Kein Wörner kommt an Tischtennis vorbei

Familienbande im Sport (5) In der Halle der Bodelschwinghschule in Murrhardt jagt die komplette Familie dem kleinen weißen Ball hinterher. Und auch die Freundinnen der Söhne wissen mit dem kleinen Schläger umzugehen.

Dominik, Julian, Claudia und Jürgen Wörner (von links) sind aus der Tischtennisabteilung des TV Murrhardt kaum wegzudenken. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Dominik, Julian, Claudia und Jürgen Wörner (von links) sind aus der Tischtennisabteilung des TV Murrhardt kaum wegzudenken. Foto: Alexander Becher

Von Lars Laucke

Jürgen Wörner hat früher in der Tischtennis-Bundesliga gespielt. Welt- und Europameister wie der Schwede Stellan Bengtsson oder der Kroate Dragutin Šurbek zählten zu seinen Gegnern. Mittlerweile ist er 67 Jahre alt und pensionierter Schulleiter, aber Tischtennis nimmt noch immer einen großen Platz in seinem Leben ein – und in dem der gesamten Familie. Nach der Karriere im Spitzenbereich kehrte Jürgen Wörner zu seinem Heimatverein TV Murrhardt zurück, spielte bis vor fünf Jahren noch in der ersten Mannschaft, zog sich dann in die zweite Mannschaft zurück und ist Abteilungsleiter. Außerdem hat er direkt und indirekt für Zuwachs bei den Tischtennisspielerinnen und -spielern des TVM gesorgt. Zum einen in der Funktion als Trainer, die er nach wie vor bekleidet, zum anderen aber auch durch die Familie.

Beim Kennenlernen an der Schwelle von Pingpong zu Tischtennis

So spielt seine Frau Claudia in der zweiten Damenmannschaft des TVM, die vergangene Saison mal wieder Meister in der Bezirksliga geworden ist. Zum Tischtennis als Wettkampfsport kam die heute 59-Jährige durch ihren Mann. „Als wir das erste Mal gemeinsam im Urlaub waren, hat er gesagt, dass ich gerade an dem Punkt sei, wo Pingpong aufhört und Tischtennis anfängt“, erinnert sie sich. Wobei es noch eine Weile dauerte, ehe Claudia Wörner tatsächlich auch in einer Mannschaft spielte: „Das kam eigentlich erst durch die Kinder. Ich habe die Jungs ins Training gebracht und dann gewartet, bis es zu Ende war. Es gab noch ein paar andere Mütter, denen es ähnlich ging. Dann haben wir irgendwann selbst auch angefangen und schließlich eine Mannschaft gegründet.“

Dass die Söhne Julian (32) und Dominik (30) auch beim Tischtennis landen würden, war eigentlich nur folgerichtig, sind sie doch mehr oder weniger in der Halle groß geworden. „Sie haben quasi erst unterm Tisch gespielt und dann auf dem Tisch“, sagt Jürgen Wörner, und Dominik ergänzt grinsend: „Wir hatten eigentlich gar keine Wahl. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, dass wir gefragt wurden.“ Wobei seine Mutter widerspricht: „Ihr hattet schon eine Wahl, Du hast ja auch eine Weile nebenher Fußball gespielt.“ Worüber der Vater nicht besonders glücklich gewesen sei. Ausprobiert habe auch er sehr viele Sportarten, erinnert sich Julian Wörner. „Judo, Kickboxen, Tennis spielen wir beide noch heute. Aber Tischtennis war das Erste.“ Und es stand nie zur Debatte, dass es als Hauptsportart abgelöst wird.

„Das Spiel ist viel schneller und athletischer geworden“

Auf eine solch hohe Ebene wie der Vater haben es die Söhne allerdings nicht geschafft. „Da waren wir weit von entfernt“, sagt Julian. „Sie waren schon sehr gut. In der Jugend war die TVM-Mannschaft mit den beiden unter den ersten vier, fünf Teams in Württemberg“, betont der Vater. „Aber um es noch weiter nach oben zu schaffen, wäre ein viel höherer Trainingsaufwand nötig gewesen. Dreimal pro Woche war da einfach zu wenig.“ Mit Schule oder Freunden habe es halt auch andere Dinge gegeben, die wichtig waren, ergänzt Dominik. Dennoch sind beide Söhne irgendwann mal immerhin so gut geworden, dass sie nicht nur zusammen mit dem Vater in einer Mannschaft spielten, sondern ihn auch geschlagen haben. „Das ist sogar schon seit einigen Jahren der Fall. Das Spiel hat sich doch sehr verändert, ist viel schneller und athletischer geworden“, sagt Jürgen Wörner. „Wenn man die beiden filmen und das Ganze über ein Video von einem Spiel in der Zweiten Bundesliga aus den 1980ern legen würde, dann würde man wohl eher denken, dass sie in der höheren Liga spielen.“

Dabei ist die Verbandsliga das Höchste, was der TV Murrhardt bislang erreicht hat, nächste Saison geht es wieder in die Verbandsklasse. „Verbandsliga, Verbandsklasse – das ist je nach Besetzung der Bereich, in den wir gehören. Mehr ist hier nicht drin, dafür müssten wir mit Geld Spieler von außen holen“, weiß Julian Wörner. Und das ist beim TV Murrhardt kein Thema. „Wir spielen mit den Leuten, die es hier gelernt haben oder die zugezogen sind“, stellt Jürgen Wörner klar. Als Abteilungsleiter hat er da natürlich einen gewissen Einfluss. Und auch sein Sohn Dominik liegt auf dieser Linie, was insofern wichtig ist, als er nicht nur als Trainer in die Fußstapfen des Vaters getreten ist, sondern als Ausschussmitglied auch schon zur Abteilungsleitung gehört.

Sein Weg von der Arbeit in die Tischtennishalle des TVM in der Bodelschwinghschule ist übrigens extrem kurz: Dominik Wörner arbeitet hier als Lehrer. „Ich habe hier mein FSJ gemacht, danach war klar, dass ich das machen möchte“, sagt er. Der Nebeneffekt ist, dass er seine Mutter häufig bei der Arbeit sieht, denn sie arbeitet als Eingliederungshilfe an der Bodelschwinghschule. Lediglich Julian ist ein wenig „aus der Art geschlagen“ und arbeitet nicht als Pädagoge, sondern bei Porsche in Weissach. Er war auch während des Studiums ein Jahr in den USA, während sein jüngerer Bruder in Ludwigsburg studierte. Doch letztlich sind die Wörners wieder beim TVM vereint.

Im Sommer wird weiterer Nachwuchs im „Wörner-Clan“ erwartet

Höher als in die Verbandsliga hat es aus dem erweiterten „Wörner-Clan“ aber immerhin eine geschafft: Dominiks Freundin Anja Eichner. Sie hat vergangene Saison in der Regionalliga in Stuttgart gespielt und wird künftig für den Oberligisten TSV Untergröningen aufschlagen. „Wir haben uns übers Tischtennis kennengelernt“, erklärt Dominik, der sich in diesem Punkt von seinem älteren Bruder unterscheidet. Denn dessen Freundin Ramona kam erst über ihn zum Tischtennis. „Sie ist recht talentiert, kommt aber eigentlich aus anderen Sportarten“, sagt Julian Wörner. Zwar spielt Ramona Schröter mittlerweile auch in einer Mannschaft, genauer gesagt sogar zusammen mit Claudia Wörner in der TVM-Zweiten. In der Rückrunde der abgelaufenen Saison hatte sie jedoch nur einen Einsatz, und das aus einem erfreulichen Grund: Im Sommer erwartet das Paar zum ersten Mal Nachwuchs. Und vermutlich wird dieser spätestens zur Taufe vom Opa den ersten Tischtennisschläger geschenkt bekommen.

In dieser Serie stellen wir Familien vor, deren Name für eine oder mehrere Sportarten steht und in deren Leben sich sehr viel, oftmals sogar fast alles um den Sport dreht.

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Erstellt:
22. Mai 2024, 06:00 Uhr

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