Wonnemar-Sauna wird nicht erweitert
Stadt Backnang hat Ausbaupläne aus Kostengründen vorerst gestoppt – An den Wochenenden wird es im Winter oft eng
Die Pläne waren schon recht konkret: Sieben Jahre nach der Eröffnung sollte der Saunabereich im Backnanger Wonnemar erweitert werden. Geplant waren unter anderem eine neue Panoramasauna und ein zusätzlicher Ruheraum. Doch jetzt macht die Stadt einen Rückzieher: Angesichts der vielen Bauprojekte wird die Saunaerweiterung auf unbestimmte Zeit verschoben.
Von Kornelius Fritz
BACKNANG. Wellness liegt im Trend, und so sind in den vergangenen Jahren auch in der Region etliche neue Saunalandschaften entstanden, unter anderem in Fellbach und Schorndorf. Auch der Saunabereich im Backnanger Wonnemar kommt gut an. Im vergangenen Jahr schwitzten dort rund 77000 Besucher in den vier Saunen oder im Dampfbad.
Das ist einerseits natürlich eine gute Nachricht, andererseits führt der große Zulauf im Winter vor allem an den Wochenenden regelmäßig zu Engpässen. „Wir lassen immer nur maximal 180 Gäste gleichzeitig in den Saunabereich, sonst wird’s ungemütlich“, erklärt Centermanager Ricardo Haas. An trüben Herbst- und Winterwochenenden muss das Badpersonal deshalb regelmäßig Besucher nach Hause schicken. Für Haas eine unbefriedigende Situation. Zum einen wegen der entgangenen Umsätze, zum anderen befürchtet der Wonnemar-Chef auch, dass die abgewiesenen Saunagäste beim nächsten Mal gleich ein anderes Bad ansteuern. Die Konkurrenz in der Region ist nämlich groß.
Auch bei der Stadt Backnang, der das 2012 eröffnete Bad gehört (siehe Infobox), hält man eine Erweiterung des Saunabereichs grundsätzlich für sinnvoll: „Der Bedarf ist da“, erklärt Erster Bürgermeister Siegfried Janocha. Der Aufsichtsrat der Städtischen Bädergesellschaft hatte den Ausbauplänen im vergangenen Jahr auch schon zugestimmt. So sollte das Gebäude, in dem sich der Ruheraum befindet, aufgestockt werden. Im Obergeschoss sollte eine Panoramasauna mit Blick auf den Plattenwald entstehen, außerdem war ein weiterer Ruheraum geplant. Die Gesamtkapazität des Saunabereichs hätte sich so von 180 auf etwa 230 Besucher erhöht.
Doch daraus wird jetzt erst einmal nichts. Vergangene Woche hat OB Frank Nopper dem Geschäftsführer des Badbetreibers Interspa mitgeteilt, dass die Stadt die Ausbaupläne vorerst nicht weiterverfolgt. Denn es fehlt am Geld. Janocha rechnet damit, dass die Saunaerweiterung rund zwei Millionen Euro gekostet hätte. Die Stadt hat aber auch ohne diese Investition schon ein gewaltiges Programm zu stemmen. Für 7,5 Millionen Euro wird in der Plaisir eine neue Kita gebaut, 3,5 Millionen soll das neue Feuerwehrhaus für die südlichen Stadtteile kosten, und der geplante Neubau der Karl-Euerle-Halle schlägt mit mindestens 13 Millionen Euro zu Buche. Auch am Bahnhof sind Investitionen im zweistelligen Millionenbereich geplant. Hinzu kommen Hochwasserschutz, Luftreinhaltung und die dringend notwendigen Sanierungsarbeiten an Straßen, Brücken und Schulgebäuden. „Das sind alles Pflichtaufgaben“, sagt Siegfried Janocha. Die Erweiterung der Sauna sei hingegen ein „Luxusthema“: „Deshalb hat das für uns im Moment nicht höchste Priorität.“
Ricardo Haas bedauert die Entscheidung, hat aber auch Verständnis für die Argumentation der Stadt. „Es wäre schön gewesen, wenn die Erweiterung gekommen wäre, es ist für uns aber nicht dramatisch“, sagt der Wonnemar-Chef. Die Besucherzahlen hätten sich bis jetzt ja trotzdem positiv entwickelt. Allerdings hat der Centermanager die Hoffnung, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist: „Wir sehen das noch nicht als endgültiges Aus.“ Die Interspa als Betreiberin des Bades habe der Stadt eine Kostenbeteiligung in sechsstelliger Höhe angeboten. Auch Siegfried Janocha sagt: „Das Thema ist noch nicht ausdiskutiert.“ Wenn die Finanzen es zulassen, könnte die Saunaerweiterung in ein paar Jahren wieder auf die Agenda rücken.
In einem anderen Bereich des Bades hat die Stadt schon in diesem Jahr investiert: Für rund 100000 Euro wurde der Kleinkinderbereich neu gestaltet. Außerdem wurde an der Wasserrutsche eine Zeitmessanlage installiert, sodass dort nun auch Rennen möglich sind.
Das Backnanger Erlebnisbad hat rund
17 Millionen Euro gekostet und wurde 2012 eröffnet. Es ersetzte das mittlerweile abgerissene Hallenbad an der Annonaystraße. Eigentümerin ist die Stadt Backnang.
Die Stadt betreibt das Bad jedoch nicht selbst, sondern hat es an die Interspa-Gruppe aus Stuttgart verpachtet. Diese betreibt unter dem Namen Wonnemar noch fünf weitere Erlebnisbäder in Wismar, Bad Liebenwerda, Marktheidenfeld, Ingolstadt und Sonthofen.
Der private Betreiber bezahlt eine Pacht an die Stadt und übernimmt alle laufenden Betriebskosten. Dafür erhält er die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern. Für größere Investitionen ist der städtische Bäderbetrieb zuständig.
Der Pachtvertrag wurde zunächst für zehn Jahre abgeschlossen, verlängert sich aber um weitere fünf Jahre, wenn die Stadt ihn nicht kündigt. Laut Erstem Bürgermeister Siegfried Janocha will die Stadt die Zusammenarbeit gerne fortsetzen.