SG Sonnenhof Großaspach: Ein Punkt weniger, aber Erster statt Zweiter

Vieles läuft für die Oberliga-Fußballer aus dem Fautenhau in dieser Saison bislang sehr ähnlich wie in der vergangenen. Nur ist mit den Stuttgarter Kickers der übermächtige Rivale weg. Deshalb startet die SG morgen um 19 Uhr zu Hause gegen Nöttingen als Spitzenreiter in den Vorrundenendspurt.

Der Kapitän ist wieder an Bord: Volkan Celiktas ist für die SG Sonnenhof mit seinen Führungsqualitäten unverzichtbar. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Der Kapitän ist wieder an Bord: Volkan Celiktas ist für die SG Sonnenhof mit seinen Führungsqualitäten unverzichtbar. Foto: Tobias Sellmaier

Von Steffen Grün

Die Zwischenbilanz Wären der SG Sonnenhof vor der Saison zehn Siege, ein Remis und nur drei Niederlagen aus den ersten 14 Spielen angeboten worden, „hätten wir das wohl genommen“, meint Pascal Reinhardt. Weil er als neuer Coach eine neue Spielidee mitgebracht habe und es zudem einige Zugänge gab, sei es nicht selbstverständlich, dass es bislang so gut gelaufen ist. „Insgesamt können wir zufrieden sein“, betont der 31-Jährige, „vor allem mit der Art und Weise, wie wir die 31 Punkte geholt haben“. Oft wurde der so gewollte offensive, dominante Stil mit Erfolg umgesetzt. Vor allem zu Beginn der Runde, als 19 von 21 Zählern aus den ersten sieben Partien heraussprangen.

Dafür, dass es zuletzt holpriger wurde und sich alle drei Schlappen seit Mitte September ansammelten, hat Reinhardt drei Erklärungsansätze. Erstens: Manchmal mache sich eine kurze Sommerpause wie nach dem in der Relegation so unglücklich verpassten Regionalliga-Aufstieg erst mit Verspätung bemerkbar. Zweitens: Den jungen Spielern, von denen es im Kader einige gibt, „muss man auch mal eine nicht ganz so gute Phase zugestehen“. Drittens: Von den umso bedeutenderen Säulen fielen Marius Kunde, Dominik Salz und Kapitän Volkan Celiktas teils längerfristig aus. „Nicht zu vergessen Luca Wöhrle und Benedict Dos Santos“, so Aspachs Trainer. Trotzdem klappte es stets, eine Reaktion auf eine Niederlage zu zeigen und kein zweites Mal in Folge zu verlieren.

Der Vorjahresvergleich In der vergangenen Runde hatte die SG als Regionalliga- Absteiger nach 14 Spieltagen ebenfalls zehn Siege eingefahren. Dazu kamen zwei Remis und zwei Pleiten – das machte 32 Punkte und damit nur einen mehr, als es derzeit der Fall ist. Auch sonst sind einige Parallelen unverkennbar. Das Team um den damaligen Coach Evangelos Sbonias startete mit fünf Dreiern und einem Remis und tat sich wie die aktuelle Truppe seines Nachfolgers ab Mitte September etwas schwerer. Das 1:3 in Mutschelbach, das 1:1 in Neckarsulm und das 2:4 in Rielasingen trübten die Bilanz ein bisschen, aber auch im Herbst 2022 gab es niemals zwei Niederlagen nacheinander.

„Ich beschäftige mich fast gar nicht mit der vergangenen Saison“, sagt Pascal Reinhardt. Das ist auch logisch für einen, der erst seit vier Monaten da ist. Eines ist ihm aber doch aufgefallen und dürfte ihn in seiner offensiven Philosophie bestärken: „Wir haben deutlich mehr Tore geschossen.“ 37 sind es in dieser Runde bereits, erst 24 waren es zum selben Zeitpunkt der Vorsaison. Zulasten der Defensive geht das kaum: 12 Gegentore waren es damals, 14 sind es jetzt.

Die Tabellensituation Während die 32 Punkte vor zwölf Monaten nur zum zweiten Platz hinter den Stuttgarter Kickers mit 35 Zählern reichten, grüßt Großaspach mit einem Punkt weniger als damals nun von der Spitze. Das Führungsduo hatte sich vor einem Jahr schon etwas abgesetzt, momentan liegen mehrere Klubs eng beieinander. Göppingen (30) ist Zweiter hinter der SG, aber auch Villingen (28), Hollenbach (27) und Pforzheim (26) sind in Schlagdistanz. „Die Tabelle hat nach 14 Spielen schon eine Aussagekraft“, sagt Reinhardt. Trotzdem sei die Spitzenposition für seine Jungs „nur eine schöne Momentaufnahme, mehr nicht“.

Das Freitagsspiel Morgen um 19 Uhr wird der FC Nöttingen im Fautenhau erwartet, der mit 16 Punkten den zwölften Platz belegt und den Blick auf die Abstiegszone richten muss. Zuletzt zeigte die Formkurve der Gäste mit drei Punktspielsiegen in Serie (2:1 gegen Bissingen, 2:0 in Denzlingen, 4:1 gegen Mannheim) aber steil bergauf. Auch im Achtelfinale des Badischen Pokals gegen den Regionalligisten Walldorf schnupperte Nöttingen an der Überraschung, bis der Favorit in der 112. Minute das 1:0 erzielte.

Für den SG-Trainer kommt der Aufwärtstrend beim nächsten Rivalen nicht unerwartet. Reinhardt bescheinigt den Nöttingern „ein schnelles Umschaltspiel und gute Individualisten, trotzdem sind sie robust und zweikampfstark“. Es wird nicht reichen, nur Spieler wie Niklas Hecht- Zirpel (6 Tore), Nikolaos Dobros (4) oder Jimmy Marton (3) auszuschalten. Ein Trumpf für die Gäste ist es zudem vielleicht, dass deren Trainer Dirk Rohde die SG quasi als Beifang intensiv studiert hat. Nöttingen bekam es bislang meist mit dem Rivalen zu tun, gegen den Großaspach in der Vorwoche gespielt hatte. Das ändert aber nichts am Ziel, das Pascal Reinhardt nach dem jüngsten 3:1 gegen Reutlingen für den Freitagabend ausgibt: „Wir wollen eine kleine Serie starten und das zweite Heimspiel in Folge auf alle Fälle gewinnen.“

Die Personalsituation Wie wichtig das Comeback von Volkan Celiktas nach seiner sechswöchigen Zwangspause (erst Gelb-Rote Karte, dann Schulterverletzung) für die SG ist, zeigte sich nur zwei Minuten nach der Einwechslung gegen Reutlingen. Nachdem die Gäste gerade das 1:1 erzielt hatten, brachte der Kapitän Großaspach mit einem Distanzschuss wieder auf die Siegerstraße. Steht der 28-Jährige morgen wieder in der Startelf? „Die Tendenz geht dahin“, verrät Pascal Reinhardt, „aber wir haben uns noch nicht final entschieden“. Der zuletzt gegen den SSV krankheitsbedingt fehlende Linksverteidiger Niklas Mohr ist wieder gesund, weshalb nur noch Luca Wöhrle (Sprunggelenks-OP), Benedict Dos Santos (Muskelfaserriss) und Ersatztorwart Lukas Britzelmeir (Schulterverletzung) ausfallen werden.

Der Vorrundenendspurt Aufs morgige Heimspiel gegen Nöttingen und das WFV-Pokal-Achtelfinale am nächsten Mittwoch beim Oberliga-Rivalen in Hollenbach folgen die Begegnungen beim Aufsteiger Normannia Gmünd (4. November) und zu Hause gegen Reinhardts Ex-Verein, den Vorletzten aus Holzhausen (10. November) – dann ist die Hinserie vorbei, der Strich kommt drunter und man kann nochmals den Vergleich zur Vorsaison ziehen. Damals waren es 38 Punkte und um das erneut hinzukriegen, braucht die SG noch sieben Zähler. Um es zu toppen, müssen alle drei Spiele gewonnen werden. 2022 waren die Kickers mit 44 Punkten trotzdem schon fast enteilt, dieses Mal geht es vorne ungleich knapper zu.

Der Rückrundenauftakt Noch vor der Winterpause beginnt mit den Heimspielen gegen Ravensburg (17. November) und Essingen (1. Dezember) und dem Duell in Offenburg (25. November) die Rückrunde. Im Anschluss an die letzte Partie trainieren die Aspacher noch eine Woche, bevor sie sich 2024 am 20. Januar zum Auftakt treffen. Um Punkte geht es wieder am 2. März in Villingen. Ob sich im Wintertransferfenster etwas tut, ist offen. „Wir haben die eine oder andere Idee, müssen aber schauen, was Sinn macht“, sagt SG-Trainer Pascal Reinhardt.

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Erstellt:
26. Oktober 2023, 11:30 Uhr

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