Zuerst Bus-Chaos in Ordnung bringen

Dynamisches Fahrgastinformationssystem sorgt für Diskussionsstoff im Gemeinderat Burgstetten

Zuerst Bus-Chaos in Ordnung bringen

Von Andreas Ziegele

BURGSTETTEN. Es fiel ihr sichtlich schwer, an diesem Abend eine normale Gemeinderatssitzung zu leiten. Irmtraud Wiedersatz war am Abend immer noch mit einem strahlenden Lächeln unterwegs. Kein Wunder, hatte sie doch am frühen Morgen durch den Landtagsabgeordneten Wilfried Klenk erfahren, dass der Zuschuss aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) in Höhe von 500000 Euro für den Erhalt des Freibads Erbstetten zugesagt ist (wir berichteten).

Trotz allem ging es dann zur Tagesordnung über. Während die Bausachen und das Thema Teilnahme an der Bündelausschreibung für Stromlieferungen für den Lieferzeitraum 2020 bis 2022 mit großer Mehrheit beschlossen wurden, kam es dann doch noch zu einer größeren Diskussion. Auslöser für die Debatte war der Beschlussvortrag, den die Hauptamtsleiterin Steffi Lämmle erläuterte.

Dabei geht es um ein „Dynamisches Fahrgastinformationssystem Light“, dass der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) den Kommunen anbietet. Bei diesen DFI-Light-Anzeigern handelt es sich um vierzeilige Displays, die den Busfahrgästen eine Echtzeit- und Störungsinformation an den Bushaltestellen geben soll. Für Burgstetten hat der VVS hier aufgrund der Fahrgastzahlen die Haltestellen „Erbstetten Ortsmitte“ und den Bahnhof „Burgstall (M)“ vorgeschlagen. Die Kosten für einen Anzeiger liegen zwischen 3000 und 5000 Euro sowie jährlichen Wartungskosten von jeweils 200 Euro.

Die Gemeinderäte zeigten sich auf diesen Tagesordnungspunkt gut vorbereitet. „In der Praxis funktioniert dieses System nicht“, ist die Meinung der Gemeinderätin Anja Geldner. Hannes Ludwig und Gisbert Krauter sehen hier keinen Mehrwert für die Busfahrgäste. Krauter: „Diese Anzeige bringt keinen neuen Fahrgast.“ Er sieht hier die Verantwortung beim Landkreis und nicht bei den einzelnen Kommunen. „Vom Landkreis sollen 600000 Euro zur Verfügung gestellt werden, wie viel davon Burgstetten bekommt, ist offen“, informiert in diesem Zusammenhang Irmtraud Wiedersatz.

„Ich bin überrascht, dass der VVS dieses Thema auf ihre Kunden abwälzt“, so die Meinung von Johannes Fontaine, der auch keinen Bedarf erkennen kann. „95 Prozent der Fahrgäste orientieren sich nach dem Fahrplan“ und gehen nicht zur Bushaltestelle, um dort zu erfahren, wann der nächste Bus mit wie viel Verspätung eintrifft oder sogar ausfällt. Diese Aussage ist es dann auch, die den Gemeinderat Gerhard Bollinger auf den Plan ruft. „Die sollen erst mal das entstandene Bus-Chaos in Ordnung bringen“, ereifert er sich. Erst am Morgen hatte er beobachtet, wie Schüler am Kirschenhardthof auf den Bus gewartet haben, der dann nicht gekommen ist. Das ist in den Wochen nach der Umstellung des Busfahrplans und dem Wechsel auf einen neuen Betreiber nicht die Ausnahme, sondern offensichtlich die Regel im täglichen Busverkehr der Gemeinde.

Vor der Abstimmung zu diesem Tagesordnungspunkt wird es dann ein wenig turbulent. Zunächst will die Verwaltung auf eine Abstimmung verzichten und den Punkt auf eine spätere Gemeinderatssitzung verschieben. Der stellvertretende Bürgermeister und Gemeinderat Klaus Schwaderer hingegen möchte „darüber abstimmen lassen, dass man dieses Informationssystem nicht haben will“.

Dem darauffolgenden Beschlussvorschlag, dass dem Beitritt zu dieser Rahmenvereinbarung nicht zugestimmt wird, folgen schließlich – bis auf eine Enthaltung – alle Gemeinderäte.

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Erstellt:
21. Februar 2019, 06:00 Uhr

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