Die Tür zum Finale steht für die TSG Backnang einen Spalt offen

Die Judomänner aus dem Murrtal gewinnen beim Budo-Club Karlsruhe mit 10:4. Sie haben es nun selbst in der Hand, mit einem Heimsieg im letzten Duell der Südstaffel der Ersten Bundesliga gegen den direkten Rivalen aus Leipzig in die Endrunde um den deutschen Meistertitel einzuziehen.

Die taktischen Überlegungen von TSG-Trainer Jens Holderle gehen auf und Backnang gewinnt in Karlsruhe. Archivfoto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Die taktischen Überlegungen von TSG-Trainer Jens Holderle gehen auf und Backnang gewinnt in Karlsruhe. Archivfoto: Tobias Sellmaier

Von Steffen Grün

„Das wird kein Selbstläufer“, hatte Jens Holderle im Vorfeld des Gastspiels der Schwaben bei den Badenern gewarnt. „Das war auch keiner“, sagte der TSG-Trainer, nachdem seine Mannschaft die nicht zu unterschätzende Aufgabe beim Aufsteiger gelöst hatte. Der klare 10:4-Erfolg mag den gegenteiligen Anschein erwecken, doch „es ging im doppelten Sinne ganz schön heiß her“. Zum einen auf der Matte, auf der Karlsruhes Kämpfer nach Kräften versuchten, den favorisierten, meist weitaus erfahreneren Backnangern ein Bein zu stellen und es das eine oder andere Mal auch schafften. Zum anderen abseits davon, denn die Fans der Hausherren peitschten ihre Judokas „bei gefühlten 50 Grad Celsius“ frenetisch nach vorne, so ein nass geschwitzter Jens Holderle.

Vor allem der erste Durchgang habe sich schwierig gestaltet, erzählt der Backnanger Trainer, der einst selbst in der Regionalliga für den Budo-Club im Einsatz war und den mit den beiden Hauptverantwortlichen Joachim Bechthold und Heiko Mandel ein langes freundschaftliches Verhältnis verbindet. Die Gäste legten mit den beiden vorzeitigen Siegen von Mikita Sviryd in der Klasse über 100 Kilogramm sowie von Roland Gőz (bis 100) zwar ein 2:0 vor, doch der Außenseiter kam zum Ausgleich. Rafael Walter unterlag gegen Egor Nikitin, der eigens sein Gewicht reduziert hatte, um in der Klasse bis 73 Kilogramm (sonst bis 81) starten zu können. „Das zeigt den Ehrgeiz der Karlsruher“, betonte Jens Holderle, der anschließend auch die trotz dessen längerer Verletzungspause etwas überraschende Niederlage von Schamil Dzavbatyrov gegen Julian Mandel einordnete: „Er ist derzeit noch nicht wieder in Topform und trotzdem unsere beste Option in der Klasse bis 81 Kilogramm. Er hat sich in den Dienst der Mannschaft gestellt.“

Maximilian Heyder sorgt mit seinem Sieg wieder für mehr Ruhe in der Halle

Die Stimmung in der Halle sei nach dem 2:2 hochgekocht, denn „Karlsruhe hat Lunte gerochen“. Umso wichtiger war es in dieser heiklen Situation, dass Maximilian Heyder (bis 60) die Nerven bewahrte. Der viermalige deutsche Meister hatte mit Martino Coric zwar mehr Probleme als vorab erwartet und musste über die vollen vier Minuten gehen, „aber letztlich hat er doch gezeigt, wer der Chef auf der Matte ist. Das hat wieder Ruhe reingebracht.“ Janno Brodnig (bis 66) und Marvin Kurz (bis 90) erhöhten auf 5:2 für die TSG, die damit nach dem Ende des ersten Durchgangs auf Siegkurs war.

Anders als in der Frauen-Bundesliga, in der neuerdings dieselben sieben Kämpferinnen auch allesamt ein zweites Mal antreten dürften, sind bei den Männern zur Halbzeit mindestens drei Wechsel vorgeschrieben. In der Pause schlug also die Stunde der Taktiker – und das, was Jens Holderle mit gleich vier Umbesetzungen ausbaldowert hatte, erwies sich als klug. „Ich war mir ziemlich sicher, dass Karlsruhe damit rechnet, dass bei uns in der Klasse bis 100 Kilogramm noch einmal Roland Gőz zum Einsatz kommt“, verriet Backnangs Trainer eine seiner Überlegungen. Weil gegen den vermutlich ohnehin nichts zu holen gewesen wäre, brachten die Hausherren mit Florian Weinmann einen etwas schwächeren Judoka, der es dann aber mit Niklas Kern zu tun bekam. „Er hat an seinem Geburtstag den besten Kampf abgeliefert, den ich bislang von ihm gesehen habe“, lobte Jens Holderle seinen Schützling nach dessen Sieg. Zuvor hatte bereits Mikita Sviryd ein zweites Mal an diesem Abend die Oberhand behalten und es stand somit 7:2.

Dass Jonas Riener (bis 73) und Felix Kurz (bis 81) den Kürzeren zogen, brachte Backnangs Auswärtserfolg nicht mehr in Gefahr. Maximilian Heyder bewies in seinem zweiten Duell seine ganze Klasse und setzte sich genauso durch wie Csanád Feczkó (bis 66) und Marvin Kurz (bis 90). Die TSG behauptete mit diesem 10:4 in Karlsruhe den zweiten Platz, den es auch am Saisonende mindestens braucht, um neben Abensberg als zweiter Verein aus der Südstaffel das Ticket fürs Final-Four-Turnier um die deutsche Meisterschaft zu buchen. Zum Showdown kommt es im letzten Kampf der regulären Erstliga-Runde, zu dem am 7. September der Tabellendritte aus Leipzig in der Mörikehalle erwartet wird. Siegen die Sachsen vorher wie erwartet gegen Karlsruhe, dann ist klar: „Wir müssen gewinnen, egal wie.“ Ein Remis reicht dann nicht. Anders sähe es aus, wenn die TSG zuletzt beim 6:8 gegen Abensberg wenigstens einen Punkt geholt hätte. Das Holderle-Team wäre bereits durch gewesen, doch der Coach trauert der verpassten Chance nicht nach. Immerhin hat Backnang alles selbst in der Hand.

Auf die Sommerpause mit Olympischen Spielen folgt die Entscheidung

Auszeit Die TSG hat fünf von sechs Kämpfen in der Südstaffel der Ersten Bundesliga absolviert. Weiter geht’s erst in zwei Monaten, was Backnang zupasskommt. „Die Pause tut uns gut, weil wir einige Verletzte haben“, sagt Trainer Jens Holderle und hofft, dass Punktegaranten wie David Ickes oder Levi Märkt gegen den JC Leipzig wieder einsatzfähig sind.

Olympia Mit einem Septett aus dem Erstliga-Kader ist die TSG bei den Spielen in Paris (26. Juli bis 11. August) vertreten. Für die Niederlande kämpfen Frank De Wit, Noël van ’t End und Michael Korrel um die Medaillen. Zudem gehen die Spanier Nikolz Sherazadishvili und Francisco Garrigós Rosa, der Usbeke Davlat Bobonov und der Georgier Guram Tushishvili in der französischen Metropole auf die Matte.

Showdown Am Samstag, 7. September, um 18 Uhr empfängt die TSG den Judoclub Leipzig in der Mörikehalle. Falls die Gäste am 31. August zu Hause gegen Karlsruhe gewinnen, ist Backnang zum Sieg verdammt, um nicht noch auf den dritten Platz abzurutschen und die Endrunde zu verpassen, sondern stattdessen als Nebeneffekt sogar noch auf Rang eins zu klettern.

Final Four Als Termin steht Samstag, 5. Oktober, fest. Der Austragungsort ist offen. Aus der Südstaffel ist der TSV Abensberg sicher dabei, dazu kommt die TSG oder Leipzig. Im Norden haben Remscheid und Hamburg die derzeit besten Karten.

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Erstellt:
1. Juli 2024, 06:00 Uhr

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