert, dass nur die tiefere Schicht – die Dermis (Lederhaut) – Kontakt zum Nährmedium hatte, nicht aber die Oberhaut – die Epidermis.
Dann gab das Team Ebolaviren oder ähnliche Erreger in das Nährmedium und untersuchte deren Ausbreitung bis zu 17 Tage lang.
Mehrere Zelltypen infiziert
In der Haut infizierten die Erreger gleich mehrere Zelltypen, darunter in der Dermis bestimmte Makrophagen des Immunsystems, an der Innenseite der Blutgefäße liegende, spezielle Endothelzellen, Fibroblasten des Bindegewebes sowie in der Epidermis auch Keratinozyten, also hornbildende Zellen.
Binnen drei Tagen gelangten die Erreger bis in die oberste Schicht der Epidermis. Das zeige, dass sich das Virus durch die Haut verbreiten könne, folgert die Gruppe. Die Epidermis wurde in sämtlichen Hautproben infiziert, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß, wie das Team betont.
„Unsere Resultate zeigen, dass die Keratinozyten der Epidermis als zelluläre Ziele der Ebolavirus-Infektion dienen“, schreiben die Forscher. „Die Verbreitung des Virus durch die Hautschichten in die Epidermis könnte zur Präsenz infektiöser Viren auf der Hautoberfläche führen.“ Dies wäre ein möglicher Übertragungsweg.