Zum Spielen kommt die Familie zusammen
Das Amt des Oberbürgermeisters bringt es mit sich, dass Maximilian Friedrich wenig Freizeit hat. Wenn dann mal ein Spieleabend angedacht ist, gilt es, diesen gut vorzubereiten. Zum Glück ist die Familie Friedrich/Straub geübt, was das angeht.

© Alexander Becher
Am Esszimmertisch kommen Maximilian Friedrich, seine Mutter Helga, die Schwiegereltern Petra und Martin Straub, Schwager Nathan Straub, Ehefrau Kerstin und Tochter Katharina (von links) zum Spielen zusammen.
Von Lorena Greppo
Backnang/Berglen. Wenn die Esszimmermöbel im Hause Friedrich in Berglen sprechen könnten, sie hätten viel zu erzählen. Die Möbel, erklärt Maximilian Friedrich, stammen aus seinem Elternhaus und sind etwa 50 Jahre alt. Die Polster wurden seitdem erneuert, aber der Rest hat „wahrscheinlich schon einige Tausend Stunden an Spiel erlebt“, so der Backnanger Oberbürgermeister. Spieleabende mit Freunden seien schon bis spät in die Nacht gegangen. Doch bedingt durch Beruf und Vaterrolle sind die Gelegenheiten rarer geworden, seinen Freiraum muss der Rathauschef gut planen. Spontane Runden sind wenn dann mit der Familie möglich – schließlich wohnen die Eltern seiner Frau Kerstin, Martin und Petra Straub, im gleichen Haus. „Spieleabende mit Freunden müssen wir weiter im Voraus organisieren“, erklärt Kerstin Friedrich. Am besten gehe das an Silvester oder an Geburtstagen, mit der Familie wird auch traditionell an Weihnachten gespielt.
Was gespielt wird, hänge maßgeblich von der Runde ab. Mit Freunden, sagt Kerstin Friedrich, werden gerne Rätsel- und Erklärspiele wie die „Exit Games“, „Nobody is perfect“ oder „Dixit“ ausgepackt. In den Runden mit der Familie komme hingegen sehr oft „Die Siedler von Catan“ auf den Tisch. Den Aufbau übernimmt meistens ihr Bruder Nathan Straub. „Ich bin darin schon sehr geübt“, berichtet er schmunzelnd. Auch verfügt die Familie über diverse Erweiterungen zum Basisspiel und hat noch extra Holzfiguren gekauft. Für „Siedler“ haben die Familienmitglieder auch schon verschiedene Strategien entwickelt. „Als Erstes an den Tauschhafen kommen“, rät Kerstin Friedrich. „In die Fläche gehen“, empfiehlt Nathan Straub.
Die Entscheidung darüber, was gespielt wird, fällt nicht immer leicht
Auch für die Tochter der Friedrichs, Katharina, ist so ein Spieleabend ein schönes Erlebnis. „Sie freut sich, wenn alle zusammensitzen“, berichtet ihr Vater. Fürs Mitspielen ist sie noch zu klein, schließlich wird sie in Kürze drei Jahre alt. Manchmal setze aber eine Person aus, um stattdessen mit Katharina zu spielen. „Zurzeit sind ‚Quips‘ und das Big-Bobby-Car-Spiel bei ihr sehr beliebt“, berichtet Martin Straub. Was die Erwachsenen spielen, wird in der Runde entschieden – das ist nicht immer leicht. „Gespielt wird, was den größten Konsens findet. Da muss jeder mal nachgeben“, sagt Kerstin Friedrich. Ihr Vater Martin Straub etwa ist ziemlich gut in Geografie und spielt „Finden Sie Minden“ daher recht gerne. „Das findet aber nicht immer die allgemeine Zustimmung“, drückt es Maximilian Friedrich diplomatisch aus. Zu Zerwürfnissen komme es wegen der Spiele jedoch nicht. „Klar wird auch mal gestritten, da reagiert jemand impulsiv oder räumt ein paar Figuren ab“, schildert Martin Straub. Das sei aber nach dem Spiel schon wieder vergessen. Denn, da stimmen die Familienmitglieder überein, ehrgeizig sind zwar alle. Aber eben nicht verbissen. Petra Straub erinnert sich, dass ihre Tochter Kerstin stets sagte, wenn jemand bei einem Spiel als Letzter ins Ziel kam: „Jetzt hast du auch gewonnen.“ Unterschiedlich seien allerdings die Herangehensweisen bei den verschiedenen Spielen. „Meine Frau und ich sind da eher analytisch“, sagt Maximilian Friedrich. Der Schwiegervater vertraue hingegen auf sein Bauchgefühl.
Dass im Familienverbund gerne gespielt wird, kommt nicht überraschend, denn fragt man die Eltern nach ihrer Kindheit und Jugend, erinnern auch sie sich an viele ähnliche Begebenheiten. Petra Straub hat noch ein „Mensch ärgere dich nicht“-Spiel aus ihrer Kindheit. „Das dürfte eines der ältesten Spiele im Haushalt sein.“ Als Kind habe sie viel mit ihrer Tante gespielt, während die anderen Erwachsenen die Skatkarten auspackten. Skat war auch im Hause Friedrich ein häufig gespieltes Spiel. „Bei uns wurde allgemein viel Karten gespielt – neben Skat auch Uno oder Rommé“, erzählt Helga Friedrich. Für das Skatspiel gab es einen festen Termin jede Woche. Sie selbst habe damals sogar an Skatturnieren teilgenommen. Das Talent dafür sieht sie aber vor allem bei ihrem Sohn: „Max zieht uns alle ab“, sagt sie lachend. Auch sie hat noch einige Spiele aus der eigenen Jugend vorzuweisen. Ihre Version von „Risiko“ stammt aus dem Jahr 1967. Erstmals habe sie das Strategiespiel mit Freunden aus den Niederlanden beim Skiausflug gespielt. „Das hat so viel Spaß gemacht, dass wir es auch gekauft haben“, berichtet sie – auf Niederländisch, die Übersetzungen sind handschriftlich auf den Karten hinzugefügt.
In der Spielesammlung der Friedrichs findet sich übrigens auch das Würfelspiel „Backnanger Gänsespiel“ mit Illustrationen der Weissacher Künstlerin Renate Pickert-Edelmann, welches vor 24 Jahren zum Backnanger Gänsemarkt erdacht wurde. So etwas könne man doch womöglich noch einmal machen, regt Maximilian Friedrich an. Eventuell zum 50. Straßenfest?! Dann hätte Backnangs Oberbürgermeister zumindest auch einmal die Gelegenheit, bei der Arbeit zu spielen.

© Alexander Becher
„Die Siedler von Catan“ ist nicht nur in der Familie Friedrich/Straub beliebt – auch in der Stadtbücherei gehört das Spiel zu den Ausleihhits.Fotos: A. Becher
Spielwaren Wiedmann Ein schier unerschöpfliches Angebot an Spielen bietet der Spielwarenladen Wiedmann in Backnang und Murrhardt. Trotz der großen Bandbreite lassen sich auch hier Trends erkennen, wie Inhaber Matthias Wiedmann schildert. Die „Catan“-Reihe beispielsweise sei ein Dauerbrenner, der durch diverse Erweiterungen und Exklusivpackungen auch langjährige Spieler anhaltend begeistert. Ein absoluter Verkaufsschlager sei auch die „Exit“-Spielreihe, welche bei Rätselfans beliebt sei und immer neue Szenarien bietet. Das Kennerspiel des Jahres „Paelo“ wie auch „Robin Hood“ sind sogenannte kooperative Spiele, bei denen die Beteiligten gemeinsam gegen das Spiel spielen. „Das schafft einen gewissen ‚Gemeinschaftseffekt‘ und ist zur Zeit enorm angesagt“, so Wiedmann. Bei Fans von Spielen mit lockerer Atmosphäre und viel Kommunikation sei die „Kylskapspoesie“-Reihe beliebt. Seit zwei Jahren verkaufe sich zudem das Kartenspiel „Skyjo“ sehr gut – „teilweise besser als alte Klassiker wie Uno oder Skip-Bo“.
Stadtbücherei Die Backnanger Stadtbücherei verfügt momentan über 350 verschiedene Spiele. Die „Hits“ werden etwa zehn- bis zwölfmal pro Jahr ausgeliehen, sind also fast immer unterwegs. Besonders gerne werden etwa die jeweils neuen (Kinder-)Spiele des Jahres (Sieger oder Nominierte) ausprobiert. Bei den Erwachsenen werden besonders gern Klassiker wie „Sagaland“, „Uno“, „Scotland Yard“, „Das verrückte Labyrinth“ oder „Carcassonne“ ausgeliehen. Das sind oftmals Spiele, die früher einmal Spiel des Jahres waren. Ein weiterer Trend sind gerade ganz verstärkt die Escape-Spiele wie die „Escape Adventures“ von Unlock oder von „Deckscape“. Bei Kindern sind die Juniorformen der Klassiker sehr beliebt („Scotland Yard Junior“, „Die Siedler von Catan Junior“), ebenso Actionspiele wie „Billy Biber“, „Flizz und Miez“ oder „Titus Tentakel“. Auch Tiptoi-Spiele werden sehr gerne mitgenommen.