Wirtschaft hakt die Coronakrise ab
Trotz Omikron-Welle, Kriegsangst und steigender Inflation sind die Unternehmen im Rems-Murr-Kreis überwiegend optimistisch ins neue Jahr gestartet. Bei der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer zeigen sich 86 Prozent zufrieden mit ihrer Geschäftslage.

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Investitionen in digitale Prozesse stehen bei mehr als der Hälfte der befragten Unternehmen aus dem Rems-Murr-Kreis auf der Agenda, im Dienstleistungssektor sogar bei mehr als 80 Prozent. Symbolbild: Adobe Stock/scharfsinn86
Von Kornelius Fritz
Rems-Murr. Dreimal im Jahr befragt die IHK Region Stuttgart eine Stichprobe ihrer Mitgliedsbetriebe zur aktuellen Geschäftslage und ihren Erwartungen für die Zukunft. Aus dem Rems-Murr-Kreis wurden dafür 320 Unternehmen angeschrieben, von denen sich 114 an der Umfrage beteiligten. Aus den Rückmeldungen berechnet die IHK auch ihren Konjunkturklimaindex, der das derzeitige Stimmungsbild in der regionalen Wirtschaft widerspiegelt. Dieser Wert ist nach seinem Tiefpunkt Mitte 2020 wieder deutlich gestiegen und hat mit aktuell 125,6 Punkten bereits den Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre erreicht.
Ihre aktuelle Geschäftslage bewerteten im Januar 43,0 Prozent der befragten Betriebe als gut, weitere 43,1 Prozent als befriedigend und nur 13,9 Prozent als schlecht. Wobei die Einschätzung je nach Branche unterschiedlich ist. Besonders positiv fällt das Urteil in der Baubranche und der Industrie aus. Dort klagen nur 8,2 Prozent über schlechte Geschäfte. „Diese beiden Branchen sind mit einer großen Nachfrage weiterhin gut gestellt. Der Auftragseingang bei den Industrieunternehmen wird überwiegend stabil bewertet“, sagt IHK-Geschäftsführer Markus Beier.
Positiv entwickelt sich auch der Export. 67,3 Prozent der Industriebetriebe berichten über steigende Umsätze im Ausland. Vor allem die Exporte innerhalb der EU sowie nach Asien und Lateinamerika entwickeln sich gut, Russland und Großbritannien verlieren hingegen an Bedeutung.
Jeder vierte Betrieb will einstellen
Deutlich schlechter ist die Situation dagegen im Handel: „Vor allem die inhabergeführten, stationären Einzelhandelsgeschäfte hatten unter den Folgen der Coronaeinschränkungen enorm zu leiden und stemmen sich mit aller Kraft gegen die negativen Tendenzen“, so Beier. Gleiches gilt auch für Hotellerie und Gastronomie.
Die Hoffnung, dass die Pandemie in den nächsten Monaten langsam auslaufen wird, ist in der Wirtschaft aber deutlich zu spüren. Immerhin 34,2 Prozent der Befragten rechnen damit, dass sich ihre Geschäftslage in den nächsten zwölf Monaten verbessern wird, nur 12,1 Prozent erwarten eine Verschlechterung. Auch hier ist die Skepsis im Handel am größten: Dort erwarten nur 10,0 Prozent eine Verbesserung, 22,5 Prozent befürchten hingegen, dass es für sie noch schlimmer kommt.
Die Arbeitslosigkeit ist im Rems-Murr-Kreis mit einer Quote von 3,7 Prozent niedrig, und das wird wohl so bleiben, denn kaum ein Unternehmen plant, Stellen abzubauen. Jeder vierte Betrieb möchte sogar zusätzliches Personal einstellen, vorausgesetzt, es finden sich geeignete Bewerberinnen und Bewerber. Der Fachkräftemangel ist nämlich in vielen Branchen ein Problem. Bei der Frage nach den größten Risiken belegt das Thema hinter der Coronapandemie schon wieder den zweiten Rang. Sorgen machen den Unternehmen zudem die steigenden Rohstoff- und Energiepreise.
Trotzdem planen viele Betriebe Investitionen: Vor allem für die Digitalisierung ihrer Prozesse wollen viele Firmen Geld ausgeben. Im Dienstleistungssektor planen mehr als 80 Prozent der Befragten Investitionen in diesem Bereich.

Der Konjunkturklimaindex hat den langjährigen Mittelwert erreicht. Grafik: IHK Region Stuttgart