Zum 1. Mai ein eigener Maibaum in Kirchberg

Gemeinsame Traditionen verbinden: Die Anwohner der Mörikestraße in Kirchberg an der Murr stellen seit sechs Jahren ihren eigenen Maibaum auf. Schon viel länger sind das Sommer- und das Winterfest Tradition und im Herbst gehört das Erntedankfest dazu.

„Man macht alles zusammen“, sagen die Anwohner der Mörikestraße. Das gilt auch für das Aufstellen des Maibaums. Fotos: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

„Man macht alles zusammen“, sagen die Anwohner der Mörikestraße. Das gilt auch für das Aufstellen des Maibaums. Fotos: Tobias Sellmaier

Von Simone Schneider-Seebeck

Kirchberg an der Murr. Ein kleiner Traktor tuckert durch die Straßen Kirchbergs. Fröhliche Kinder winken. Es ist Samstag und bald wird der Maibaum aufgestellt, das Bulldogfahren gehört zum Programm. Den Nachmittag über haben die Anwohner der Mörikestraße den Baum geschmückt. Neun Meter lang ist die Girlande, an der Spitze flattern bunte Bänder. Und nun geht es gleich los – der Baum soll gestellt werden.

In der Mörikestraße wird gern gefeiert, verrät Erik Winger. Seit über 15 Jahren sind das Sommer- und das Winterfest schon Tradition und im Herbst gehört das Erntedankfest dazu. Gern trifft man sich auch unter der Woche und setzt sich zusammen. Extra deshalb wurden sogar schon zwei Bänke gezimmert. „Und wenn die nicht reichen, holt man die Bierbank heraus“, verrät eine Anwohnerin schmunzelnd. Sobald Michel Schach das Waldhorn bläst, weiß man, dass der Nachbarschaftstreff starten kann. Da hat natürlich ein entsprechender Feieranlass für den Frühling noch gefehlt.

Beim abendlichen Beisammensitzen wurde darüber gesprochen und dann sei einfach mal „der Michel“ mit einem Baum angekommen. Das war vor sechs Jahren. Zunächst hatte man diesen in einem Erdloch befestigt, doch das stellte sich als etwas instabil heraus. Und da in der Mörikestraße neben Zimmerleuten auch Metallspezialisten wohnen, wurde kurzerhand eine ordentliche Befestigung hergestellt. An einem T-Träger fest montiert ist nun eine Art Metallkorb, ergänzt durch zwei Halterungen, mit denen man den Baum sicher anbringen kann.

Selbst Weggezogene schauen beim Aufstellen des Baums vorbei

„Man macht alles zusammen. Jeder hilft dem anderen gern“, schwärmt Winger. Und das gilt für alle Generationen, vom Kleinkind bis zum Senior. Das Maibaumstellen hat sich zu einer schönen Tradition entwickelt. Selbst Weggezogene lassen es sich nicht nehmen, beim Aufstellen des Baums in der Mörikestraße vorbeizuschauen. Der Baum ist bereit, Michel Schach bläst das Horn. Und weil es so gut klingt und damit auch jeder weiß, dass es jetzt losgeht, bläst er gleich noch ein zweites Stück.

Alle kräftigen Männer der Straße packen mit an und beginnen, gut koordiniert, mit „Zugleich, zugleich“-Rufen, den Baum aufzustellen. Gar nicht so einfach – der Stamm ist lang und es bläst ein störrischer Wind. Mit Stangen wird der Baum immer höher geschoben, auf traditionelle Weise. Dabei muss man jedoch ganz schön aufpassen, dass er nicht zur Seite rutscht. Geschafft, der Baum steht gerade. Zumindest, soweit es der hartnäckige Wind zulässt. Sorgfältig wird der Stamm befestigt. Die Zuschauer applaudieren. Doch noch ist der Maibaum nicht ganz fertig. Denn jede Familie hat ein Wappen erstellt, das nun befestigt wird. Dabei erzählt jedes Kunstwerk seine eigene Geschichte. Die Rohlinge hat Rafael Schreiber gefertigt und jeder, der mag, kann sein eigenes kleines Gemälde gestalten.

Das Tüpfelchen auf dem i ist zum Schluss der Fasan. Der wacht über dem Vogelhäuschen am Stamm. Dass das Wetter nicht so ganz mitspielt, ist vollkommen egal. Wichtig ist in der Mörikestraße das nachbarliche Zusammengehörigkeitsgefühl. Und das lässt sich durch ein bisschen Wind ganz bestimmt nicht wegpusten.

Wenn der Baum steht, werden noch die von den Familien gestalteten Wappen befestigt.

© Tobias Sellmaier

Wenn der Baum steht, werden noch die von den Familien gestalteten Wappen befestigt.

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Erstellt:
2. Mai 2023, 06:00 Uhr

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