Franz Beckenbauers Verwandtschaft in Backnang
Als Kinder hatten Rolf Belz und seine Schwestern noch viel Kontakt zu ihrem Vetter und späteren Weltstar. Wenn ihre Mutter Magdalena Belz ihre Schwester Antonie Beckenbauer in München besuchte, dann waren deren Söhne Franz und Walter allerbeste Spielgefährten.
Von Uwe Flegel
Für viele war er der Kaiser und die Lichtgestalt des deutschen Fußballs. Für den Backnanger Rolf Belz war Franz Beckenbauer vor allem „mein Vetter“. Mit der Verwandtschaft hausieren gegangen ist der mittlerweile 83-Jährige aber ebensowenig wie seine Söhne Michael und Andreas. Sie haben sich im Fußball im Murrtal alle selbst einen guten Namen gemacht. Als Jugendtrainer der TSG und langjähriger Staffelleiter im Fußballbezirk, als Mittelfeldspieler beim Landesligisten Allmersbach oder als WFV-Pokalsieger im Jahr 1991 mit der TSG.
Rolf Belz räumt dann auch gleich mal mit dem einen oder anderen Gerücht auf. Zum Beispiel, dass Beckenbauer seine Tante in Backnang ab und zu besucht habe. „Er war nur einmal hier und das war beim Freundschaftsspiel der Bayern bei der TSG.“ Ein Spiel, bei dem Rolf Belz’ Mutter Magdalena Belz dem bereits weltbekannten Neffen von der Tribüne aus zusah.
Magdalena Belz hielten telefonisch engen Kontakt zur Schwester
Wobei Beckenbauer die Tante im Schwabenland gut kannte. „Meine Mutter hatte engen Kontakt zu Antonie, der Mutter von Franz“, erzählt Rolf Belz. Die Schwestern hätten viel miteinander telefoniert und die Backnangerin fuhr regelmäßig zur Familie in der alten Heimat. Ins Murrtal gekommen war sie durch die Heirat mit Willi Belz. „Sie haben sich kennen gelernt, als mein Vater in München Soldat war.“ Als ihr Mann 1944 im Krieg starb, blieb Magdalena Belz mit den zwei Töchtern und Sohn Rolf in Backnang. „Wir sind aber oft nach München gefahren und haben als Kinder viel mit Franz und seinem älteren Bruder Walter gespielt. Wir sind super miteinander ausgekommen“, erinnert sich Rolf Belz und fügt an: „Walter und ich sind in etwa gleichaltrig“.
Mitte der Siebziger begegneten sich Rolf Belz und Franz Beckenbauer das letzte Mal
Mit zunehmendem Alter begleiteten die Kinder die Mutter seltener nach München. Die Kontakte zwischen der nächsten Generation wurden weniger. „Jeder hatte ja ein eigenes Leben“, sagt Rolf Belz. Er zum Beispiel war vier Jahre in Südafrika und danach in leitender Stellung bei der Firma Allcaps: „Mitte der Siebziger sind Franz und ich uns das letzte Mal begegnet. Er hatte mir Karten fürs Bayern-Spiel beim VfB besorgt.“ Belz muss lachen, als er das erzählt und erklärt dann: „Wir hatten ausgemacht, dass ich ihn am Neckarstadion treffe. Doch als ich dort hin wollte, war der Bereich abgesperrt und wir hatten ja noch keine Karten.“ Also wurde der Ordner um Durchlass gebeten, da „Franz Beckenbauer auf mich wartet. Das ist mein Vetter“, fügte Belz noch hinzu und bekam zur Antwort: „Und ich bin der Kaiser von China.“ Das war der Falsche. Der Backnanger brauchte den Fußball-Kaiser von Deutschland. Mithilfe einer Stehplatzkarte vom Schwarzmarkt gelangte Belz aber doch noch aufs Gelände und zur wartenden Verwandtschaft. Die grantelte schon. So wie er eben manchmal zürnen konnte – der Weltstar für die einen und Vetter von Rolf Belz.
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