„Wir Schalttagskinder sind etwas Besonderes“

Jessica Kilvanya und Markus Lang sehen es positiv, am Schalttag und damit eigentlich nur alle vier Jahre Geburtstag zu haben

Nur alle vier Jahre ein Jährchen älter zu werden, damit könnten sich wohl viele Menschen anfreunden. Vergönnt ist es allerdings niemandem – auch nicht all denen, die am 29. Februar und damit am Schalttag zur Welt kamen und am heutigen Samstag zum ersten Mal seit 2016 wieder an ihrem tatsächlichen Geburtstag feiern können. Wer aber denkt, das sei ein Problem für die Betroffenen, den belehren zumindest Jessica Kilvanya und Markus Lang eines Besseren.

Das Datum, das es nur alle vier Jahre gibt: Heute können Schalttagskinder mal wieder an ihrem richtigen Geburtstag feiern. Foto: Imago/Steinach

© imago images/Steinach

Das Datum, das es nur alle vier Jahre gibt: Heute können Schalttagskinder mal wieder an ihrem richtigen Geburtstag feiern. Foto: Imago/Steinach

Von Steffen Grün

BACKNANG. Es ist das Datum, das nur alle vier Jahre in den Kalendern zu finden ist: der 29. Februar. Viele Schwangere, deren errechneter Entbindungstermin kurz vor oder nach diesem Tag liegt oder exakt auf ihn fällt, dürften insgeheim hoffen, dass der Kelch an ihren Kindern vorübergeht. Vielleicht geht es bei manchen ja tatsächlich so weit, wie es eine Frau auf der Facebook-Seite unserer Zeitung schildert: „Die Legende besagt, dass bei meiner Mutter extra die Wehen eingeleitet wurden, damit ich nicht an einem 29.02. (anno 1976 mein errechneter Geburtstermin) auf die Welt komme. Hat geklappt, 36 Stunden vorher.“

Nun sei es mal dahingestellt, ob die Erzählung den Tatsachen entspricht, aber unabhängig davon hält Markus Lang ein nahezu flammendes Plädoyer für den 29. Februar als Geburtstag. „Das ist einmalig, wir sind etwas Besonderes“, spricht der mehrmalige Interimstrainer des Fußball-Drittligisten SG Sonnenhof Großaspach für sich und alle anderen, die ihr Wiegenfest am Schalttag haben: „Ich freue mich, an einem so exklusiven Tag Geburtstag zu haben.“ Auch für die potenziellen Gratulanten sei es eine feine Sache, denn „es ist ein Geburtstag, den man sich gut merken kann“, betont der gebürtige Unterländer.

Dasselbe Argument führt Jessica Kilvanya ins Feld, um zu begründen, warum sie es als „sehr positiv“ empfindet, im Jahre 1996 am Schalttag zur Welt gekommen zu sein. Und das damals völlig unerwartet, denn mit ihr hatten die Eltern eigentlich erst Anfang April gerechnet. „Ich bin ein Frühchen und sage immer, ich habe mir es so ausgesucht, weil ich etwas Besonderes sein wollte“, erzählt die Winnenderin und fügt lachend hinzu: „Meine Mutter sagt, ich hätte meinen Kopf von der ersten Sekunde an immer durchgesetzt.“ Meistens wäre aber wohl treffender, denn mit ihrem Vater geriet sie mal an den Falschen. Als sie in einem Ferienjob mit 18 Jahren in der Abteilung ihres Papas arbeitete und an einem Tag nicht so motiviert war, wollte sie die Schalttagskarte ausspielen. Sie habe ihn gefragt, warum sie das machen muss, „ich bin doch erst vier Jahre alt. Drei Stunden später wollte ich sein Auto haben, da hat er entgegnet: Das geht nicht, du bist doch erst vier Jahre alt.“

Heute wird Jessica Kilvanya 24 Jahre alt, auch wenn es eigentlich erst ihr sechster „richtiger“ Geburtstag ist. Bereits zum elften Mal kann Markus Lang an seinem tatsächlichen Ehrentag anstoßen, der Pass weist ihn ab sofort aber als 44-Jährigen aus. So einig sich die beiden in ihrer positiven Bewertung des Schalttages als Geburtstag sind, so unterschiedlich handhaben sie es abseits der Schaltjahre. Denen, die ihn fragen, wann sie gratulieren sollen und wann er feiert, nennt Markus Lang den 28. Februar, denn „ich sage immer, ich habe schließlich im Februar Geburtstag“. Er sei aber auch niemandem böse, der sich erst am 1. März meldet. Und dann sind da noch die Freunde, die es besonders gut meinen und den Kontakt pünktlich um 0 Uhr in der Nacht auf 1. März suchen.

„Ich feiere sonst am 1. März, weilzu früh gratulieren Unglück bringt“

Einer ganz anderen Logik folgt Jessica Kilvanya, die in den vergangenen Jahren in Unterweissach arbeitete. „Ich feiere sonst immer erst am 1. März, weil ich am 28. Februar ja noch nicht auf der Welt war“, erklärt sie: „Und es heißt ja, es bringe Unglück, zu früh zu gratulieren.“ Eine Problematik, über die sie sich heute zur Abwechslung mal wieder keine Gedanken machen muss, aber „ich feiere ganz normal, auch wenn es jetzt mal wieder wirklich der 29. Februar ist“. Etwas größer könnte die Party dagegen bei Markus Lang ausfallen, und dafür nennt er gleich mehrere Gründe. Es ist mal wieder Schaltjahr, der Geburtstag fällt auf einen Samstag und bringt mit der 44 auch noch eine Schnapszahl mit sich. Sollte dann auch noch die SG Sonnenhof im ersten Spiel mit Hans-Jürgen Boysen als Chefcoach und ihm als Assistenztrainer gewinnen, wird es wohl eine richtige Sause.

Markus Lang

© Alexander Becher

Markus Lang

Jessica Kilvanya

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Erstellt:
29. Februar 2020, 06:00 Uhr

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