Viel Trubel und ein Heimsieg
Gegen die große Konkurrenz aus ganz Deutschland haben die Judokas der gastgebenden TSG Backnang beim Bundesoffenen Pokalturnier der U 15 einen schweren Stand. Lediglich Eddie Bauer lässt alle seine Gegner hinter sich.
Von Katharina Riener
Das sogenannte BoT (Bundesoffene Pokalturnier) ist das größte Judo-Sichtungsturnier der Altersklasse U 15 und findet traditionell zeitgleich in Backnang und Berlin statt. Fast 400 hoch motivierte Judokas aus ganz Deutschland sorgten für viel Trubel auf insgesamt fünf Matten in der Mörikesporthalle und dem angrenzenden Dojo. Mit der großen Konkurrenz hatten die Backnanger sehr zu kämpfen. Eddie Bauer tat sich mit seinem Sieg im Mittelgewicht hervor. Für die TSG war das Wochenende eine Gelegenheit, beim eigenen Nachwuchs Bilanz zu ziehen. Bei den Jungen stellte die TSG neun von 265 Startern und unter den etwa 120 Mädchen war nur eine Backnangerin. Am stärksten trat der Nordrhein-Westfälische Judo-Verband (NWJV) auf.
Coronalücke in der U 13 und U 15 vereinsübergreifend zu erkennen
„Die Beteiligung der Backnanger wie auch die Beteiligung insgesamt lag über dem Niveau der Vorjahre, aber noch nicht wieder so hoch wie vor der Pandemie“, so Alfred Holderle, Abteilungsleiter der TSG Backnang Judo. Er erklärt das mit dem Begriff Coronalücke. In den Judosport steige man in der Regel schon als Kind über Anfängerkurse ein und wachse dann nach dem Erlernen der Grundkenntnisse in die entsprechende Altersklasse hinein. Dadurch, dass die TSG von 2020 bis 2021 keine Anfängerkurse anbieten konnte, klaffe eine Lücke im Nachwuchs. „Und diese Coronalücke wandert eben die Altersklassen hoch, das sehen wir auch vereinsübergreifend.“ Wer damals zwischen sieben und acht Jahre alt war, was laut Holderle etwa das Durchschnittsalter in den Anfängerkursen ist, wäre dieses Jahr schon in der U 13/U 15.
Das merkt auch Bundesligakämpfer Jonas Riener, der die U 13 und U 15 seit Anfang des Jahres zusammen mit seinem Mannschaftskameraden Samuel Reisch trainiert. „Wir haben deutlich weniger Judokas an den Start gebracht als noch bei mir damals. Umso schöner ist es natürlich, dass einer davon Gold geholt hat.“
Eddie Bauer setzte sich unter 27 Startern im Mittelgewicht bis 43 Kilogramm durch. „Ich bin schon stolz, vor allem weil es mein letztes BoT ist und das erste, das ich gewonnen habe“, erklärt der 13-Jährige nach seinem Sieg. Letztes Jahr belegte er bereits den dritten Platz. „Dieses Jahr wollte ich auf jeden Fall wieder auf dem Podest landen. Zum einen, weil es einfach ein schöner Abschluss ist, aber vor allem, weil das BoT über die Qualifikation für die nächsten beiden internationalen Turniere in Duisburg und Erfurt entscheidet.“ Und da will das Nachwuchstalent, unbedingt abermals antreten. „Eine konkrete Platzierung habe ich nicht im Sinn, aber ich will die Turniere nutzen, um noch einmal mein Bestes zu geben, bevor es nächstes Jahr in die U 18 geht und die Konkurrenz noch krasser wird“, erklärt Bauer. Seit einem Jahr ist er im Baden-Württemberg-Kader der unter 16-Jährigen, der Sieg beim BoT gehört zusammen mit der Goldmedaille beim internationalen Turnier im Glaspalast in Sindelfingen zu seinen größten Erfolgen.
Eddie Bauer hat auch weiterhin große Ziele
„Ich bin ziemlich entschlossen in das Turnier gestartet“, berichtet Bauer. Das hat man laut seinem Trainer auch gleich gemerkt: „Eddie hatte gleich im ersten Kampf einen angriffslustigen Gegner. Damit ist er souverän umgegangen.“ Er gewann, indem er einen Angriff von Jano Schwarzbach konterte. Auch für den Franken Levin Skach bedeutete Eddie Bauer das Turnier-Aus. Der Backnanger warf ihn mit einem Uchi-Mata, einer Fußtechnik, mit der auch seine erfolgreiche Schwester Sara-Joy Bauer schon einige wichtige Siege einfahren konnte. Doch der Nachwuchskämpfer ließ es nicht eintönig werden. Gegen Phil Hauptmann vom NWJV wandte Bauer dann einen Haltegriff an und gegen dessen Verbandskameraden Dominik Grinkin erst einen Hüftwurf und dann einen Haltegriff. Im Finale traf er auf Nikos Schwarz vom SV Gold-Blau Augsburg. Auf die Frage, ob er aufgeregt war, antwortet er einsilbig: „Ging.“ Wieder war es ein Uchi-Mata, mit dem Bauer den vorzeitigen Sieg klarmachte. „Jetzt will ich erst einmal hart weitertrainieren.“ Sein nächstes großes Ziel ist das internationale Turnier im Glaspalast in Sindelfingen (ITG).
Fleißiges Training verschreibt Jonas Riener auch seinen übrigen Schützlingen: „Gerade für die U-13er war es das erste Turnier diese Größenordnung. Da ist es nicht ungewöhnlich, dass man außer Erfahrung nichts gewinnt.“ Trotzdem habe der Vergleich gezeigt, an welchen Stellschrauben noch gedreht werden müsse. „Wir werden jetzt gezielt weitertrainieren. Die Kämpfer wissen, dass noch mehr drin gewesen wäre, das spornt sie natürlich an.“
Jungen Eddie Bauer holte als Sieger in der Gewichtsklasse bis 43 Kilogramm den einzigen Podestplatz für die TSG Backnang. Jan Richert (bis 55 kg) konnte drei Kämpfe für sich entscheiden, verpasste aber knapp die Platzierung. Auch Lukas Kieser (bis 55 kg), Bastian Birk (bis 34 kg) und Maxim Sartison (bis 46 kg) kamen nicht in Medaillennähe. Das gilt auch für die U-13er Emil Fischer, Lukas Mauer, Gabriel Differenz (alle bis 43 kg) und David Nosov (bis 40 kg).
Mädchen Als einzige Heimstarterin trat die U-13erin Samantha Späth (bis 44 kg) an, konnte aber keine Platzierung erlangen.