Studie zu Mikroplastik-Emissionen
Wie viel Mikroplastik entsteht beim Mountainbike-Radeln?
Mikroplastik ist allgegenwärtig. In den entlegensten Regionen der Erde finden sich die Partikel genauso wie im menschlichen Körper. Die Quellen sind Teil unseres Alltags: Abrieb von Auto- oder Fahrradreifen. Wie hoch deren Emissionen sind, haben Forscher jetzt erstmals ermittelt.

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Die Ergebnisse der Bayreuther Studie zeigen, dass Mountainbike-Reifen zwar direkt in der Natur Mikroplastik freisetzen, die Menge jedoch im Vergleich zu motorisierten Fahrzeugen deutlich geringer ausfällt.
Von Markus Brauer
Forscher der Universität Bayreuth haben erstmals konkrete Zahlen zum Abrieb von Mountainbike-Reifen im Gelände geliefert. Die Ergebnisse tragen dazu bei, den globalen Mikroplastik-Kreislauf besser zu verstehen. Über ihre Erkenntnisse berichten sie im Fachjournal „Science of the Total Environment“.
Mikroplastik ist allgegenwärtig
Mikroplastik findet sich mittlerweile fast überall, in Haushaltsprodukten und Lebensmitteln, im menschlichen Körper, in Böden, im Wasser und in der Luft. Das hat negative Auswirkungen auf Ökosysteme und auch auf die Gesundheit von Lebewesen inklusive des Menschen.
Autos sind Mikroplastik-Schleudern
Ein erheblicher Anteil des Mikroplastiks in der Umwelt wird durch den Autoverkehr und den damit einhergehenden Abrieb der Autoreifen freigesetzt. Jedoch sind andere Fortbewegungsmittel, die ebenfalls Reifenabrieb freisetzen, bislang wenig erforscht.
Untersuchungen anderer Fortbewegungsmittel wie dem Fahrrad tragen zum Verständnis bei, wie viel Mikroplastik auf welchem Weg in die Umwelt gelangt, und können so eine umweltschonendere Mobilität fördern.
Seit Jahren ist bekannt, dass der Abrieb von Autoreifen einen entscheidenden Teil des Mikroplastiks in der Umwelt ausmacht:
- Pro 100 gefahrener Kilometer werden etwa elf Gramm Mikroplastik in die Umwelt freigesetzt, was in Deutschland etwa 57 Prozent der Mikroplastikverschmutzung durch Verkehr und 35 Prozent der gesamten Mikroplastikverschmutzung ausmacht.
Radfahren – die umweltfreundliche Alternative?
Fahrradfahren gilt dagegen als umweltfreundliche Fortbewegungsmethode und ist außerdem eine beliebte Freizeitaktivität: Insbesondere das Mountainbikefahren erfreut sich immer größerer Beliebtheit, sodass inzwischen etwa 20 Prozent der deutschen Bevölkerung diese Sportart ausübt.
Zu Menge und Signifikanz des Reifenabriebs beim Mountainbikefahren gab es bislang jedoch keine Daten. Für ein breiteres Verständnis der Auswirkungen des Fahrradfahrens auf unsere Umwelt haben Forscher am Lehrstuhl für Sportökologie der Universität Bayreuth nun erstmals eine Studie zum Abrieb von Mountainbike-Reifen durchgeführt.
So lief das Experiment ab
Das Team um Fabian Sommer stattete hierfür neun Mountainbikefahrer mit neuen Fahrradreifen aus. Anschließend gingen die Probanden ihren individuellen Fahrgewohnheiten nach und trackten die zurückgelegten Strecken per GPS.
In festgelegten Abständen wurden die Fahrradreifen im Labor gewogen, um den Materialverlust und damit den Abrieb zu messen und zu dokumentieren.
- Im Durchschnitt ergab sich ein Abrieb von etwa dreieinhalb Gramm pro 100 Kilometer, was einem Pro-Kopf-Abrieb von bis zu 88 Gramm jährlich entspricht.
- Umgerechnet auf die gesamte Mikroplastikverschmutzung in Deutschland tragen Mountainbikes somit zu weniger als einem Prozent bei.
- Zudem stellten die Forscher fest, dass die Abriebrate während der ersten 500 Kilometer mit neuen Reifen höher war als nach der 500-Kilometer-Marke.
Demzufolge könnte dies durch die Abrundung der Kanten am Reifen und die relativ schnelle Abnutzung des überstehenden Materials aus dem Produktionsprozess – den kleinen haarartigen Strukturen – auf den neuen Reifen verursacht werden.
Vorteil des Fahrrads zur nachhaltigen Fortbewegung
„Unsere Studie liefert erstmals belastbare Zahlen zur Reifenabriebmenge von Mountainbikes unter realen Nutzungsbedingungen“, sagt Sommer.
Die Ergebnisse zeigten, dass Mountainbike-Reifen zwar direkt in der Natur Mikroplastik freisetzen, die Menge jedoch im Vergleich zu motorisierten Fahrzeugen deutlich geringer ausfalle. „Das unterstreicht einen weiteren Vorteil des Fahrrads als nachhaltige Fortbewegungsmethode.“