Zweigleisig bei der Kinderbetreuung

Oppenweiler braucht im Frühling dringend weitere Plätze für Kindergartenkinder. Doch die Gemeinderäte sind sich uneinig, ob eine neue Gruppe im Waldkindergarten oder in der Schule den Vorzug erhalten soll. Die Entscheidung fällt knapp aus – und gegen den Bürgermeister.

Waldkindergärten sind beliebt. In Oppenweiler soll es bald noch eine zweite Waldgruppe geben. Doch diese allein wird nicht ausreichen, um den Mangel an Kitaplätzen zu decken, den es ab April geben wird. Die Kommune wird sich wohl zeitgleich auch um eine weitere Regelgruppe in der Murrtalschule bemühen müssen. Foto: privat

Waldkindergärten sind beliebt. In Oppenweiler soll es bald noch eine zweite Waldgruppe geben. Doch diese allein wird nicht ausreichen, um den Mangel an Kitaplätzen zu decken, den es ab April geben wird. Die Kommune wird sich wohl zeitgleich auch um eine weitere Regelgruppe in der Murrtalschule bemühen müssen. Foto: privat

Von Kristin Doberer

Oppenweiler. Der neue Kindergarten Burgblick ist noch nicht einmal in Betrieb und schon wird es wieder eng bei den Kindergartenplätzen in Oppenweiler. Spätestens im April 2022 kann der Platzbedarf mit dem aktuellen Angebot nicht mehr gedeckt werden – obwohl es nach der Fertigstellung im Kindergarten Burgblick 25 zusätzliche Plätze geben wird. In der Kindergartenbedarfsplanung zeigt sich, dass die Gemeinde aktuell Platz für höchstens 170 Kinder bieten kann. Fest steht aber: Es kommen einige geburtenstarke Jahrgänge, im April 2022 werden 183 Plätze benötigt, im Juli 2022 rechnet die Verwaltung sogar mit 198. Das heißt, dass die Gemeinde Platz für etwa 20 bis 29 Kinder schaffen muss – und das schnell. Diese hohen Kinderzahlen werden wohl etwa 3,5 Jahre anhalten, für diese Zeit muss nun zwingend eine weitere Kindergartengruppe aufgemacht werden.

Die Freie Gemeindeliste möchte die Priorität auf eine neue Waldgruppe legen

„In der Schule könnten wir das relativ leicht abfangen, indem wir eine neue Gruppe für 25 Kinder aufmachen“, sagt Bürgermeister Bernhard Bühler zu den Plänen der Gemeinde. Man gehe davon aus, dass die Kita Burgblick zum Jahreswechsel endlich in Betrieb genommen werden kann, wodurch in der Murrtalschule Platz für eine neue Kindergartengruppe wäre. Die Kosten für kleinere Umbauten liegen in der Schule geschätzt bei 7000 Euro. Zusätzlich wolle man eine zweite Waldgruppe mit zehn bis 14 Kindern vorbereiten. Das heißt, bereits einen Wagen anschaffen, der dann sofort eingesetzt werden kann, wenn der Bedarf für eine weitere Waldkindergartengruppe da ist. Der ursprüngliche Vorschlag der Verwaltung lautete also, die zusätzliche Gruppe in der Schule einzurichten und eine weitere Waldgruppe vorzubereiten. „Nur vorbereiten ist zu spät“, sagt allerdings Gudrun Rauh, Fraktionsvorsitzende der Freien Gemeindeliste (FGL). Stattdessen solle die Gemeinde zuerst die Waldkindergartengruppe angehen und erst bei Bedarf die Gruppe in der Murrtalschule aufmachen. Sie stellte dementsprechend einen Antrag zur Änderung des Beschlussvorschlags. „Uns ist die Waldpädagogik sehr wichtig“, betont sie. Auch von einigen Eltern wisse sie, die gerne einen Platz im Waldkindergarten hätten.

Die Eltern in Oppenweiler warten schon seit einiger Zeit darauf, dass weitere Kitaplätze angeboten werden. „Schon seit September schiebe ich Familien, auf der Warteliste sind aktuell schon zwölf Kinder“, sagt Cornelia Köhnlein-Bass, die Leiterin der Kindertagesstätten. Für eine weitere große Waldgruppe allerdings bestehe die Nachfrage nicht, teilt Köhnlein-Bass mit. „Die Waldpädagogik wird von den Eltern gezielt ausgewählt und ist für manche Eltern keine Alternative.“ Das spricht auch Gerlinde Stahl von der Freien Wählervereinigung (FWV) an. Grundsätzlich seien auch sie dafür, eine weitere Waldgruppe einzurichten, aber „nicht alle wollen in den Wald“. Man solle zunächst mit der Gruppe in der Schule starten – auch um die rechtliche Versorgungspflicht der Gemeinde zu erfüllen – und dann im Wald starten, wenn ein Schutzort sowie Personal da sind. Die Waldgruppe könne eigentlich nur ein zusätzliches Angebot zu einer Regelgruppe sein, meint Bürgermeister Bühler dazu. Denn die ab April fehlenden Plätze kann eine weitere Waldgruppe alleine schlicht nicht abdecken. Selbst wenn die Waldkindergartengruppe als Erstes eingerichtet wird, müsse quasi zeitgleich auch die Gruppe in der Schule eingerichtet werden. „Die Gruppe in der Schule mit 25 Kindern würde reichen. Aber wenn wir auch eine Waldgruppe wollen, dann hilft nichts. Dann müssen wir beide betreiben“, sagt Bühler. Das bedeutet auch: Für jede neue Gruppe müssen zwei neue Betreuerinnen oder Betreuer eingestellt werden.

Personal für die Kindergartenbetreuung ist nur schwer zu bekommen

Das, so der Bürgermeister, sei gerade im Betreuungsbereich sehr schwer. Zwar liege schon eine Bewerbung für die Waldgruppe vor und es gebe auch schon eine mögliche Kandidatin für die Gruppe in der Schule, doch der Markt für qualifizierte Betreuungskräfte sei leer gefegt. Und auch den finanziellen Aspekt hat der Bürgermeister im Blick. Schließlich stelle man dann zwei zusätzliche Kräfte ein, die aktuell nicht unbedingt benötigt werden. „Es geht hier um die Zukunft unserer Kinder“, meint Steffen Rosenke (FGL) dazu. „Den wirtschaftlichen Aspekt können wir in dem Fall hintanstellen.“

Die Entscheidung über den geänderten Beschlussvorschlag geht zuletzt sehr knapp aus. Die acht Mitglieder der FGL stimmen geschlossen mit Ja für eine Priorisierung der Waldgruppe, die fünf anwesenden Mitglieder der FWV sowie der Bürgermeister stimmen mit Nein. „Ich kann dem Antrag so einfach nicht zustimmen“, erklärt Bühler seine Entscheidung. Zum einen müsse er die finanziellen Aspekte im Blick behalten. Zum anderen könne er es auch nicht mit sich vereinbaren, zusätzlich zwei woanders so dringend benötigte Fachkräfte vom Markt zu nehmen.

Neben dem Beschluss wurde die Verwaltung außerdem damit beauftragt, einen geeigneten Wagen als Schutzunterkunft bei schlechtem Wetter zu bestellen. Hier zumindest waren sich alle Gemeinderäte sowie der Bürgermeister einig, dass ein Wagen die sinnvollste Lösung für eine Gruppe mit bis zu 14 Kindern ist. Dieser könne dann in der Nähe des bestehenden Waldkindergartens aufgestellt werden; sollte er irgendwann nicht mehr benötigt werden, könnte er auch problemlos woanders untergestellt oder wieder verkauft werden. Angebote hat sich die Gemeinde auch schon unterbreiten lassen, die Kosten für solch einen Waldgruppenwagen (inklusive Heizquelle und zum Teil Möblierung) liegen aktuell zwischen 22000 und 58000 Euro. Bis zu einer Höhe von 25000 Euro kann die Verwaltung nun einen Wagen auch ohne eine erneute Zustimmung des Gemeinderats bestellen. Denn die Zeit drängt. Die Lieferzeiten der bisherigen Angebote liegen bei zehn bis 14 Wochen. Damit würde ein Wagen auch bei schneller Bestellung eigentlich schon zu spät zur Verfügung stehen, da die Plätze voraussichtlich ab April 2022 eng werden. Für die Verwaltung bedeutet das, dass sie nun nach vier Kräften suchen muss.

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Erstellt:
16. Dezember 2021, 11:30 Uhr

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