TSG Backnang: Stoßstürmer bleibt auf dem Wunschzettel
Obwohl Backnangs Oberliga-Fußballer in 14 Spielen nur 16 Tore erzielen, belegen sie vor der morgigen Partie in Mutschelbach den achten Platz. Um die Offensive zu verstärken, soll nach der erfolglosen Suche im Sommer nun im Winter ein Nachfolger für Marco Rienhardt geholt werden.
Von Steffen Grün
Wandspieler, Stoßstürmer, Neuner, Sturmspitze: Es gibt im modernen Fußball viele Bezeichnungen für den Spieler im Angriffszentrum, aber dessen Aufgaben sind meistens dieselben. Er wird von seinen Kollegen gesucht, um den Ball zu halten, zu verteilen oder selbst den Abschluss zu suchen. Um die eierlegende Wollmilchsau handelt es sich, wenn dieser Akteur auch noch ein richtiger Torjäger ist. Kurzum: ein Typ, wie ihn die TSG Backnang mit Mario Marinic vor nicht allzu langer Zeit hatte, obwohl der heutige Coach des SV Fellbach für diese Rolle mit 1,71 Meter fast ein wenig klein geraten ist.
25 Tore erzielte der damalige Spielertrainer in der Oberliga-Saison 2021/2022. Dass in seinem Schlepptau auch Loris Maier (17) und Mert Tasdelen (15) zweistellige Trefferzahlen beisteuerten, war ein Hauptgrund für den starken dritten Platz. Ohne Marinic und Maier retteten sich die Roten in der vergangenen Runde erst am letzten Spieltag, danach verloren sie mit Marco Rienhardt (14) und Mert Tasdelen (12) wieder die zwei besten Torschützen. Dass sich Rienhardt erst während der Vorbereitung in den Libanon verabschiedete und sich Marius Weller bereits Anfang August beim 1:1 im Auftaktspiel gegen Pforzheim einen Schlüsselbeinbruch zuzog, „hat die Situation noch verschärft“, sagt TSG-Trainer Mario Klotz, weil die meisten interessanten Spieler zu diesem Zeitpunkt bereits anderswo gebunden sind.
„Auf den letzten Drücker hat sich nichts mehr ergeben“, erinnert sich Marc Erdmann an die Suche vor wenigen Monaten, doch für den Sportlichen Leiter des Oberligisten aus den Etzwiesen liegt diese Angelegenheit auf Wiedervorlage. „An unserer Einschätzung hat sich nichts geändert“, sagt er und meint damit, dass er sich mit Backnangs Sportvorstand Joachim Pfisterer, dem zweiten Sportlichen Leiter Oguzhan Biyik und dem Trainerstab um Mario Klotz einig ist, „dass wir weiterhin einen Stoßstürmer benötigen“.
Mit nur vier Treffern ist Julian Geldner bislang der erfolgreichste TSG-Schütze
Konfrontiert mit Namen wie Marcel Sökler (Villingen), Dominik Salz (Großaspach) und Alexander Aschauer (Gmünd) sieht der TSG-Trainer in ihnen „Paradebeispiele für einen Stürmertyp, wie wir ihn suchen und wie ihn Marco Rienhardt mit seinen physischen Qualitäten verkörpert hat“. Solche Spieler wachsen aber nicht auf Bäumen und müssen für den jeweiligen Verein auch finanzierbar sein. Falls es den Verantwortlichen dennoch gelingt, einen Kandidaten für den Wechsel nach Backnang zu begeistern, würde das in den Augen von Mario Klotz auch den vorhandenen Offensivkräften im Kader guttun. „Sie hätten dann mehr Räume und würden allesamt profitieren“, glaubt der 39-Jährige an eine Win-win-Situation.
Bislang war es im vom Trainer bevorzugten 4-1-4-1 meist Tim Pöhler, der die Position im Angriffszentrum einnahm. Dem Zugang von der Sport-Union Neckarsulm attestiert Mario Klotz eine hohe Einsatzfreude: „Er arbeitet viel für die Mannschaft.“ Nicht zuletzt, weil der 24-Jährige in der vergangenen Saison lange Zeit verletzt war, „sind wir mit seinen Leistungen sehr zufrieden“. Nur ist er eben kein klassischer Stoßstürmer und Goalgetter, wie seine bisherigen drei Saisontore zeigen, sondern eher eine zweite Spitze neben einem solchen oder ein offensiver Außenspieler. Ähnliches gilt für die Mannschaftskollegen Rafael Terpsiadis (zwei Saisontore), Leon Leuze oder Gianni Mollo (beide 0). Dagegen wäre Flavio Santoro (1) für Klotz „eine Alternative, aber er ist im Mittelfeld derzeit wichtiger“.
Dort spielt im Zentrum auch Kapitän Julian Geldner, der mit vier Treffern bislang Backnangs erfolgreichster Schütze ist und damit schon ein Viertel aller TSG-Tore erzielt hat. 16 sind es insgesamt, nur der Vorletzte aus Holzhausen (14) und das Schlusslicht aus Offenburg (9) unterbieten diesen Wert. Für den Trainer ist es deshalb „umso höher zu bewerten“, dass die Roten derzeit den achten Platz belegen und sich von der Abstiegszone bisher fernhalten. Das hat mit der viertbesten Defensive (nur 20 Gegentore) und dem sehr ausgeprägten Teamgedanken zu tun. „Jeder hängt sich voll rein“, betont Mario Klotz und ist guter Dinge, dass es so bleibt. Trotzdem würde die Verpflichtung eines Stoßstürmers die Wahrscheinlichkeit noch einmal erhöhen, dass die TSG den Ligaverbleib ohne Zitterpartie schafft.
Rückblick Backnangs Oberliga-Fußballer haben es zuletzt mit dem 0:2 gegen Göppingen versäumt, ihre magere Heimbilanz aufzupolieren. Mit vielem, was er gegen den starken Tabellenzweiten von seiner Mannschaft sah, war Mario Klotz trotzdem zufrieden. Der TSG-Trainer führte die Niederlage gegen den Aufstiegsaspiranten vor allem auf den „individuellen Fehler beim Eckball vor dem 0:1“ und auf die „mangelnde Durchschlagskraft in der Offensive“ zurück. Ohne den Patzer und mit mehr Wucht wäre vielleicht etwas Zählbares möglich gewesen.
Kontrahent Am morgigen Samstag um 15.30 Uhr steht die Partie beim ATSV Mutschelbach auf dem Plan. Dass die TSG lieber auswärts spielt, stimmt keinesfalls, aber Fakt ist, dass die Roten von ihren 20 Punkten satte 15 auf fremden Plätzen geholt haben. Das gibt Selbstvertrauen für das anstehende Duell mit einem „starken Gegner, wie wir bereits in der vergangenen Saison erfahren haben“. Mario Klotz denkt vor allem an die 1:2-Heimpleite in der Rückrunde, als er die Verantwortung trug, doch es gab schon im Hinspiel ein 2:4 in Mutschelbach, das den damaligen Trainer David Pfeiffer den Job kostete. „Sie haben eine sehr hohe Qualität im Offensivbereich“, sagt der aktuelle TSG-Coach über den Tabellensechsten. Christoph Batke hat bereits neun Treffer erzielt, Felix Kendel acht. „Wir müssen immer sehr konzentriert sein“, fordert Mario Klotz von seiner Elf.
Personal Bis auf Marius Weller, der nach seinem Schlüsselbeinbruch erst in der Wintervorbereitung eingreift, zählen morgen alle TSG-Fußballer zum Kader.