Zahn fordert Verbesserungen bei Murrbahn

Der Sulzbacher Bürgermeister Dieter Zahn stellt bei der heutigen Fahrplankonferenz zusammen mit seinen Amtskollegen aus Backnang, Murrhardt, Oppenweiler und Fichtenberg fünf Anträge. Unter anderem geht es um den Anschluss auf die S4 in Backnang frühmorgens.

Fehlende Anschlüsse und nicht genügend Kapazitäten für Fahrgäste sind zwei Probleme auf der Murrbahnstrecke. Archivbild: A. Becher

© Alexander Becher

Fehlende Anschlüsse und nicht genügend Kapazitäten für Fahrgäste sind zwei Probleme auf der Murrbahnstrecke. Archivbild: A. Becher

Von Melanie Maier

Sulzbach an der Murr. Zweimal im Jahr lädt der Verband Region Stuttgart Akteure im Nah- und Fernverkehr sowie Vertreter von Kommunen, Städten, Kreisen und Land zur Fahrplankonferenz ein, um über Fahrplanänderungen zu beraten. Zugleich können die Teilnehmer Anträge einreichen, wenn sie das Gefühl haben, dass es an einer Stelle im Betrieb hakt. Diese Möglichkeit will Dieter Zahn, Bürgermeister in Sulzbach an der Murr, in Abstimmung mit seinen Amtskollegen aus Backnang (OB Maximilian Friedrich), Murrhardt (Armin Mößner), Oppenweiler (Bernhard Bühler) und Fichtenberg (Roland Miola) bei der heutigen Fahrplankonferenz wahrnehmen.

Derzeit gebe es im oberen Murrtal verschiedene Busprobleme, erklärt Zahn. Diese würden einige Schwächen auf der Murrbahn aufzeigen. Die Anträge, führt Zahn aus, richten sich an die Nahverkehrsgesellschaft des Landes Baden-Württemberg als Träger des Schienennahverkehrs und den Verband Region Stuttgart als Träger der S-Bahn. Vonseiten des Murrtalverkehrsverbands und des Kreisverkehrs Schwäbisch Hall würden diese begrüßt und unterstützt. Insgesamt fünf Anträge hat Dieter Zahn formuliert:

Der erste Antrag geht auf den Wegfall des Frühbusses 390 zurück, der bis Dezember um 3.57 Uhr in Murrhardt abfuhr (wir berichteten). Er habe einige Defizite der Murrbahn verdeutlicht. Zahn und seine Amtskollegen fordern, die Fahrzeit des Frühzugs, der aktuell um 4.11 Uhr in Crailsheim startet, so zu optimieren, dass die Fahrgäste ihren Anschluss auf die S4 in Backnang um 5.03 Uhr beziehungsweise auf die S1 in Richtung Esslingen in Bad Cannstatt um 5.29 Uhr erreichen können. Das könnte laut Antrag durch eine frühere Ankunft des Frühzugs in Backnang (um 4.59 Uhr statt um 5.04 Uhr) gewährleistet werden. Alternativ könnte die Fahrtzeit des Frühzugs angepasst werden: Wenn er wie später am Tag nur 20 statt 22 Minuten von Backnang nach Bad Cannstatt benötigen würde, hätten die Fahrgäste dort insgesamt vier Minuten Zeit für den Umstieg auf die S1. Das Landratsamt hat nach eigener Aussage bereits die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg darum gebeten, beim Verkehrsunternehmen Go-Ahead darauf hinzuwirken, den Frühzug so weit nach vorne zu verlegen, dass er spätestens um 5.22 Uhr in Bad Cannstatt ankommt. Als eine Alternative für die Fahrgäste der S4 schlagen die Rathauschefs vor, die S-Bahn in Richtung Marbach am Neckar später (um 5.07 Uhr) abfahren zu lassen. Eine frühere Abfahrt des Frühzugs in Backnang sei aber „unterm Strich sicherlich sicherer“, um den Anschluss zu gewährleisten. Sofern die Ankunftszeiten nicht kurzfristig angepasst werden könnten, werde dem Landkreis freigestellt, den Frühbus 390 ab 3.57 Uhr bis zur Umsetzung weiter verkehren zu lassen.

Im zweiten Antrag geht es darum, eine Lösung für den am Morgen übervollen Bus der Linie 390 in Strümpfelbach zu finden. Dort wurden bereits mehrmals Schulkinder an der Bushaltestelle stehen gelassen, da im Bus kein Platz mehr war (wir berichteten). Dieses Thema ist Dieter Zahn zufolge bereits zur Änderung des Zugfahrplans 2017 sowie zur Änderung des Busfahrplans 2019 angesprochen worden. Seit 2017 gebe es nur noch eine statt wie zuvor drei Fahrtmöglichkeiten mit dem Zug nach Backnang für Schüler mit Schulbeginn um 7.45 Uhr (Ankunft um 7.36 Uhr). Der Antrag lautet daher, einen weiteren Zug in Backnang zwischen den derzeitigen Ankunftszeiten um 7.04 und 7.36 Uhr ankommen zu lassen. Die Alternative dazu wäre ein Zusatzbus.

Der dritte Antrag thematisiert die Ausfälle von Triebwagen auf der Murrbahn. Gerade in den morgendlichen Hauptverkehrsstunden habe es seit über einem Jahr zahlreiche Ausfälle beziehungsweise verminderte Kapazitäten gegeben, heißt es. Besonders im September und Oktober sei an der Tagesordnung gewesen, dass mindestens ein Zug morgens völlig überfüllt war. Es wird daher gefordert, die häufigen Ausfälle durch eine Erhöhung der Triebwagenreserve zu kompensieren und gegebenenfalls Doppelstockzüge einzusetzen.

Der fehlende Übergang von der S4 auf die R19 beziehungsweise R90 und umgekehrt bleibe weiterhin ein Ärgernis, schreibt Dieter Zahn im vierten Antrag. Derzeit bestehe durch die langen Übergangszeiten (zirka 27 Minuten) quasi ein Nichtanschluss. Der Vorschlag der Antragsteller lautet, den Zug in Richtung Schwäbisch Hall-Hessental erst zur Minute 25 beziehungsweise 55 (statt wie bisher 24/54) in Backnang abfahren zu lassen. Damit könne er direkt in den Bahnhof in Oppenweiler einfahren und müsse nicht auf den Gegenzug aus Sulzbach an der Murr warten. Zudem solle der Fahrplan der S4 auf die alten Ankunftszeiten (Minute 21 beziehungsweise 51) in Backnang gesetzt werden (derzeit 22/52). Damit werde erreicht, dass ein fahrplanmäßiger Übergang von der S4 auf die Murrbahn geschaffen werde.

Der fünfte und letzte Antrag spricht noch einmal die Kapazitätsprobleme auf der Murrbahn an, die insbesondere bei durchgehenden Zügen von Nürnberg nach Stuttgart und umgekehrt auftreten. Diese führen die Antragsteller auf viele Fahrradmitnahmen sowie die Mitbedienung von Unterwegshalten zwischen Nürnberg und Ansbach zurück. Zudem würden vor allem die Züge des RE90 oft in Einfachtraktion verkehren. Fahrgäste hätten berichtet, dass frühabends zumindest vereinzelt das Problem bestand, dass der voll besetzte Zug in Doppeltraktion aus Nürnberg in Crailsheim getrennt wurde und nur ein Triebwagen nach Stuttgart weiterfuhr. In Backnang sei es Reisenden mit Fahrrad nicht gelungen, den vorgesehenen Zug Richtung Nürnberg zu nutzen, da er voll war. Sie konnten erst den Zug zwei Stunden später nehmen.

Die Murrbahnanrainer schlagen deshalb vor zu untersuchen, ob die Züge zwischen Stuttgart und Nürnberg generell in Doppeltraktion fahren sollten, um genug Kapazitäten zu gewährleisten. Ferner sei zu prüfen, ob durch die Aufgabe von Zwischenhalten des RE90 im Nürnberger S-Bahn-Netz die Übergangszeiten in Nürnberg verbessert werden können. Zudem müssten an allen Umsteigebahnhöfen ausreichend große Aufzüge vorhanden sein, damit Radfahrer oder Menschen mit viel Gepäck bequem umsteigen können.

Zahn zufolge äußern sich die Podiumsgäste bei der Fahrplankonferenz zwar manchmal direkt zu Anträgen. Er geht aber nicht davon aus, dass sich noch heute etwas bewegen wird. Der Bürgermeister gibt zu, dass „der Betrieb manchmal komplexer ist, als ein Laie – und als solchen würde ich mich bezeichnen – das auf den ersten Blick erfassen kann“ – er also nicht weiß, inwieweit seine Anträge umsetzbar sind, obwohl die Lösung nach außen hin vielleicht einfach erscheint. Dennoch hofft er, dass die genannten Probleme zeitnah gelöst werden.

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Erstellt:
16. Februar 2022, 06:00 Uhr

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