Aufruhr im Turnsport in Stuttgart
Athleten Deutschland fordert Aufklärung im Fall Kunstturnforum
Nach den zahlreichen Schilderungen der offenbar untragbaren Zustände am Kunstturnforum in Stuttgart hat sich nun auch der Verein Athleten Deutschland zur Lage geäußert.
Von Dirk Preiß
Die Schilderungen aktiver und ehemaliger Turnerinnen zu den Zuständen im Kunstturnforum Stuttgart beschäftigen nun auch den Verein Athleten Deutschland. Die Vertretung deutscher Spitzensportlerinnen und -sportler fordert ein „zügiges“ Aufklären und Aufarbeiten der „zahlreichen Anschuldigungen“. Auch, so heißt es in einem Statement des Vereins, „um fortwährendes Fehlverhalten und damit potenziell andauerndes Leid weiterer Athletinnen zu verhindern“.
Nach dem Rücktritt der erst 17-jährigen Meolie Jauch vor einigen Tagen haben sich zahlreiche Turnerinnen, die ebenfalls am Stuttgarter Bundesstützpunkt trainieren oder trainiert haben, mit teils schockierenden Zustandsbeschreibungen zu Wort gemeldet. Darin ist von Drohungen, ignorierten Essstörungen, Turnen trotz Schmerzen und Verletzungen sowie psychischem Druck die Rede.
„Die Schilderungen von gravierenden Missständen im deutschen Turnsport haben uns tief erschüttert“, heißt es im Statement von Athleten Deutschland, „wir fühlen mit den Turnerinnen, die in den vergangenen Tagen – wie schon ihre Kolleginnen vor wenigen Jahren in Chemnitz – großen Mut bewiesen und ihre erschreckenden Erfahrungen öffentlich gemacht haben.“ Für den Verein ist klar: „Der Weg zum angestrebten Kultur- und Strukturwandel im Sport ist noch lang.“ Zudem würden die Vorwürfe unterstreichen, „wie dringend das unabhängige Zentrum für Safe Sport gebraucht wird“.
Im Fall Stuttgart haben der Deutsche und der Schwäbische Turnerbund, DTB und STB, eine Untersuchung angekündigt, die auch auf externe Unterstützung setzen soll. Das begrüßt die Interessensvertretung: „Wir erkennen an, dass der DTB und der STB eine Untersuchung der Vorwürfe mit externer Unterstützung einleiten und Sofortmaßnahmen ergreifen werden.“
Der nationale Turnverband habe sich laut Athleten Deutschland in den vergangenen Jahren zu einem „Vorreiter für sicheren und gewaltfreien Sport in der deutschen Verbandslandschaft entwickelt. Daher sieht der Verein zuversichtlich nach vorne und setzt darauf, dass auch diesmal „defizitäre Strukturen identifiziert“ werden.
Vertreter von DTB und STB wollten sich am Montagabend noch einmal zur Lage beraten.