Mit erst 48 Jahren schon eine Ära geprägt

Mark Daynes ist gerade einmal Mitte 20, als er an die Spitze der Schwimmabteilung der TSG Backnang gewählt wird. Nach 22 Jahren mit vielen sportlichen Erfolgen und gemeisterten Herausforderungen reicht er den Stab nun an seinen langjährigen Mitstreiter Andreas Bartsch weiter.

Nach mehr als zwei Jahrzehnten als Nummer eins der TSG-Schwimmabteilung gibt Mark Daynes sein Amt ab. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Nach mehr als zwei Jahrzehnten als Nummer eins der TSG-Schwimmabteilung gibt Mark Daynes sein Amt ab. Foto: Tobias Sellmaier

Von Steffen Grün

Mit Adiletten an den Füßen, einer kurzen Hose, einem Hoodie und einer Badetasche über seiner rechten Schulter erscheint Mark Daynes zum Termin. Für einen, der bei einer Versicherung in Stuttgart arbeitet, ist es nicht das übliche Nachmittagsoutfit. Wenn ihn die Zeitung zum Gespräch über das Ende seiner Ära als Leiter der Schwimmabteilung der TSG Backnang aber schon ins Freibad bitte, „dann schwimme ich danach auch gleich ein paar Bahnen“, erklärt er lachend, warum er sich seines Anzugs bei einem kurzen Stopp zu Hause bereits entledigt hat.

Das übliche Pensum sind 40 Bahnen und damit 2000 Meter, was für ihn auch mit 48 Jahren kein Problem ist. Dass es dieses Mal bei einer kürzeren Distanz bleibt, liegt zum einen an Tochter Leni, die nach Aufmerksamkeit verlangt – und zum anderen daran, dass er später als vorab gedacht vom Startblock gesprungen ist, weil es doch eine ganze Weile gedauert hat, eine Bilanz seiner Amtszeit zu ziehen. Die belief sich auf 22 Jahre, obwohl Mark Daynes erst 48 Jahre auf dem Buckel hat und damit in einem Alter ist, in dem viele Funktionäre erst anfangen.

„Ich hatte mir irgendwann einmal gesagt, dass ich es mache, wenn ich nach dem Jurastudium nach Backnang zurückkehren, meinen Lebensmittelpunkt hier haben und das Amt vakant sein sollte“, erinnert er sich. All diese Faktoren waren 2002 erfüllt, weshalb Mark Daynes das Erbe von Martin Eckhardt antrat. Zu seinem Engagement hatten ihn die vielen tollen Erlebnisse bewogen, die in seiner Zeit als Schwimmer und als Wasserballer bei der TSG (siehe Infotext) „möglich gemacht wurden. Ohne Ehrenamt geht das nicht.“ So abgedroschen es auch klingen mag, wollte der damals erst 26-Jährige seinem Heimat- und Herzensverein sowie den Kindern und Jugendlichen, die wie er ihren Sport ausüben wollen, etwas zurückgeben.

Der Abriss und Neubau des Hallenbads ist ein prägendes Thema der Amtszeit

Bereut hat er es nie, sonst wären es auch keinesfalls über zwei Jahrzehnte als Abteilungsleiter geworden. „Es hat immer Spaß gemacht“, betont Mark Daynes. „Ich hatte viele Konstanten an meiner Seite.“ Namen wie Carola Fiechtner, Frank Vetter, Edgar Gfrörer oder Andreas Bartsch, der kürzlich zu seinem Nachfolger gewählt wurde, stünden stellvertretend für viele weitere Helfer: „Es funktioniert nur zusammen.“ Im Team wurden Themen wie der Abriss des alten und der Bau des neuen Hallenbads sowie die sich daraus ergebenden Folgen beackert. „Es ging um die Sicherstellung der Trainings- und Übungszeiten der Schwimmabteilung. Das war in der neuen Konstellation eine Herausforderung“, sagt Mark Daynes und spielt damit darauf an, dass die Stadt Backnang mit dem Wonnemar einen privaten Betreiber mit ins Boot geholt hatte.

Einen, mit dessen Centermanagern die TSG-Vertreter stets gut ausgekommen sind. Daher sei die Situation „okay, könnte aber immer besser sein – vor allem, was die Schwimmausbildung betrifft“, sagt Daynes. Die langen Wartelisten für die Schwimmschule und die Anfängerkurse wären kürzer, wenn die Kapazitäten größer wären. Eine Aufgabe, der sich die neue Abteilungsspitze auch vor dem Hintergrund widmen muss, dass die Zukunft des in die Jahre gekommenen und als zweiter Schauplatz unverzichtbaren Lehrschwimmbeckens in Unterweissach ungeklärt ist. „Wir würden eine Sanierung total begrüßen“, sagt Mark Daynes.

Wohl wissend, dass in den Kursen für die Kleinsten die Basis für Erfolge geschaffen wird, wie sie in seiner Amtszeit auf Landes- und teils auf Bundesebene beispielsweise Svenja Brinschwitz, Johanna Schenk, Chiara Vetter oder Jannik Mauthe gefeiert haben. Ein weiterer Höhepunkt war der Aufstieg des Frauenteams in die Zweite Bundesliga. Derzeit gelten Amalia Bartsch und Florian Benz in der Leistungsgruppe um den neuen Trainer Vlado Petkovic als größte Talente. Sie haben Tickets für die deutsche Jahrgangsmeisterschaft in Berlin gelöst.

In der Schwimmsparte sieht es also offenkundig weiter gut aus, bei den Wasserballern erst nach näherer Betrachtung. Die Zeiten, in denen die TSG in der Oberliga um Punkte kämpfte, sind vorbei, die Bezirksliga ist derzeit die Realität. Mark Daynes findet es aber schon stark, dass es nach dem Ende der Ära des Langzeittrainers Eckehardt Stecher überhaupt gelungen ist, die Sportart als einer der wenigen Standorte in der Region mit einer starken Fokussierung auf die Nachwuchsarbeit weiterhin anzubieten.

Man kann also mit Fug und Recht sagen, dass der bisherige Frontmann die Abteilung in gutem Zustand hinterlässt. „Ich hatte das Gefühl, dass es an der Zeit ist, dass es mal jemand anderes macht“, erklärt Daynes den Rückzug. „Wenn es zunehmend zur Pflicht wird und man sich aufraffen muss, wird es der Sache nicht gerecht.“ Den Abschied etwas erleichtert hat ihm das geregelte Erbe, denn sein langjähriger Mitstreiter Andreas Bartsch „ist der sinnvollste und logischste Nachfolger. Er wird es sehr gut machen.“ Von Vorteil sei zudem, dass dessen ganze Familie in der Abteilung aktiv ist, während seine Kinder zwar viel Spaß im Wasser haben, aber nicht als Sport. Finn spielt Handball beim HCOB, Leni hat Freude am Rope Skipping bei der TSG. Während seine Frau Carolin weiter einen Aquafitnesskurs leitet, hat Mark Daynes vorerst keine formelle Aufgabe mehr. Mittwochs wird er aber in Sportklamotten im Bad aufkreuzen, um mit den Ex-Leistungsschwimmern in der Mastersgruppe seine Bahnen zu ziehen. Und jung genug, um irgendwann als Funktionär wieder einzusteigen, ist er allemal noch.

Im Wasser und abseits des Beckens für die TSG im Einsatz

Privatmensch Mark Daynes kommt im Januar 1976 in Hannover zur Welt, zieht als Vierjähriger mit der Familie nach Stuttgart-Weilimdorf und beginnt beim SV Gerlingen mit dem Schwimmen. Er und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Christian bestreiten erste Wettkämpfe, ehe Mitte der 1980er-Jahre der Umzug nach Backnang und der Wechsel zur TSG anstehen. Mark Daynes lernt seine spätere Frau Carolin, Schwester seines Wasserballkumpels Markus Mögel, kennen. Das Paar hat mit Finn (13) und Leni (10) zwei Kinder.

Schwimmer Als Teenager gehört Mark Daynes zu den Toptalenten in Württemberg und zum Landeskader. Einer seiner größten Erfolge ist der undankbare vierte Platz bei der deutschen Jahrgangsmeisterschaft in Köln über 1500 Meter Freistil in 18:10 Minuten. Hinzu kommen einige württembergische Jahrgangsmeistertitel und zwei zweite Plätze auf der süddeutschen Ebene.

Wasserballer Wie so manchen Schwimmer zieht es auch Mark Daynes irgendwann zu den Vereinskollegen, die ihn vor allem als Linkshänder gut brauchen können. Er ist Teil der Generation, die unter Trainer Eckehardt Stecher bis in die Oberliga aufsteigt und sich einige Jahre dort etabliert.

Funktionär Sein Einstieg ist die Rolle des Jugendsprechers von 1994 bis 1998, ab 2002 leitet Mark Daynes die Schwimmabteilung. Beim Hauptverein TSG 1846 fungiert er von 2004 bis 2011 als Referent für Sport und Gesundheit sowie Vereinsrecht, von 2006 bis 2011 als stellvertretender Vorsitzender.

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Erstellt:
5. Juni 2024, 06:00 Uhr

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