Wildkatzen erobern sich den Südwesten zurück

Lange galten die scheuen Waldbewohner als ausgerottet, doch jetzt finden sich immer häufiger Nachweise auf die Tiere

Bretten/Freiburg /EPD - Es ist ein wenig traurig, aber auch ein Lichtblick. In einem Holzstapel im Naturpark Stromberg-Heuchelberg bei Bretten ist im Herbst ein totes Kätzchen gefunden worden. Wie eine genetische Untersuchung bestätigte, handelt es sich bei dem grau getigerten Tier nicht um eine Hauskatze, sondern um eine seltene Wildkatze. Und damit ist es eine kleine Sensation. „Auch wenn das Kätzchen tot war, es ist der erste Beweis dafür, dass sich die Wildkatze im Naturpark vermehrt“, sagte ein Sprecher des Naturparkzentrums.

Seit 2011 waren im Naturpark mehrmals Haare von der scheuen Waldbewohnerin gefunden worden, 2017 konnte erstmals ein Video aufgenommen worden. Immer öfter finden sich Hinweise auf die Wiederbesiedlung des Landes durch die Wildkatze. Zum Ende des 18. Jahrhunderts hatte der Mensch sie in Mitteleuropa nahezu ausgerottet, sagt Wildkatzen-Experte Dieter Borck aus Bühl. Im Südwesten wurde 1912 die letzte Wildkatze erschossen.

Erst in den Nullerjahren gab es unter Jägern Gerüchte, dass wieder Wildkatzen durch den Südwesten tollen. 2009 machte eine Joggerin einen Sensationsfund bei Bühl. Sie entdeckte im Wald zwei verwaiste Wildkätzchen, Hänsel und Gretel. Seitdem haben sich die Tiere, die vermutlich von den Vogesen aus eingewandert sind, immer weiter verbreitet. Fast in der gesamten Rheinebene, von Karlsruhe bis Basel, konnte die Wildkatze nachgewiesen werden. „Nur dort, wo größere Städte wie Breisach oder Kehl direkt an den Rhein grenzen, ist das Vorkommen unterbrochen“, heißt es bei der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Freiburg, die die Ausbreitung der Wildkatze beobachtet. Erst in den letzten Jahren habe es Nachweise in der mittleren und südlichen Vorbergzone des Schwarzwaldes gegeben. Darüber hinaus sind Einzelsichtungen bekannt.

Ob sich das „Tier des Jahres 2018“ halten kann, wird davon abhängen, ob es Lebensräume findet. „Sie mögen lichte Laubwälder mit Freiflächen“, erzählt Borck. Ihre Jungen ziehen sie bevorzugt in verlassenen Fuchsbauten oder Hohlräumen in Holzstapeln auf, denn gerade die Jungtiere sind durch Beutegreifer, Krankheiten und Parasiten bedroht. Bei dem im Naturpark Stromberg-Heuchelberg gefundenen Kätzchen ließ sich die Todesursache nicht mehr feststellen.

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Erstellt:
22. Januar 2019, 09:56 Uhr

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