TSG Backnang: Auf dem Weg zum etablierten Oberligisten
Die Fußballer schaffen den Klassenverbleib auf recht souveräne Weise und freuen sich auf ihre insgesamt siebte Saison im baden-württembergischen Oberhaus. Drinzubleiben dürfte aber auch künftig eine Herausforderung und keine Selbstverständlichkeit sein.
Von Steffen Grün
Völlig frei von Sorgen blieb die TSG Backnang auch in der zuletzt mit dem 0:0 gegen den SV Oberachern auf dem elften Platz beendeten Runde nicht. Das lag vor allem an der schwachen Ausbeute in der Rückserie und daran, dass lange Zeit auch mehr als vier Absteiger möglich erschienen. Auf der Zielgeraden war es aber nur noch eine theoretische Gefahr und nach dem 1:2 beim FSV Hollenbach am vorletzten Spieltag war trotz der Niederlage auch rechnerisch alles klar.
„Wir haben unser Ziel mit dem Klassenverbleib erreicht, und das in einer stark besetzten Oberliga“, betont Marc Erdmann. „Das steht über allem.“ Dass mit 42 Punkten sogar drei Zähler mehr als in der Vorsaison heraussprangen und nicht wieder wie beim damaligen 3:1 gegen Rielasingen-Arlen bis in die Nachspielzeit der letzten Partie gezittert werden musste, empfindet der sportliche Leiter der Roten als „nicht selbstverständlich“. Vor allem, weil Leistungsträger wie Mert Tasdelen, Sebastian Gleißner, Marco Rienhardt oder Jannik Dannhäußer den Verein verlassen hatten und es damit schon wieder einen Umbruch zu bewältigen gab. 2022 hatten nach dem sensationellen dritten Platz bereits prägende Figuren wie Spielertrainer Mario Marinic, Leon und Loris Maier oder Niklas Pollex Adieu gesagt.
Trotz aller Freude ist Marc Erdmann aber weit davon entfernt, ein reines Loblied zu singen. „Es gab viel Licht, aber auch viel Schatten“, ordnet er die vergangene Spielzeit ein und berichtet von einer noch nicht beendeten Analyse. Das gelte sowohl für die Vor- als auch für die Rückrunde, obwohl die Punkteausbeute sehr unterschiedlich war. Trotz der 26 Zähler im ersten Saisonabschnitt, die Rang sieben bedeuteten, „waren die Leistungen nicht immer überzeugend. Wir haben teilweise glücklich gepunktet.“
In der Rückserie ist das Verletzungspech ein ständiger Begleiter der TSG
Nach der Winterpause blieb’s bei 16 Zählern, was lediglich vom Schlusslicht aus Offenburg unterboten wurde. Dies alleine dem neuen Trainer Pavlos Osipidis anzulasten, der für den nach Villingen abgewanderten Mario Klotz aus Göppingen geholt worden war, kommt Marc Erdmann allerdings nicht in den Sinn. Zur Wahrheit gehöre nämlich auch, „dass wir in der Rückrunde größeres Verletzungspech hatten“. Mit Talha Özen, Robin Schwemmle, Vincent Sadler, Niklas Benkeser, Rafael Terpsiadis und Tim Pöhler standen mehrere Leistungsträger wochen- bis monatelang nicht zur Verfügung.
Mit dem Trainerwechsel habe sich überdies die Spielweise geändert, gibt der sportliche Leiter der TSG zu bedenken. Klotz setzte vor allem auf eine stabile Defensive und schnelles Umschaltspiel, während Osipidis einen offensiveren Ansatz bevorzugt. Passieren dann individuelle Fehler, wie es nach der Winterpause zu oft der Fall war, klingelt es im eigenen Kasten fast folgerichtig. Ein Problem sei auch die fehlende Konstanz gewesen, denn die überragende erste Halbzeit beim 2:2 gegen die in der Rückrunde so starken Nöttinger oder das 0:0 gegen den Meister aus Villingen hätten angedeutet, was möglich ist. „Wir müssen die richtige Balance zwischen Defensive und Offensive finden und Konstanz in unsere Leistungen bringen“, schlussfolgert Erdmann.
Helfen soll ein breiterer Kader, qualitativ und quantitativ. Den sicheren Abgängen von Torwart Marcel Knauß (USA wegen Beruf) sowie Flavio Santoro (FC 08 Villingen), Loris Hoffmann (FSV Waiblingen) und Marius Weller (SV Allmersbach) stehen bislang die Zugänge von Keeper Marcel Schleicher (1. Göppinger SV), Mika Müller, Sebastian Gleißner (beide SV Fellbach), Shaban Veselaj (SGV Freiberg), Antonio Babic (FC Holzhausen) und Jan Sonntag (SG Sonnenhof Großaspach, U 19) gegenüber. Die möglichen Abgänge von Leon Leuze, Yannick Mallet und Muhamed Sanyang „kann ich zum aktuellen Zeitpunkt weder ausschließen noch bestätigen“, betont Erdmann. Dass Robin Schwemmle und Jan Sonntag ihre Verletzungen wohl erst Ende des Jahres auskuriert haben und auch Vincent Sadler noch geraume Zeit ausfällt, gelte es bei der Planung zu berücksichtigen.
„Wir suchen noch für die defensiven und offensiven Außenbahnen und haben Kandidaten im Auge“, verrät der sportliche Leiter, der sicher auf einen ähnlichen Glücksgriff wie bei Gentian Lekaj in der vergangenen Winterpause hofft. Der Stürmer sei auf dem Platz mit seinen Toren und abseits davon mit seiner Art „ein absoluter Gewinn für uns“. Sollte das in der neuen Saison so bleiben, wäre es ein wesentlicher Faktor auf dem Weg, das alte und neue Ziel zu erreichen. „Wir dürfen uns mittlerweile zwar als etablierten Oberligisten bezeichnen“, meint Erdmann mit Blick auf die bevorstehende fünfte Runde in Folge in Baden-Württembergs Oberhaus und die siebte insgesamt, „aber den Klassenerhalt zu schaffen, bleibt trotzdem jedes Jahr eine Herausforderung.“
Absteiger Der VfR Aalen und die TSG Balingen stoßen aus der Regionalliga hinzu. Den umgekehrten Weg tritt neben Oberliga-Meister FC 08 Villingen nun auch noch der 1. Göppinger SV an, der sich in der Aufstiegsrunde gegen Türk Gücü Friedberg mit 2:0 und beim SV Gonsenheim mit 4:2 behauptete. Das zeigt, was für Großaspach als Vizemeister in der Relegation drin gewesen wäre.
Aufsteiger Als Meister der Verbandsligen kämpfen der SV Fellbach (Württemberg), der FC Zuzenhausen (Baden) und der FC 08 Villingen II (Südbaden) künftig in der Oberliga um Punkte. Ein vierter Neuling wird in der Relegation der Verbandsliga-Vizemeister ausgespielt. Der SV Spielberg ist bereits raus, der FC Auggen und Calcio Leinfelden-Echterdingen machen die Sache unter sich aus.
Platzhirsche Die SG Sonnenhof Großaspach, der 1. CfR Pforzheim, der FC Nöttingen, der FSV Hollenbach, der 1. FC Normannia Gmünd, der TSV Essingen, der VfR Mannheim, der SV Oberachern, die TSG Backnang, der FV Ravensburg und der FSV 08 Bietigheim-Bissingen sind weiterhin in der Oberliga dabei. Durch Göppingens Aufstieg gilt das mittlerweile auch für den SSV Reutlingen.