Zum Flughafen wird ein Umstieg nötig

Der neue Fahrplan des VVS gilt ab Sonntag. Er bringt im Rems-Murr-Kreis einige Veränderungen: Nutzer der Linie S2 können sich über den Viertelstundentakt freuen, die S3 hingegen fährt werktags nur noch bis Vaihingen und nicht mehr zum Flughafen.

Mit der S3 vom Backnanger Bahnhof bis Flughafen/Messe – das geht künftig nur noch sonntags. Archivfoto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Mit der S3 vom Backnanger Bahnhof bis Flughafen/Messe – das geht künftig nur noch sonntags. Archivfoto: A. Becher

Von Lorena Greppo

Rems-Murr. Der neue Fahrplan des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS), welcher ab diesem Sonntag, 12. Dezember, gilt, bringt auch für den Rems-Murr-Kreis so manche Änderung mit sich (siehe Infobox). Nicht jede davon wird den Nutzern des ÖPNV gefallen. Denn wer von Backnang aus zum Flughafen will, muss künftig unter der Woche umsteigen. Die Direktverbindung wird es nur noch sonntags geben. Von Montag bis Samstag fährt die S3 nur noch bis Vaihingen. Für alle Fahrgäste mit Fahrzielen zwischen Stuttgart-Rohr und dem Flughafen ist ein Umstieg in die Linie 2 notwendig, durch die Wartezeit wird auch die Gesamtreisezeit um zehn Minuten verlängert. Ärgerlich findet das der Landtagsabgeordnete Gernot Gruber (SPD): „Das ist für viele S-Bahn-Fahrerinnen und -Fahrer von Backnang bis Neustadt-Hohenacker eine gravierende Verschlechterung“, sagt er. Zulasten des Murrtals verfüge Leinfelden-Echterdingen nun über einen durchgängigen 15-Minuten-Takt, wo bislang mal 10, mal 20 Minuten zwischen den Abfahrtszeiten lagen. Auch kritisiert Gruber, wie diese Änderung zustande gekommen ist. „Die Entscheidung in der Region scheint ohne Rückkoppelung mit den Landkreisverwaltungen erfolgt zu sein, und ohne jede Mitsprache des Kreistags, obwohl letztlich die Kreise die Region und damit die S-Bahnen finanzieren.“ Diese Kritik ist vor allem an die Regionalversammlung gerichtet, die den neuen Fahrplan beschlossen hat.

Verbesserung für Filderstadt, wenn die S3 die Direktanbindung verliert

In besagter Regionalversammlung sitzt die Backnangerin Ulrike Sturm (Grüne), die sich nach Grubers Pressemitteilung zum Thema den vielen Anfragen der Bürger stellen musste. Sie habe das Wochenende mit dem Beantworten von E-Mails hierzu verbracht, berichtet sie. Sie wolle sich nicht wegducken, macht Sturm klar. Aber: Als Regionalrätin vertrete sie nicht in erster Linie lokale Interessen. Ihre Fraktion habe 2020 beantragt, dass der Viertelstundentakt der S-Bahn auch für Filderstadt mit seinen 45000 Einwohnern gelten solle. Dieser Endpunkt der Linie S2 war bislang nur im Halbstundentakt angebunden. Eine Machbarkeitsstudie habe aufgezeigt, dass diese Taktverkürzung nur umsetzbar ist, wenn die S3 werktags ihre Direktanbindung zum Flughafen verliert. „Natürlich gefällt mir als Backnangerin das grundsätzlich nicht“, sagt Sturm. Das habe sie in ihrer Fraktion auch klar zum Ausdruck gebracht. Abgelehnt habe sie die Sitzungsvorlage jedoch nicht – aus verschiedenen Gründen.

„Wie oft muss man zum Flughafen?“, fragt die Regionalrätin. Sie selbst bringe es in 60 Jahren auf achtmal zwei Flüge ins Ausland. Im Vordergrund grüner Politik stehe, die Bürgerinnen und Bürger auf der Schiene zur Arbeit, Uni oder Schule zu bringen und nicht zum Flughafen. Zudem sei die Veränderung nicht so gravierend, wie manch einer meint: Die Fahrtzeit von Backnang-Maubach aus zum Flughafen betrage aktuell 58 Minuten im Halbstundentakt. Im neuen Fahrplan betrage die Fahrtzeit ab 67 Minuten, allerdings seien Fahrten im Viertelstundentakt möglich. Noch schneller gehe es zudem von jenen Bahnhöfen aus, an denen auch die Regionalbahn hält. „ Ist das die Aufregung wert?“ Sturm hebt hervor, dass man, wenn man von der Linie S3 aus Richtung Ludwigsburg oder Richtung Esslingen – ebenfalls beliebte Ziele – fahren will, auch umsteigen muss. So ungewöhnlich sei das also nicht.

Kritik an Wartezeit beim Umsteigen

Die Anlieger der drei Nordlinien S4 bis S6, welche bislang an der Schwabstraße enden, forderten laut Sturm schon lange, dass wenigstens eine der drei Linien durchgebunden wird. Dadurch habe sogar schon im Raum gestanden, dafür die S3– entlang welcher im Vergleich zur S2 und S1 erheblich weniger Leute wohnen – nur noch bis zur Schwabstraße fahren zu lassen. „Somit müssen wir dem Grunde nach dankbar sein, so lange zu den beiden Linien gehört zu haben, mit denen man umstiegsfrei bis zum Flughafen fahren konnte und sonntags auch weiterhin kann“, hebt die Regionalrätin hervor. Sie sieht im neuen Fahrplan auch Chancen für Pendler: „Die S-Bahn wird zu Reisezeiten nicht mehr mit tendenziell immer größer werdenden Koffern zugestellt. Dadurch gibt es mehr Platz und leichteres Durchkommen durch den Gang.“

Dennoch: Auch Ulrike Sturm sieht beim neuen Fahrplan noch einiges im Argen. Etwa, dass man außerhalb des Viertelstundentakts beim Umstieg vom Remstal ins Murrtal und umgekehrt knapp eine halbe Stunde in Waiblingen warten müsse. „Das habe ich auch in meinen zehn Jahren im Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistags wiederholt vorgetragen und werde das auch in der Region weiter tun.“ Momentan sei dies nicht möglich, da es das gesamte Gefüge netzweit durcheinanderbringen würde, habe man ihr geantwortet.

Die Hoffnung gibt Sturm aber noch nicht auf: Mit Inkrafttreten der Stuttgart-21-Fahrpläne in voraussichtlich vier Jahren würden die Karten neu gemischt. Dann solle beispielsweise die Fahrt vom Hauptbahnhof zum Flughafen nur noch acht Minuten dauern. „Dann haben wir auch eine Chance, dass sich für uns etwas verbessert.“ Dafür bedürfe es aber des Einsatzes der Rathauschefs entlang der Murrschiene.

Der neue Fahrplan ab dem 12. Dezember

S-Bahn Die S-Bahnen der Linie 2 verkehren künftig werktags zwischen 6 und 20.30 Uhr im Viertelstundentakt. Bislang fuhren sie nur halbstündlich. Das wiederum bedingt aber, dass die S-Bahnen der Linie 3 werktags nur noch bis zur Haltestelle Stuttgart-Vaihingen fahren. Für eine Verbindung zum Flughafen müssen Reisende aus Backnang und Umgebung nun umsteigen. Auch an Samstagen ist die S-Bahn auf allen Linien künftig zwischen 13 und 18.30 Uhr viertelstündlich unterwegs – also sowohl die S3 wie auch die S4.

Regionalbahn Auf der Murrbahn (RE90) wird künftig montags bis freitags um 4.13 Uhr eine neue Verbindung von Crailsheim nach Stuttgart angeboten. Die Linie RB19 (Crailsheim– Backnang–Stuttgart) heißt dann MEX19 und fährt auch an Sonn- und Feiertagen im 30-Minuten-Takt. Unter der Woche sind abends zwei zusätzliche Züge (20.26 sowie 21.26 Uhr ab Stuttgart und 19.32 sowie 20.32 Uhr ab Gaildorf) im Einsatz.

Die Remsbahn, künftig MEX13, fährt dann auch sonntags von 9 bis 20 Uhr im Halbstundentakt. An den Wochenenden gibt es in jeder Richtung jeweils einen zusätzlichen Abendzug (ab Aalen 19.07 Uhr, ab Stuttgart 19.47 Uhr). Nach dem Fahrplanwechsel verkehren die Nachtzüge zwischen Schorndorf und Aalen bereits ab und bis Stuttgart. Montags bis freitags verkehren zusätzlichen Züge um 5.20 Uhr ab Stuttgart und um 20.07 Uhr ab Aalen.

Fahrplanbuch Auf ein gedrucktes Fahrplanbuch müssen die VVS-Kunden künftig verzichten. Schon in den vergangenen Jahren kam es vor, dass das Buch schon kurz nach der Erscheinung nicht mehr aktuell war, weil es auch unterm Jahr immer wieder Anpassungen gibt. Die Fahrplanbuchseiten lassen sich nach wie vor über die Homepage www.vvs.de sowie über die App VVS Mobil abrufen.

Sperrung Mit Einschränkungen müssen die Fahrgäste im kommenden Jahr vom 30. Juli bis 11. September auf der Stammstrecke der S-Bahn Stuttgart zwischen Hauptbahnhof und Vaihingen rechnen. Unter anderem werden 2,4 Kilometer Gleise und zwölf Weichen ausgetauscht. Die Strecke wird daher komplett gesperrt und ein Baustellenfahrplan eingerichtet. Auch die Züge des Regionalverkehrs sind davon betroffen.

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Erstellt:
11. Dezember 2021, 06:00 Uhr

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