TSV Oberbrüden: Von der Spaßtruppe zum Meisterteam

Aufstiegsgeschichten Das Frauenteam bejubelt den Titelgewinn in der Kreisliga. Nächste Runde gehts in der Bezirksliga um Punkte. Die Freude am gemeinsamen Fußballspiel will die Elf um die Spielertrainerinnen Scarlett Berenz und Nathalie Hofmann auch dort bewahren.

Oberbrüdens Frauenteam bejubelte im zweiten Jahr ihres Bestehens den Meistertitel. Dafür verantwortlich waren (hinten von links): Spielertrainerin Scarlett Berenz, Naomi Sampaio, Silvia Janetzko, Kerstin Hölzer, Eva Idler sowie (Mitte) Marie Betz, Nathalie Hofmann, Melanie Knödler, Maike Brandl, Desireé Zagermann, Julia Galle, Katharina Pfisterer, Aleyna Sügirem, Leslie Ehrmann, Saskia Turina, Jana Wolf, Katharina Winger, Marina Herbst, Aline Bohn und (vorne) Franziska Goll und Rebecca Hofmann. Foto: privat

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Oberbrüdens Frauenteam bejubelte im zweiten Jahr ihres Bestehens den Meistertitel. Dafür verantwortlich waren (hinten von links): Spielertrainerin Scarlett Berenz, Naomi Sampaio, Silvia Janetzko, Kerstin Hölzer, Eva Idler sowie (Mitte) Marie Betz, Nathalie Hofmann, Melanie Knödler, Maike Brandl, Desireé Zagermann, Julia Galle, Katharina Pfisterer, Aleyna Sügirem, Leslie Ehrmann, Saskia Turina, Jana Wolf, Katharina Winger, Marina Herbst, Aline Bohn und (vorne) Franziska Goll und Rebecca Hofmann. Foto: privat

Von Uwe Flegel

Spielführerin Leslie Ehrmann und Spielertrainerin Scarlett Berenz haben die Frage offensichtlich erwartet und müssen erst einmal ein wenig grinsen. Dann sagt Berenz: „Der Spaßfaktor ist bei uns immer noch sehr wichtig und bei uns schauen immer mal wieder Spielerinnen vorbei, die mit Fußball erst anfangen.“ Künftig dann allerdings nicht mehr bei einem Kreis-, sondern bei einem Bezirksligisten. Bereits im zweiten Jahr nach seiner Gründung hat sich das Frauenteam des TSV Oberbrüden den Meistertitel vor der Spvgg Kleinaspach/Allmersbach sowie dem TSV Bernhausen geholt und damit den Aufstieg gefeiert.

Dabei war die Elf um die Spielertrainerinnen Scarlett Berenz und Nathalie Hofmann vor 24 Monaten vor allem deshalb entstanden, weil sie und ein paar Mitstreiterinnen noch ein bisschen zusammen kicken wollten. So wie sie es einst zum Beispiel beim VfR Murrhardt in der Landesliga gemacht hatten. Dann wurde die Mannschaft aufgelöst. Die einen machten anschließend eine Pause, andere wechselten zu einem anderen Verein und auch die Familienplanung war durchaus ein Thema.

Aus dem Fußballtreff der Ehemaligen wird rasch ein schlagkräftiges Team

Irgendwann fühlten sich die einen fürs Aufhören aber zu jung und andere erinnerten sich an tolle gemeinsame Zeiten. Also suchten sie eine Möglichkeit, um einmal die Woche wieder miteinander Fußball zu spielen. Die bot der TSV Oberbrüden, Heimatverein von Torhüterin Melanie Knödler. Schnell stießen zur lockeren Kickerei alter Freundinnen neue Interessierte dazu. Ebenso rasch kam die Idee, als Mannschaft wieder gegen andere zu spielen. „Die Freizeitliga wollten wir aber nicht“, erzählt Scarlett Berenz. Sie schmunzelt dabei und wirkt ein wenig in sich gekehrt. Deshalb wurde vor zwei Jahren für die Kreisliga ein Team gemeldet. Auch weil mittlerweile weitere Ehemalige, Einsteigerinnen wie die einstige Junioren-National- und Handball-Bundesligaspielerin Katharina Winger sowie auch Zugänge dazugekommen waren, die sich woanders nicht richtig wohlgefühlt hatten.

Der Neuling zeigte von Anfang an, dass der Mix aus sehr, sehr viel und ganz, ganz wenig Erfahrung passte. In der ersten Saison wurden die Auenwalderinnen bereits Dritte. Da war klar, dass im zweiten Runde nun die Meisterschaft hersollte – oder? „Das haben wir nie gesagt“, sagt Kapitänin Leslie Ehrmann und schaut zu Scarlett Berenz, die hinzufügt: „Stimmt, aber klar war, dass wir nicht sagen konnten: ,Wir wollen schlechter abschneiden.‘“ Zumal aus dem anfänglichen Kader mit 16 bis 18 Spielerinnen mittlerweile einer mit 25 Fußballerinnen geworden war. Offenbar hatte sich rumgesprochen, dass es in Oberbrüden neben sehr viel Spaß auch Erfolg gibt.

Nach der Vorrunde lagen die Auenwalderinnen mit einem Punkt Rückstand (22 Zählern) hinter Weilimdorf (23) auf Rang zwei. Am Ende der Saison hatten sie sechs Zähler Vorsprung auf die Spvgg Kleinaspach/Allmersbach (47). Die hatte es in der Rückrunde auf 28 Punkte gebracht und als einzige Mannschaft mit Oberbrüden (31) mitgehalten. Für Berenz und Ehrmann steht deshalb auch fest: „Das 1:0 Mitte Mai in Kleinaspach war im Titelkampf die entscheidende Partie.“ Es war einer von zehn Siegen in elf Rückrundenbegegnungen, in denen es zudem nur beim 1:1 Anfang März in Weilimdorf nicht die volle Punktzahl gab.

„Das war für unsere jüngeren Spielerinnen schon ein Erlebnis“, sagt Leslie Ehrmann zum Erfolg. Einen, den sie und viele andere der sogenannten Älteren zuvor zum Beispiel in Murrhardt schon öfter miterlebt hatten. Deshalb habe es durchaus auch die eine oder andere Spielerin gegeben, die kurz überlegt habe, ob ein Aufstieg überhaupt Sinn macht. Schließlich war der Sinn der Gründung des Teams ja, mit Spaß und ohne Druck gemeinsam Fußball zu spielen. Den könnte es eine Liga höher durchaus geben – wird es aber nicht, wenn es nach Berenz und Ehrmann geht: „Wenn es nicht klappt, dann gehen wir halt wieder runter.“ Denn, so Scarlett Berenz: „Die berufliche und familiäre Situation ändert sich bei uns ja wegen des Aufstiegs nicht.“ Die derzeit verletzte Spielertrainerin, selbst zweifache Mutter, sagt: „Wir haben einige Mamas oder job- und studienbedingt eingespannte Spielerinnen, die kommen so ins Training und zu den Spielen, wie sie es eben können.“ Gleichzeitig haben Berenz, Ehrmann oder auch andere erfahrene Spielerinnen wie Nathalie Hofmann, Melanie Knödler, Kerstin Karthaus, Marina Herbst, Aline Bohn oder Julia Galle vermutlich genügend Wissen, um den Leistungsstand ihrer Elf im Vergleich mit den künftigen Gegnerinnen auch richtig einschätzen zu können.

Bleibt die Frage, inwieweit der Erfolg des Frauenteams dazu geeignet ist, in Auenwald auch den Mädchenfußball zu etablieren. Jugendleiter Jens Marbaz sieht „uns als Verein durchaus gefordert, aber das ist auch gut so“. Sein Abteilungsleiter Stefan Schaffroth erzählt: „Es gibt definitiv schon Anfragen von Eltern und ihren Kids wie von eventuellen Trainerinnen, ob das bei uns möglich ist.“ Allerdings, so die zwei, müsse das Thema vernünftig und gut vorbereitet angegangen werden, damit es funktioniert. Denn nur mit Spaß alleine geht es nicht. Wobei der durchaus dabei sein darf, ohne dass der Erfolg deshalb zu kurz kommt.

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Erstellt:
28. Juni 2024, 06:00 Uhr

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