SG Sonnenhof Großaspach: Abgang des Mannes der ersten Stunde

Nach gut zwei Jahren hat Hans-Rudolf Zeisl sein Amt als kommissarischer Vorsitzender des Fußball-Oberligisten nun abgegeben. Das Gründungsmitglied bleibt dem Verein aus dem Fautenhau aber weiterhin verbunden und sieht die SG trotz verpasstem Aufstieg wieder auf dem richtigen Weg.

Hans-Rudolf Zeisl hat sich aus dem Vorstand wie geplant verabschiedet. Trotzdem ist er bei der SG weiterhin mittendrin. Foto: Alexander Becher

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Hans-Rudolf Zeisl hat sich aus dem Vorstand wie geplant verabschiedet. Trotzdem ist er bei der SG weiterhin mittendrin. Foto: Alexander Becher

Von Uwe Flegel

Das Ruder übernommen hat Hans-Rudolf Zeisl, als die Fußballer aus dem Fautenhau nach zwei Abstiegen binnen zwei Jahren in eher unruhiges Gewässer gekommen waren. Nun, gut zwei Jahre später, geht der Steuermann beim Oberligisten wieder von Bord. So, wie er es geplant hatte, als er im April 2022 das Amt als Vorstandsvorsitzender kommissarisch übernahm. Für ihn war es eine Pflicht, das Boot wieder auf Kurs zu bringen. Schließlich zählte Zeisl vor 30 Jahren beim Zusammenschluss der Spvgg Großaspach und des FC Sonnenhof Kleinaspach zur SG Sonnenhof Großaspach zu den Männern der ersten Stunde. Dafür war er auch bereit, das Amt so lange fortzuführen, bis die Weichen für eine gute Zukunft des Vereins richtig gestellt sind.

Der Zeitpunkt ist nun gekommen. Seit Beginn des Monats befindet sich der 70-jährige Aspacher in Reihe zwei und kann damit gut leben. Auf die Frage, ob der Abschied eher mit einem lachenden oder einem weinenden Auge verbunden ist, antwortet er schmunzelnd: „Ich lache gerne und ich höre ja nicht ganz auf.“ Er bleibe der SG treu, arbeite gerne weiter mit, künftig aber außerhalb eines Gremiums. Zumal er seinen Nachfolger Jürgen Beerkircher schätzt. Schließlich kennen sich die früheren Vorstandssprecher der Volksbanken Stuttgart und Backnang seit vielen Jahren aus gemeinsamen beruflichen Zeiten.

Entsprechend gerne hätte Zeisl seinem einstigen Kollegen einen Regionalligisten und amtierenden WFV-Pokalsieger übergeben. Doch erst wurde binnen einer Woche das Pokalfinale im eigenen Stadion gegen den Regionalliga-Absteiger VfR Aalen 1:4 verloren, dann am letzten Oberliga-Spieltag mit dem 1:1 bei Absteiger FC Holzhausen die Rückkehr in die Regionalliga vermasselt. „Selbstverständlich waren wir enttäuscht“, gesteht Zeisl und fügt dann hinzu: „Aber die Enttäuschung ist überwunden, wir müssen ja schauen, dass es weitergeht.“

In schwierigen Zeiten für die SG Verantwortung übernommen

So, wie er vor 27 Monaten angepackt hat, nachdem die SG in kurzer Zeit von der Dritten Liga in die Oberliga durchgereicht worden war. Die Stimmung war entsprechend schlecht. Unzufriedenheit bestimmte den Ton, in der Mannschaft, im Umfeld und bei den Mitgliedern. Deshalb hatte Zeisl zunächst vor allem das Ziel „wieder ein echter Verein zu sein“. Einer, in dem mit- und nicht übereinander gesprochen wird. Deshalb wechselte er vom Aufsichtsrat in den Vorstand und übernahm ein Amt, das nicht vergnügungssteuerpflichtig war, dafür aber echte Kärrnerarbeit bedeutete. „Wir mussten unsere Mitglieder wieder zurückgewinnen, wieder ins Stadion und in den Verein holen“, hat Hans-Rudolf Zeisl gleich zu Beginn erklärt. Nun sagt er: „Auf dem Weg sind wir ein gutes Stück vorangekommen.“

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Dafür verantwortlich war auch, dass es der SG binnen kurzer Zeit gelang, eine Mannschaft neu zusammenzustellen, die in der Oberliga von Beginn an vorne mitspielte. Eine Elf, die wieder für Teamgeist und für erfolgreichen Fußball stand. Das gelang und der 70-Jährige sagt: „Mit dem Zusammenhalt in der Mannschaft von heute wären wir damals nicht aus der Regionalliga abgestiegen.“ Die Rückkehr wurde dennoch zweimal knapp verpasst – Kröten, die Zeisl geschluckt hat. Er sagt: „Bei all der Enttäuschung dürfen wir nicht vergessen, dass unser Kader ein Durchschnittsalter von gerade mal 23 Jahren hatte und zweimal zu den jüngsten Teams zählte.“ Zudem erinnert er: „Wir müssen sehen, wo wir vor zwei Jahren standen. Nach dem Regionalliga-Abstieg hatten wir nur noch drei Spieler.“

Entsprechend hoch bewertet er die Arbeit von Ex-Coach Evangelos Sbonias beim Neuaufbau. Auch sei es völlig richtig gewesen, auf junge Spieler zu setzen, die möglichst aus der Region stammen, am besten sogar noch aus dem eigenen Nachwuchs wie Niklas Mohr, Lukas Stoppel oder Nico Engel. Für Zeisl ein Zeichen für „unsere starke Jugendarbeit“, die ihn erfreut.

Die ist ein Pfund, mit dem er seinen Verein weiterhin gern wuchern sehen will. Wobei der Altgediente, der mittlerweile rund ein halbes Jahrhundert im Großaspacher Fußball daheim ist, weiß: „Es ist klar, dass ein Aufstieg in die Regionalliga in der neuen Saison nicht einfacher wird.“ Denn die Konkurrenz ist sicher nicht leichter geworden, nachdem bisherige Konkurrenten wie der 1. CfR Pforzheim oder der FC Nöttingen ziemlich aufgerüstet haben und von oben die Absteiger VfR Aalen und TSG Balingen ebenfalls vorne mitspielen wollen.

Der Ex-Vorsitzende sieht die Regionalliga als richtige Klasse für seinen Verein

In Großaspach hat sich personell dagegen bisher wenig getan, sieht man vom Abgang von Leistungsträgern wie Dominik Salz und Bastian Frölich oder Anthony Mbem-Som Nyamsi einmal ab. Zeisl sagt dazu: „Es laufen viele Gespräche, aber für die Personalien ist Michael Ferber als Vorstand Sport zuständig und da habe ich mich stets rausgehalten.“ Nun erst recht. Klar ist aber auch, dass er seinen Verein nicht auf ewig in der Oberliga sehen will, denn: „Wir wollen uns sportlich weiterentwickeln. Schön wärs, wenn wir uns in der Regionalliga etablieren könnten.“ Dafür hat er zwei Jahre lang als Steuermann geschaut, dass das SG-Boot auf einen guten Kurs zurückfindet.

Beerkircher folgt auf Zeisl

Von der Spvgg zur SG Hans-Rudolf Zeisl ist in Schwaikheim aufgewachsen und hat dort mit Fußball begonnen. Als 17-Jähriger zog er mit den Eltern nach Aspach und kam 1973 zur Spvgg Großaspach. Bei der engagierte er sich als Kassier, als die 1994 mit dem FC Sonnenhof Kleinaspach zur SG Sonnenhof Großaspach fusionierte. Seither ist er bei der SG mit im Boot. Er war unter anderem Gründungsmitglied, Aufsichtsrat und zuletzt kommissarischer Vorsitzender.

Neue Vereinsführung Bei der SG Sonnenhof wählen die Mitglieder den Aufsichtsrat. Der ernennt den Vorstand. Der bestand seit zwei Jahren aus Hans-Rudolf Zeisl, Michael Ferber (Sport), Horst Ritze (Finanzen), Philipp Mergenthaler (Öffentlichkeitsarbeit) und Michael Weiß (Jugend). Ferber, Ritze und Weiß gehören auch dem neuen Vorstand an, den der Aufsichtsrat nun ab 1. Juli für drei Jahre ordentlich benannt hat. Neu dabei sind Sebastian Gehring (Öffentlichkeitsarbeit) und der bisherige Aufsichtsratschef Jürgen Beerkircher, der nun Vorstandsvorsitzender ist. Beerkirchers Amt als Aufsichtsratsvorsitzender übernimmt Christina Krech.

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Erstellt:
3. Juli 2024, 06:00 Uhr

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