Viel Aufwand für den Spaß im Schnee
Serie Talente suchen, finden, fördern (Folge 10) Der Auenwalder Frieder Beck und seine Frau Sandra vollbringen in der kalten Jahreszeit fast schon eine logistische Meisterleistung, damit sich ihre sportlichen Kinder ausleben können.
Von Uwe Flegel
„Wenn sie schwimmen würden, wäre es viel besser“, sagt Frieder Beck und schmunzelt. Der 51-Jährige spricht vom Hobby seiner Kinder Xaver und Therese. Eines, das vermutlich in den Genen liegt. Schließlich war der Herr Papa viele Jahre Bundestrainer der sogenannten Ski-Freestyler und hatte sich zuvor selbst auch wettkampfmäßig in den Buckelpisten ausgetobt. Er weiß nur allzu gut, was es kostet und welchen Aufwand es für einen Flachländer aus dem Murrtal bedeutet, wenn er sich als liebstes Hobby einen Sport aussucht, für den es den Schnee in den Bergen erfordert. So wie sein 14-jähriger Sohn und seine 12-jährige Tochter. Wobei Ski fahren nicht das Einzige ist, was die zwei Auenwalder in Sachen Sport machen. Xaver spielt zudem noch Handball beim HC Oppenweiler/Backnang, Therese turnt beim TSV Lippoldsweiler und reitet.
In der Winterzeit sind eine gute Planung und eine perfekte Organisation nötig
Um das alles mit der Schule unter einen Hut zu bringen, braucht es wie in so manch anderer Familie eine logistische Meisterleistung von Frieder Beck und seiner Frau Sandra. Manchmal braucht es auch die Unterstützung der Großeltern sowie der beiden Beck’schen Brüder Felix und Ferdinand. Vor allem in der kalten Jahreszeit, wenn es zu viert mit vollgepacktem Auto meist am Freitagabend übers Wochenende in die seit einigen Jahren gepachtete Wohnung in der Nähe von Kempten geht. Frieder Beck berichtet: „Dann holen wir erst Therese vom Turntraining ab, düsen nach Backnang, sammeln dort Xaver nach dem Handball ein und fahren nicht ganz zweieinhalb Stunden ins Allgäu.“ Am nächsten Morgen geht es in eines der nahen Skigebiete und an den Lift. Zum Beispiel in Weitnau, an der Thalerhöhe oder dem Neunerköpfle. Dort wo es schneemäßig so passt, damit der Sport- und Mathelehrer mit seiner Schaufel selbst eine Buckelpiste erschaffen kann. „Bei der Bearbeitung kommen mir die Tipps von Fuzzy Garhammer zugute“, erinnert Beck an die deutsche Trickskilegende und lächelt beim Gedanken an die gemeinsame Zeit vor vielen Jahren mit dem Niederbayern, von dem es hieß, er tanze mit dem Schnee.
Damals wie heute wurden und werden einem solche Buckelpisten aber nicht auf dem Teller präsentiert. Erst recht, wenn’s zwischen den vielen Hubbeln auch noch eine oder zwei Schanzen geben soll. „Vier Stunden bin ich schon beschäftigt und dann muss ich die Spur noch säubern“, erzählt Beck und sagt: „Zusammengerechnet kommen pro Winter ungefähr 20 Tage zusammen.“ Und das nur selten in den großen und bekannten Skigebieten. Der 51-Jährige berichtet: „Oft und sehr gern gehen wir an Dorflifte. Dort kennen mich viele bereits.“ Das erleichtert die Fragerei bei den Verantwortlichen vor Ort, ob er abseits der präparierten Pisten an der weißen Pracht Hand anlegen kann. Hinzu kommt: „An diesen kleinen Umlaufliften kannst du einfach viel öfter fahren. Einmal runter, dann die 300 oder 400 Meter wieder kurz rauf und anschließend geht’s wieder bergab.“ Zu Beginn meist noch alleine, „nicht selten versammelt sich aber schnell die halbe Dorfjugend, schaut, was wir so treiben, und macht mit.“ Wie schreibt der auch als Sportwissenschaftler und Hirnforscher bekannte Gymnasiallehrer aus Auenwald doch in seinen Büchern: „Bewegung macht schlau.“
Dort Ski fahren, wo es und wie esder gesamten Familie Freude macht
Vor allem ist der Sport für die Familie Beck trotz des ganzen Aufwands viel Freude. Denn, das ist Frieder Beck wichtig: „Der Leistungsgedanke steht bei alldem nicht im Vordergrund. Das, was wir machen, das ist eine Mischung aus Training und einfach Ski fahren.“ Mit seinen Kids ist er nicht nur zwischen den Buckeln unterwegs, sondern auch im Tiefschnee und so, wie es „eben sonst noch Freude macht. Das Ganze ist für uns mittlerweile so eine Art Familiending.“
Eines, das allerdings hintansteht, wenn Xaxer oder Therese an den Wochenenden im Handballteam oder ihrer Turnriege ranmüssen. „Das geht bei beiden vor, ihre Mannschaft lassen sie nicht im Stich. Da müssen schon ganz, ganz wichtige Termine sein.“ So wie Ende vergangenen Jahres, als Xaver und Therese Beck beim DSV-Schülercup auf der Buckelpiste in Bad Wiessee im sogenannten Ski-Freestyle die Plätze vier und eins belegten. Für beide war es der erste richtige Wettkampf, hat aber so viel Spaß gemacht, dass es wohl nicht der letzte war.
Frieder Beck weiß, dass er und seine Familie auch deshalb den Aufwand wohl weiterhin betreiben werden und er die Schaufel nicht so schnell aus der Hand legt. Bleibt die Frage nach den Kosten, die im Gegensatz zum Handball und Turnen die Skigeschichte mit sich bringt. Da grinst der knitze Schwabe und sagt noch einmal: „Schwimmen wäre günstiger.“ Aber ein wenig sparen liegt auch ihm im Blut, denn: „Die Übernachtungskosten halten wir dank der gepachteten Wohnung gering und beim Material habe ich sehr viel aus meiner Zeit beim DSV aufgehoben sowie günstig erworben, sodass sich das alles einigermaßen in Grenzen hält.“ Zudem: „Mir selbst macht das alles ja auch richtig viel Spaß.“
In der Serie Talente suchen, finden, fördern berichten wir, was es braucht, um es vom kleinen zum großen Sportler zu bringen. Unter anderem geht es um Sichtung und Training in Vereinen und Verbänden.