SG Sonnenhof Großaspach droht der Verlust der Spitzenposition
Mit dem 1:2 beim FSV 08 Bietigheim-Bissingen gehen die Oberliga-Fußballer aus dem Fautenhau auswärts zum zweiten Mal in Folge leer aus und kassieren insgesamt die dritte Saisonniederlage. Setzt sich Villingen im heutigen Verfolgerduell in Göppingen durch, wird aus dem bisherigen Gejagten vorerst der Jäger.
Von Steffen Grün
In Bissingen lief gestern Abend bereits die 85. Minute und Großaspach lag mit 0:2 hinten, als die Gäste doch noch mal Morgenluft witterten. Nach der Hereingabe von Niklas Mohr von der linken Seite verkürzte Nico Engel mit einem Flachschuss ins linke Eck auf 1:2. Plötzlich bangten die Hausherren um ihren Überraschungscoup gegen den Ligaprimus und hatten kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit mächtig Dusel, als abermals Engel aus halbrechter Position den linken Pfosten traf. Es folgte die üppige Nachspielzeit, die aufgrund der langen Unterbrechung nach der Verletzung von FSV-Spieler Andre Sirianni völlig okay war. Sie hatte gerade erst begonnen, als Engel am hervorragenden Bissinger Torhüter Sven Burkhardt scheiterte, doch das war zugleich die letzte hundertprozentige Torchance für die Gäste.
Deren Trainer sah nach dem Abpfiff die Gelb-Rote Karte und Pascal Reinhardt verriet selbst, warum: Er habe sich darüber beschwert, dass der Referee nach drei weiteren Auswechslungen der Einheimischen anders als vom Assistenten angekündigt nur eine und nicht drei Minuten auf die zunächst angezeigte zehnminütige Extrazeit draufgelegt hatte. Dass sein Team etwas zu spät aufgewacht war, wollte der SG-Coach so dagegen nicht sagen. „Ich kann den Jungs eigentlich keinen großen Vorwurf machen“, betonte der 31-Jährige: „Wir hatten genug Torchancen.“ Auch die Lichtverhältnisse auf dem Kunstrasenplatz am Bruchwald, die für eine Oberliga-Partie durchaus fragwürdig waren, wollte er nicht als Ausrede gelten lassen.
Beide Mannschaften haben Probleme mit dem schlechten Flutlicht in Bissingen
Das ehrt ihn, zumal beide Seiten damit klar kommen mussten, doch es war sogar für die Zuschauer schwer, bei diesen trüben Funzeln den Durchblick zu behalten. Für die Spieler erst recht, vor allem ein Streifen in der Mitte des Feldes lag doch ziemlich im Dunkeln. Alle Beteiligten hätten wohl viel lieber wenige Meter nebenan auf dem bestens ausgeleuchteten Rasenplatz gespielt, was aber bis auf Weiteres nicht erlaubt ist. Es wurde frisch gesät, weil die Stadt darauf hofft, bei der Europameisterschaft 2024 in Deutschland ein Nationalteam zu den Trainingseinheiten begrüßen zu dürfen. Sieben Verbände waren bereits da, um sich ein Bild zu machen – unter anderem die Franzosen. Möglicherweise rennt in acht Monaten also Kylian Mbappé über diesen feinen Teppich, doch davon konnten sich die beiden Mannschaften am gestrigen Abend nichts kaufen.
Der SG-Trainer hatte die Startelf gegenüber dem 3:0 gegen Denzlingen auf einer Position umgebaut. Einerseits genötigt, weil Torjäger Dominik Salz angeschlagen war. Andererseits gibt es schlechtere Optionen als Nico Engel zu bringen, der nach der Einwechslung in der Vorwoche als Doppeltorschütze geglänzt hatte. In der achten Minute trat der 19-Jährige erstmals in Erscheinung, als FSV-Akteur Pero Mamic den Ball vertändelt und Niklas Mohr ihn freigespielt hatte. Engel scheiterte aber an Burkhardt.
Großaspach mit mehr Ballbesitz und Bissingen lauert auf Konter
Es entwickelte sich eine spannende und kampfbetonte Partie, in der die Gäste weitaus mehr Ballbesitz hatten, da sich der FSV bewusst zurückzog. „Wir wussten, dass wir sehr dominant sein werden und Bissingen tief stehen würde, um auf Fehler von uns zu lauern“, erläuterte Pascal Reinhardt: „Wir haben ihnen den Gefallen getan.“ In der 40. Minute gab es einen Ballverlust. Andre Sirianni spielte sofort in den Lauf von Nesreddine Kenniche. Der Stürmer steuerte alleine auf Maximilian Reule zu, bewahrte die Ruhe und schloss eiskalt ab. Mit dem 0:1 ging es für die Gäste in die Kabine, doch zur Wahrheit gehört auch, dass bis dahin nicht nur Großaspach seine Torchancen gehabt hatte.
Dasselbe galt für die zweite Halbzeit. Der SG-Keeper konnte sich ebenso auszeichnen wie sein Kollege. Auf die Verliererstraße geriet der Spitzenreiter in der 69. Minute. Bissingens Johnathan Zinram beförderte einen Freistoß in den Strafraum, Kevin Ikpide gab dem Ball mit dem Kopf die entscheidende Richtungsänderung. Es stand 2:0 und die SG hätte sogar ein drittes Tor kassieren können, ehe sie den nicht mehr belohnten Endspurt einläutete. „Wir haben alles versucht, aber es hat heute nicht gereicht“, sagte Pascal Reinhardt. FSV-Trainer Markus Lang, früher bei der SG, wollte sich für das Glück beim späten Pfostenschuss von Engel nicht entschuldigen, „wir hatten in dieser Runde auch schon viel Pech“. Insgesamt sei das Konzept aufgegangen und es war aus seiner Sicht sogar eher ärgerlich, dass es am Ende überhaupt noch einmal knapp wurde.
FSV 08 Bietigheim-Bissingen Burkhardt – Sirianni (60. Feigl/90.+5. Lorch), Ikpide, Häußermann, Demir – Zinram (90.+8. Justin Keklik), Schmidt, Steven Keklik, Podolsky (90.+2. Dominikovic) – Mamic, Kenniche (77. Frimpong).
SG Sonnenhof Großaspach Reule – Rahn (82. Landwehr), Nuraj, Manduzio, Mohr – Kunde, Frölich (71. Dautaj), Stoppel (61. Mistl) – Mbem-Som Nyamsi, Engel, Tasdelen (87. Pfänder).
Tore 1:0 (40.) Kenniche, 2:0 (69.) Ikpide, 2:1 (85.) Engel. – Schiedsrichter Erbst (Gerlingen). – Zuschauer: 504.