Der Kapitän bringt die SG Sonnenhof Großaspach wieder auf Kurs
Volkan Celiktas zeigt bei seinem Comeback auf Anhieb, wie wichtig er für die Oberliga-Fußballer aus dem Fautenhau ist. Der 28-Jährige wird im Heimspiel gegen den SSV Reutlingen nach dem 1:1 der Gäste eingewechselt, trifft kurz darauf zur erneuten Führung und stellt damit die Weichen für den 3:1-Sieg.
Von Steffen Grün
Den Beginn der Zwangspause von Volkan Celiktas markierte der 8. September. Beim Kantersieg in Mutschelbach sah der Leitwolf der SG eine späte, unnötige Ampelkarte. Als er gegen Hollenbach gesperrt war, setzte es prompt die erste Saisonniederlage. Logisch, dass der Kapitän die Position im zentralen Mittelfeld in Oberachern wieder eingenommen hätte, „aber zwei Tage vorher bin ich im Training auf die Schulter gefallen“. Mit einem angerissenen Band verpasste Celiktas fünf weitere Partien, von denen Großaspach zwei verlor. Nach dem 1:2 in Bissingen „bin ich in der vergangenen Trainingswoche wieder eingestiegen“, berichtet er, „aber es war trotzdem unsicher, ob ich heute überhaupt spiele.“ Als Reutlingen in der 73. Minute aus dem Nichts das 1:1 erzielte, „haben wir aber schnell gehandelt“. Pascal Reinhardt wechselte ihn für Bastian Frölich ein – und Volkan Celiktas avancierte zum Matchwinner.
Volkan Celiktas packt aus 17 Metern den Hammer aus
Der etatmäßige Innenverteidiger, der inzwischen der unumstrittene Mittelfeldstratege ist, stand keine 120 Sekunden auf dem Rasen im Fautenhau, als ihm der Ball knapp außerhalb des Strafraums von Marius Kunde vor die Füße gespielt wurde. „Er macht das gut“, lobt der 28-Jährige den Teamkollegen und schildert, wie dieser „an einem Gegenspieler vorbeigeht, den nächsten bindet und mir dadurch ein wenig Freiraum verschafft“. Celiktas packte aus 17 Metern den Hammer aus. Die Kugel sauste halbhoch in das linke Eck, ohne dass der machtlose Keeper Enrico Alejandro Piu nur ansatzweise reagiert hätte. Ein Traumtor, das exakt so geplant war? „Nein, um Gottes Willen“, sagt der Schütze in aller Bescheidenheit. „Ich wollte den Ball irgendwie aufs Tor kriegen und dass es dann so gut geklappt hat, war umso besser.“
Mit seinem sechsten Saisontreffer brachte der Kapitän den Sonnenhof wieder auf die Siegerstraße. Der Wunsch der Gäste, erneut zurückzuschlagen, wurde durch Gelb-Rot für Donat Morina erschwert. In der 86. Minute hätte Mert Tasdelen für die SG den Sack nach einem Solo zumachen müssen, schoss aber haarscharf am rechten Pfosten vorbei. Die 90. Minute lief gerade ab, als der Deckel drauf war. Wieder hatte Volkan Celiktas großen Anteil, obwohl sein Schuss nach einer schönen Kombination dieses Mal vergleichsweise harmlos war. Reutlingens Keeper wehrte den Ball nach vorne ab und Lukas Stoppel roch den Braten. Der SG-Youngster staubte zum 3:1 ab. In der Nachspielzeit waren die Möglichkeiten für Großaspach vorhanden, sogar noch weiter zu erhöhen. Aber das wäre des Guten doch etwas zu viel gewesen.
Im letzten Drittel trifft die SG zu oft falsche Entscheidungen
Denn obwohl der Trainer der Hausherren völlig zu Recht von einem „sehr dominanten Auftritt“ seiner Truppe sprach, kam Pascal Reinhardt zugleich nicht umhin zuzugeben, dass „im letzten Drittel falsche Entscheidungen getroffen wurden“. Mit der Folge, dass die SG ihre klare Überlegenheit gegen die tief stehenden Gäste lange Zeit nicht in allzu viele 100-prozentige Torchancen ummünzen konnte, weil beispielsweise der letzte Pass nicht ankam. Drei waren es in der ersten Halbzeit trotzdem für die Großaspacher, bei denen es gegenüber dem 1:2 in Bissingen drei Veränderungen in der Startformation gegeben hatte, ohne am gewohnten 4-3-3 zu rütteln. Benedikt Landwehr ersetzte Niklas Mohr als Linksverteidiger, im Mittelfeld nahm Christian Mistl den Platz von Lukas Stoppel ein und im Sturm kehrte Dominik Salz für Nico Engel zurück. Der zuletzt angeschlagene Torjäger war es nach zehn Minuten auch, der die erste SG-Möglichkeit hatte. Der nach einer Flanke alleine gelassene Routinier scheiterte mit seinem Schuss aber an Enrico Alejandro Piu.
Erst kurz vor dem Wechsel kamen weitere Topchancen dazu. Erst machte Arbnor Nuraj seinem Ex-Klub ein ungewolltes Präsent, indem er den Ball nach der Hereingabe von Kunde in sehr guter Position nicht richtig traf (39.). Dann war es Tasdelen, der im Strafraum den Gegner narrte, dann aber knapp am langen Pfosten vorbeischoss. Das 0:0 zur Pause hatte der SSV seinem kämpferischen Einsatz zu verdanken, nicht seinen überschaubaren Offensivbemühungen.
Noch einmal ein Heimspiel: Am Freitag wird Nöttingen in Großaspach erwartet
„Wir sind nicht so gut aus der Kabine herausgekommen.“ SG-Coach Pascal Reinhardt missfiel die Anfangsphase der zweiten Hälfte. „Wir haben das 1:0 gemacht, als Reutlingen gerade mehr den Ball hatte, wenn auch in ungefährlichen Zonen.“ In der 57. Minute leitete Dominik Salz die Kugel nach Zuspiel von Mert Tasdelen zu Anthony Mbem-Som Nyamsi weiter, der sie sich noch einmal zurechtlegte und dann zum 1:0 vollendete. Reinhardt vermisste danach die letzte Gier auf das 2:0, anders als das anfangs der Runde der Fall war. Die Quittung gab es mit dem trotzdem völlig unerwarteten 1:1 von Onesi Kuengienda, auf das Celiktas die richtige Antwort wusste. „Er ist mit seiner Präsenz wichtig für uns, obwohl wir schon gezeigt haben, dass es auch mal ohne ihn gehen kann“, betonte der SG-Trainer. „Er ist unser Kapitän und macht auch die anderen Spieler besser.“ Großaspach verteidigte mit dem 3:1-Heimsieg gegen die auf den drittletzten Platz zurückfallenden Gäste die Tabellenführung. Weiter geht es bereits am Freitag (19 Uhr) zu Hause gegen Nöttingen.
SG Sonnenhof Großaspach Reule – Rahn, Nuraj, Manduzio, Landwehr – Kunde, Frölich (75. Celiktas), Mistl (58. Stoppel) – Mbem-Som Nyamsi (90.+1. Ender), Salz (90.+3. Dautaj), Tasdelen (89. Engel).
SSV Reutlingen Piu – Morina, Jäger, Staiger (88. Schaal) – Deininger, Krajinovic (80. Adrovic), Gorgoglione, Founes, Plattenhardt – Kuengienda (84. Inan), Kasiar (84. Zenner).
Tore 1:0 (57.) Mbem-Som Nyamsi, 1:1 (73.) Kuengienda, 2:1 (77.) Celiktas, 3:1 (90.) Stoppel. – Gelb-Rote Karte Morina (83.). – Schiedsrichter Hofheinz (Niefern). – Zuschauer 518.