Zukünftig dreispurig zur A81
Der Autobahnzubringer zwischen Backnang und Mundelsheim soll Bundesstraße werden – Künftig B29 statt Landesstraße L1115
Frohe Botschaft für alle staugeplagten Verkehrsteilnehmer im Raum Backnang. Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg hat gestern mitgeteilt, dass der Autobahnzubringer zwischen Backnang und Mundelsheim von der Landesstraße zur Bundesstraße hochgestuft werden soll. Die Planung sieht vor, die Strecke künftig dreistreifig auszubauen. Wann dies geschehen soll und wie teuer dies wird, ist noch völlig ungeklärt.

© Tobias Sellmaier
Bis zu 30000 Fahrzeuge täglich verkehren laut Regionalverkehrsplan zwischen Backnang und Großaspach. Die Experten sind sich einig: Zwei Spuren reichen da nicht mehr aus. Klar ist bisher aber nur, dass die Straße ausgebaut wird. Baubeginn und Kosten stehen noch in den Sternen. Foto: T. Sellmaier
Von Matthias Nothstein
BACKNANG/ASPACH. Der Bund hat der Aufstufung der Landesstraße1115 zwischen Backnang und Mundelsheim zur Bundesstraße29 grundsätzlich zugestimmt. In der Folge könne nun die Straße von zwei auf drei Fahrstreifen ausgebaut werden. Dies teilte der Bund in einem Schreiben dem Stuttgarter Verkehrsministerium mit. Laut Einschätzung des Bundesverkehrsministeriums ist die L1115 als Anbindung zwischen der B14 bei Backnang und der Anschlussstelle zur A81 bei Mundelsheim ein wichtiger Bestandteil der Verbindung zwischen den Mittelzentren Backnang und Heilbronn. Wegen ihrer Bedeutung für den Fernverkehr wird die Strecke künftig als Bundesstraße ausgewiesen. Damit übernimmt der Bund die Straßenbau- und Kostenlast. In der Pressemitteilung des Landesverkehrsministeriums heißt es: „Aufgrund der deutlich erhöhten Verkehrsbelastung von rund 22600 Kraftfahrzeugen täglich reichen die beiden vorhandenen Fahrstreifen nicht mehr aus. Deshalb ist der Ausbau auf drei Fahrstreifen geplant.“
Keinerlei Informationen zu Kosten, Planungszeitraum oder Baubeginn
In dem Schreiben fehlt jedoch jegliche nähere Information zum Planungszeitraum oder den Kosten, ganz zu schweigen von einem möglichen Baubeginn. Der Bundesverkehrswegeplan ist jedoch bis zum Jahr 2030 fortgeschrieben, und darin war der Autobahnzubringer nicht erwähnt. Das ist wenig verwunderlich, handelte es sich bisher doch um ein Landesprojekt. Ob nun aufgrund der neuen Situation das Projekt trotzdem zeitnah realisiert werden kann oder frühestens mit dem neuen Bundesverkehrswegeplan nach dem Jahr 2030 – dazu liegen derzeit noch keine Informationen vor.
Aspachs Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff geht bei der Verkehrsbelastung von noch höheren Zahlen aus. Sie spricht im Abschnitt zwischen Großaspach und Backnang von 30000 Fahrzeugen pro Tag und beruft sich dabei auf eine Stellungnahme zum Regionalverkehrsplan 2017: „Das ist landesweit der höchste Wert an Fahrzeugen auf einer Landesstraße.“ Aus diesem Grund setzt die Bürgermeisterin große Hoffnung auf den Ausbau, „und wir hoffen auf eine zügige Realisierung“. Alleine schon der Lärmschutz für Großaspach wäre ein großer Gewinn, so Welte-Hauff. Noch jedoch sei vieles unklar, gibt sie zu bedenken: „Die derzeitigen Planungen stammen aus dem Jahr 2012. Damals wurde noch von einem vierstreifigen Ausbau gesprochen. Nun bin ich gespannt, in welche Richtung es gehen wird.“ Welte-Hauff bezeichnet es als absehbar, dass die B14 bald vierspurig an der Krähenbachkreuzung ankommt. Sie betonte gestern nochmals die große Bedeutung, diesen Knoten leistungsfähig auszubauen, damit dem Schleichverkehr zwischen Strümpfelbach und Großaspach die Grundlage entzogen wird. Und sie kündigte an, ihre ganze Energie in den Planungsprozess einzubringen.
Dass mit dem Ausbau des Autobahnzubringers auch die Einfahrten in die Kernerstraße und in den Wüstenbacher Weg dauerhaft gesperrt bleiben, versteht sich für Welte-Hauff von selbst. Der Lärmschutz, der dort entstehen soll, müsse durchgängig geschlossen sein, „sonst hat er nicht den gewünschten Effekt“.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Norbert Barthle sagte, er sei froh, dass dieses wichtige Projekt nun endlich realisiert werden könne. „Die Aufstufung der L1115 habe ich als Verkehrsstaatssekretär intensiv vorangetrieben und bin meinem Nachfolger Steffen Bilger dankbar, dass er sich genauso engagiert für dieses so wichtige Anliegen einsetzt.“ Backnangs OB Frank Nopper stieß ins gleiche Horn und sprach von einer frohen Neujahrsbotschaft. Der Ausbau sei „seit Langem heiß und innig ersehnt“. Auch für Landrat Richard Sigel handelt es sich bei der Zustimmung des Bundes zur Aufstufung der L1115 um eine sehr gute Nachricht für den Rems-Murr-Kreis als Wirtschaftsstandort und für alle Pendler. „Ich bin zuversichtlich, dass das Land den dringend notwendigen Ausbau nun zusammen mit dem weiteren Ausbau der B14 zügig vorantreiben wird.“ Landtagsabgeordneter Gernot Gruber (SPD) bezeichnet es als ein positives Signal, dass die Straße nun zu einer Bundesstraße mit drei Fahrspuren ausgeweitet werden soll: „Solch ein Ausbau kann den Lärmschutz verbessern, den Verkehr flüssiger machen und begrenzt den Verbrauch wertvoller Landschaft.“ Der ursprüngliche Vorschlag habe das Ziel verfolgt, statt einer Nordostverbindung von Ludwigsburg nach Fellbach eine vierspurige, autobahnähnliche Nordostumfahrung von Mundelsheim über Backnang zur B10 zu bilden. Gruber: „Dies hätte zu einer deutlichen Zunahme des Verkehrs, besonders des Schwerlastverkehrs, im Raum Backnang geführt.“
Jochen Haußmann, der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, begrüßte die Hochstufung ebenso. Das Thema beschäftige alle Gremien und Parteien seit Jahren. Haußmann: „Die FDP betont, dass diese Straße eine Schlüsselstellung einnimmt, wenn es um die Frage geht, wie die Umfahrung von Stuttgart zu regeln ist. Mit einem leistungsfähigen Zubringer wäre etwas Druck beim Nord-Ost-Ring herausgenommen. Wichtig ist, dass es möglichst schnell geht.“ Eine Spange B29-B14-B29neu zur A81 bedeutet laut Haußmann: „Es gibt eine Alternative zur Fahrt durch Stuttgart.“