Schlümpfe-Sammler: Wie eine Reise nach Schlumpfhausen

Sammellust (17) Remo Ille und seine Tochter Lena haben Hunderte Schlümpfe zusammengetragen. Manche der blauen Comicfiguren sind so begehrt, dass sie zahlreiche Fälscher auf den Plan rufen, doch Ille kennt die Originale gut.

Remo und Lena Ille sind selbst erstaunt über den Umfang ihrer Schlumpfsammlung. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Remo und Lena Ille sind selbst erstaunt über den Umfang ihrer Schlumpfsammlung. Fotos: Alexander Becher

Von Valentin Schmid

Aspach. „Ich durfte Sie nicht anfassen“, erinnert sich Lena Ille schmunzelnd, „die standen alle in der Vitrine.“ Dass seine heute 17-jährige Tochter nicht mit der Schlumpfsammlung spielen durfte, hatte jedoch mehr pragmatische als erzieherische Gründe, wie Remo Ille erklärt: Obwohl die blauen Hartgummifiguren als Spielzeug entworfen wurden, seien sie für Sammler in „unbespieltem Zustand“ deutlich wertvoller. Schließlich verlieren die Figuren schnell mal eins ihrer Kleinteile, wenn sie durch die Kinderhände wandern, wie Ille an einem Schlumpf mit beweglicher Miniaturhantelstange demonstriert.

Eine Schulklasse mitten im bunten Treiben der Schlümpfe.

© Alexander Becher

Eine Schulklasse mitten im bunten Treiben der Schlümpfe.

Vor ihm auf dem Gartentisch tummeln sich Hunderte Schlümpfe in erstaunlicher Farb- und Themenvielfalt. Da sitzt etwa eine Schlumpfschulklasse in Sichtweite von deren fiktivem Erzfeind, dem Zauberer Gargamel. Nur wenige Zentimeter entfernt steht eine blaue Version von Marilyn Monroe neben Frankensteins Monster. Auf den ersten Blick fast eine Reizüberflutung.

Es sind zu viele blaue Schlümpfe für den Gartentisch

Vor gut zweieinhalb Jahren musste Familie Ille die Sammlung wegen eines Wasserschadens einpacken und in Kisten verstauen. „Erst jetzt, nach dem Auspacken, war mir wieder klar, wie viele es sind“, sagt Remo Ille. Sie haben ungefähr 600 Stück gezählt, sind sich aber nicht ganz sicher über die exakte Anzahl. Jedenfalls sind es deutlich mehr, als auf dem Gartentisch der Familie Platz finden.

Wer ist der Schnellste? Drei Schlümpfe mit fahrbarem Untersatz.

© Alexander Becher

Wer ist der Schnellste? Drei Schlümpfe mit fahrbarem Untersatz.

Remo Ille ist einst selbst mit den blauen Figuren aufgewachsen: „Bei uns ging es zur Haustüre raus und dann links war ein Spielwarenladen.“ Als er drei oder vier Jahre alt war, habe seine Mutter „Schlumpfsets“ gekauft und die weißen Rohlinge mithilfe von Farbstiften selbst bemalt. „Die hat da einfach Spaß dran gehabt“, meint Ille. Zu den ersten Figuren, mit denen er spielte, zählen ein Indianer, ein Doktor und ein Forscher. Mit der Zeit habe es sich so ergeben, dass eine Sammlung aus den Schlümpfen entstand. Im Vergleich zu anderen Sammlungen sind 600 Schlümpfe jedoch eher eine kleine Anzahl, sagt der 47-jährige Kfz-Mechaniker: „Ich weiß von einem Sammler, der hat 4000 Stück.“ Um Missverständnisse zu vermeiden, betreiben die Sammler sogar ein eigenes System, in dem sich jedes Schlumpfmotiv über eine eindeutige Nummer identifizieren lässt. Es ist im Internet oder auf Papier zu finden, erklärt Lena Ille, während sie ein rotes Buch mit der Aufschrift „Schlumpfkatalog IV“ hochhält. Sie schlägt die Seite mit einem knienden und betenden Schlupf auf. „Der ging weg für 1000 Euro“, meint Remo Ille, gehörte aber leider nicht zur eigenen Sammlung.

Ihre wertvollsten Exemplare seien vermutlich die „Geschichtsschlümpfe“, welche die Erfinder Benjamin Franklin und Thomas Edison zeigen. Beide könnten beim Verkauf ungefähr 250 Euro einbringen. Begehrt seien aber immer auch die Schlümpfe mit Werbeaufdruck, da sie nur in kleiner Auflage hergestellt werden. Exemplarisch zeigt Remo Ille auf einen Schlumpf mit grünem Siegeskranz, den die Tankstellenkette BP zu ihrem 75-Jahr-Jubiläum herstellen ließ.

Gefälschte Exemplare lassen sich an bestimmten Indizien erkennen

Der hohe Wert mancher Schlümpfe habe leider auch zahlreiche Fälscher auf den Plan gerufen, erklärt Ille. Zur Veranschaulichung nimmt er zwei „Schlumpfinen“ mit identischer Körperhaltung, aber unterschiedlichen Haarfarben aus der Menge. „Die Leute streiten sich da über die Urform.“ Ein wichtiges Indiz, um einen Originalschlumpf zu erkennen, sei die Beschriftung auf der Unterseite, erläutert Ille weiter. Dort habe die Firma Schleich neben ihrer Adresse nicht etwa das Produktionsdatum vermerkt, sondern den Termin, an dem das Produkt offiziell lizenziert wurde. Bei einem „Olympiaschlumpf“ hat die Stadt Schwäbisch Gmünd, wo Schleich die Figuren bis heute produziert, noch die Postleitzahl 7070. „Dann weißt du, wie alt der ist“, meint Ille grinsend.

Der Storch bringt einen Babyschlumpf.

© Alexander Becher

Der Storch bringt einen Babyschlumpf.

Manche Schlümpfe hat Remo Ille gleich zweifach gekauft: einen für die Sammlung und einen als Spielzeug für die Tochter. So sei der Funke langsam, aber sicher auch auf den Nachwuchs übergesprungen. „Dann sind wir zusammen auf die Jagd gegangen.“ Es gibt unterschiedliche Wege, um die blauen Comicfiguren in die Finger zu bekommen. Einige haben sie ganz unkompliziert von Bekannten geschenkt bekommen, für andere sei er schon „über 1000 Flohmärkte gerannt“. Anlässlich einer Sonderaktion sei die Familie auch schon zu McDonald’s gefahren, um einen bestimmten Schlumpf zu erwerben — aber ohne etwas zu essen. „Ich tausche auch immer mal wieder“, erklärt Ille, „bei eBay Kleinanzeigen geht da viel.“ Lena Ille, die aktuell das Wirtschaftsgymnasium der Eduard-Breuninger-Schule in Backnang besucht, hat mit Blick auf die vielen Schlümpfe noch einen Vorbehalt: Sie findet es schade, dass nur 100 Schlumpfinen zur Sammlung gehören, der Rest sind Jungs. Ihre persönliche Lieblingsfigur sei eine blonde Schlumpfine mit Spiegel und Kamm in der Hand. Er tendiere dazu, nur noch die seltenen Schlümpfe zu sammeln, meint Ille. Vor allem diejenigen, die auf einem eigenen kleinen Podest stehen, haben es ihm angetan. Als zukünftige Erbin entscheide aber seine Tochter Lena, wie es auf lange Zeit mit der Sammlung weitergeht. „Die Schlumpfinen behalte ich auf jeden Fall alle“, entgegnet diese grinsend.

Serie Unter dem Titel „Sammellust“ stellen wir in dieser Serie Menschen aus der Region vor, die außergewöhnliche Sammlungen haben. Kennen Sie jemanden, der dafür infrage kommt, oder sind Sie selbst leidenschaftlicher Sammler? Dann melden Sie sich per E-Mail an: redaktion@bkz.de

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Erstellt:
13. August 2022, 06:00 Uhr

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