Zwei Weinköniginnen – ein Anliegen

Königlicher Besuch im Aspacher Dörfle der Aspacher Weingärtnergenossenschaft: Carolin Klöckner und Tamara Elbl nehmen an der Weinprobe im Online-Format teil. Die Württemberger Weine in die Welt hinauszutragen, sehen sie auch jenseits von Amt und Würden als wichtige Aufgabe an.

Joachim Schöffler (von links), Carolin Klöckner, Günther Ferber, Tamara Elbl und Michaela Perini haben ebenso wie die per Internet zugeschalteten Teilnehmer viel Spaß und Genuss bei der Weinprobe im Dörfle in Aspach. Via Livestream ist die Veranstaltung trotz Coronabeschränkungen für alle Weinfreunde zugänglich.  Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Joachim Schöffler (von links), Carolin Klöckner, Günther Ferber, Tamara Elbl und Michaela Perini haben ebenso wie die per Internet zugeschalteten Teilnehmer viel Spaß und Genuss bei der Weinprobe im Dörfle in Aspach. Via Livestream ist die Veranstaltung trotz Coronabeschränkungen für alle Weinfreunde zugänglich. Foto: T. Sellmaier

Von Simone Schneider-Seebeck

Aspach. Knisternde Spannung liegt in der Luft im rustikalen Ambiente der Scheune im Dörfle. Eigentlich sollte es mittlerweile Routine sein. Die letzte virtuelle Weinprobe der Aspacher Weingärtnergenossenschaft vor einem Jahr war ein großer Erfolg. Dennoch sind Michaela Perini, Joachim Schöffler und Günther Ferber von der WG Aspach ein bisschen nervös. Ob es vielleicht auch am königlichen Besuch liegt? Denn an diesem Abend sitzen die ehemalige deutsche Weinkönigin Carolin Klöckner und die württembergische Weinkönigin Tamara Elbl mit am gut ausgeleuchteten Tisch. Alles ist sehr ansprechend vorbereitet. Die zu verkostenden Weine und die passenden Gläser stehen schon bereit.

Die Majestäten freuen sich sichtlich, an diesem Event teilzunehmen. „Das Konzept dieser Weinprobe ist etwas ganz Schönes“, findet Carolin Klöckner. „Dass man in diesem Rahmen an so einem Standort eine Weinprobe macht, das hat man auch zu Zeiten der Online-Events nicht alle Tage. Die Vorfreude ist groß.“ Und Tamara Elbl ergänzt: „Diese Online-Veranstaltungen bieten die Möglichkeit, weiterhin präsent zu sein. Ein wunderbares Geschenk, weil man viele Menschen erreicht und auch einen großen Radius hat. Ich bin schon gespannt, wo heute überall Zuschauer sitzen.“

Dabei war es der amtierenden württembergischen Weinkönigin seit ihrem Amtsbeginn im November 2019 keineswegs langweilig. Elbl nimmt die Pandemiesituation recht gelassen: „Ich bin, was Online-Veranstaltungen angeht, ein alter Hase.“ Etwa drei Monate lang habe sie nach ihrer Wahl ein „richtiges Jetset-Leben gehabt, wie man es sich wünscht“, erinnert sie sich. „Da waren auch wirklich viele Highlights mit dabei.“ Und dann war auf einen Schlag alles vorbei: Homeoffice war angesagt. „Wie muss das Homeoffice einer Weinkönigin eigentlich aussehen?“, fragte sie sich seinerzeit. „Ein Schloss hatte ich nicht“, sagt sie lachend. „Aber ich habe mir dann einen großen Schreibtisch zugelegt und vom Homeoffice aus ‚regiert‘.“ Recht schnell sei es dann mit den Online-Verkostungen losgegangen. An weit über 20 habe sie bereits teilgenommen. „Es waren ganz andere Regentenjahre. Normal kennt man ja Weinköniginnen von Grußworten, Eröffnungen, Messen – das war nun bei mir gar nicht. Das hat aber auch den Reiz ausgemacht“, denkt die ehemalige Hohenloher Weinkönigin zurück. Man habe sich überlegen müssen, wie die Regentschaft gestaltet werden könne. Kreativität war und ist gefragt und es sei schon herausfordernd gewesen, das Beste daraus zu machen. Noch bis November 2022 ist Tamara Elbl im Amt.

Carolin Klöckner hatte Glück. „Ich bin der letzte Jahrgang gewesen, der in vollen Zügen tatsächlich all diese ganzen Posten genießen konnte“, sagt die ehemalige Vaihinger Weinprinzessin von 2016 und 2017. Bis 2019, noch vor Beginn der Coronapandemie, hatte sie dann das Amt der deutschen Weinkönigin inne. Zahlreiche Termine, „ein buntes Programm“, wie sie zurückblickt, habe sie während ihrer Regentschaft wahrnehmen dürfen. Auch die Berlinale war eine Station gewesen, um den deutschen und auch den württembergischen Wein vorzustellen. Aktuell arbeitet sie an ihrer Masterarbeit. Sie studiert Landwirtschaft und besonders angetan haben es ihr die Sonderkulturen, zu denen auch der Weinbau gehört. „Wenn man einmal Weinhoheit war, dann lässt einen dieses Thema nicht so schnell los“, hat Klöckner festgestellt. Kein Wunder, dass sie ihre Arbeit über Genossenschaften im Weinbaubereich schreibt.

Sprachrohr der Branche zu sein, sieht auch Carolin Klöckner als Hauptaufgabe

Auf einen Lieblingswein mag sie sich nicht festlegen: „Lemberger schmeckt nach Heimat, aber es gibt so eine schöne Vielfalt. Da wäre es schade, wenn man nur einen Lieblingswein hätte.“ Dem kann sich ihre Kollegin nur anschließen. Einerseits steht Tamara Ebl zum heimatlichen Lemberger. „Als Winzerin kenne ich die Vorzüge im Glas und auch im Weinberg schon sehr gut“, lacht sie. Doch auch die Bukettrebsorten haben es ihr angetan: „Ich finde es wahnsinnig spannend, in was für eine andere Welt einen so eine Aromasorte wie beispielsweise Muskateller oder Sauvignon Blanc entführen kann und wie viel Fingerspitzengefühl darin steckt, das im Keller so auszubauen, dass man das ganze Wunderbare in ein Glas gepackt kriegt.“

Momentan studiert Ihre Hoheit Weintechnologiemanagement. Nach ihrem Abschluss wäre sie gern im Marketing tätig, um weiterhin den Konsumenten die guten Tropfen näherzubringen. Außerdem möchte sie ihren eigenen Weinberg bewirtschaften. Wichtig ist ihr, ein Sprachrohr zu sein zwischen der Weinbranche und dem Konsumenten. „Ich wollte der Branche eine Stimme geben“, was sie zunächst als Hohenloher Weinkönigin umsetzte. Das sieht auch Carolin Klöckner als ihre Hauptaufgabe an. Einerseits ein Sprachrohr für die Winzer zu sein. Andererseits von den Konsumenten ein Feedback zu bekommen. Das sei „etwas total Wertvolles.“ Nicht vergessen solle man dabei, dass es sich bei der Regentschaft um ein Ehrenamt handelt. Größte Hochachtung habe sie deshalb gerade in dieser schwierigen Zeit vor all den jungen Frauen, die wie Tamara Elbl dennoch den Weinbau, ihre Branche und ihre Region vertreten. Auch wenn „vieles von diesen Glanzstunden, die man sonst von den Weinhoheiten kennt, nicht vorhanden ist“.

Umso schöner, wenn an diesem Abend ein Hauch von königlichem Glanz durch die Scheune weht. Tamara Elbl freut sich: „Dass wir die Württemberger Weinkultur in die Welt hinaustragen dürfen, auch in solchen Zeiten – das macht einfach Spaß.“

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Erstellt:
28. Februar 2022, 06:00 Uhr

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