Vom Kellerkind zum Titelaspiranten
Auf die bislang beste Saison in der Vereinsgeschichte soll für die Judokas der TSG Backnang eine noch bessere folgen. Mit 20 hochkarätigen Zugängen will das Team um Trainer Jens Holderle dieses Jahr neue Maßstäbe setzen, beginnend am kommenden Samstag beim TV Erlangen.
Von Katharina Riener
Der erste Sieg in der Ersten Bundesliga – das war das erklärte Ziel der Backnanger Judokas für die Saison 2023. Als das gleich am ersten Kampftag und dann auch noch vor heimischer Kulisse geklappt hat, „kann man das Gefühl im Nachhinein nicht beschreiben“, erklärte Mannschaftsurgestein Benjamin Lütjens. Sein Teamkollege Jonas Riener versuchte es mit: „Genial.“ Nach dem historischen 9:5-Sieg gegen den JC Rüsselsheim ging es erfolgreich weiter – das TSG-Team blickt auf die stärkste Saison der Vereinsgeschichte zurück. Im dritten Jahr nach dem Wiederaufstieg in die Erste Bundesliga holten die Backnanger Kämpfer in acht Vergleichen zwei Siege und ein Unentschieden. Mit Platz sieben unter neun Mannschaften war der Klassenerhalt frühzeitig gesichert. Doch dabei soll es nicht bleiben. Ganz im Gegenteil: Teamtrainer Jens Holderle hat auf dem Transfermarkt kräftig zugeschlagen und nicht weniger als 20 hochkarätige Neuzugänge verpflichtet. Bedient wurde sich beim Deutschen Meister KSV Esslingen, der aufgrund interner Querelen nicht zur Titelverteidigung antritt.
Der vierfache Deutsche Meister Maximilian Heyder ist eine Schlüsselfigur
Eine Schlüsselfigur dabei: Maximilian Heyder. Der vierfache Deutsche Meister im Leichtgewicht kämpft traditionell aufseiten der Sieger. Viele Jahre stand er für den Rekordmeister TSV Abensberg auf der Matte, mit dem er zuletzt 2022 die Meisterschaft holte. Vergangene Saison jagte er seinem Ex-Team den Titel dann wieder ab, diesmal mit dem KSV Esslingen. Jetzt macht er im schwarz-roten Kittel der Backnanger Jagd auf den Titel. Ihm folgen neun alte und neue Teamkameraden, darunter Schamil Dzavbatyrov, zweifacher Deutscher Meister bis 90 Kilogramm, und Liga-Routinier Dino Pfeiffer (bis 100 Kilogramm).
Besonders schlagkräftig sind auch die zehn neuen ausländischen Starter der Backnanger. Immerhin teilen sie unter sich fünf Weltmeistertitel und achtmal Gold bei den Europameisterschaften. Ein Highlight ist Francisco Garrigós Rosa (bis 60 Kilogramm). Der Spanier ist aktuell Weltmeister und hat auch bei den Europameisterschaften bereits alle drei Podestplätze belegt. Den ersten Platz sogar zweimal, 2021 und 2022. Ausschließlich auf die internationale Unterstützung können sich die Backnanger jedoch nicht verlassen, denn auch diese Saison dürfen nicht mehr als vier Ausländer pro Begegnung kämpfen.
Was sich der Trainer mit dem verstärkten Team vorgenommen hat? Nichts Geringeres als einen Gipfelsturm. „Wir wollen die Tabellenspitze der Südgruppe angreifen.“ Ein hohes Ziel, auch wenn der aktuelle Meister raus ist. Der amtierende Vizemeister und Rekordmeister des TSV Abensberg wird nach wie vor mit einer Spitzenmannschaft an den Start gehen. Auch der Vorjahresdritte JSV Speyer hat sich ordentlich verstärkt. Die Pfälzer verpflichteten für die kommende Saison viele der Punktegaranten vom abgestiegenen VfL Sindelfingen.
Erlangen ist ein schwerer Auftakt, Speyer und Leipzig sind hohe Hürden
„Gegen Speyer und Leipzig wird es knallen“, prognostiziert Holderle. Im vergangenen Jahr hat der JC Leipzig laut dem Backnanger Coach„bombastisch gekämpft“ und verpasste den Finaleinzug nur durch eine knappe Niederlage gegen den späteren Meister Esslingen. Trotzdem könne das verstärkte TSG-Team es definitiv mit seinen Gegnern aufnehmen. Gegen den 1. JC Samurai Offenbach und den TV 1848 Erlangen könnte gut ein Sieg drin sein. Der Coach möchte seine Gegner jedoch nicht unterschätzen, „gerade unser erster Gegner Erlangen an diesem Samstag ist ein Team mit einem brutalen Mannschaftsgeist. Besonders weil wir bei ihnen zu Hause antreten, kann das noch mal viel ausmachen.“
Aufsteiger BC Karlsruhe sei zum jetzigen Zeitpunkt noch eine „Wundertüte“. Generell gilt für den Coach: „In der Bundesliga ist jeder Punkt hart umkämpft und jedes Team kann gefährlich werden.“ Die Situation, so Holderle, sei ähnlich der der TSG-Frauenmannschaft. „Auf der Liste sieht es zwar bombastisch aus. Aber mit der Olympia-Qualifikation und den Spielen bleibt es spannend, wer an den Kampftagen auch auf der Matte steht.“
Bei allen Änderungen im Kader bleibt zumindest der äußere Rahmen beständig. Teamcoach Holderle ist „sehr froh, eine weitere Saison auf Raphael Plato, Vitalij Fuhrmann und Thomas Beck zählen zu können“. Die drei ehemaligen TSG-Kämpfer ergänzen das Trainerteam der Männer und übernehmen das Ruder, wenn Holderle mit der Frauenmannschaft unterwegs ist.
Bis 60 Kilogramm
Csanád Feczkó, Felix Reuschle, Francisco Garrigós Rosa, Maximilian Heyder, Valentin Hofgärtner
Bis 66 Kilogramm
David Ickes, Janno Brodnig, Robin Angerer, Samuel Reisch
Bis 73 Kilogramm
Ante Ivan Begic, Jonas Riener, Levi Märkt, Rafael Walter, Shakhram Akhadov
Bis 81 Kilogramm
Felix Kurz, Frank De Wit, Noel Pollak, Schamil Dzavbatyrov, Sebastian Kaun, Yannick van der Kolk
Bis 90 Kilogramm
Andre Sträßer, Davlat Bobonov, Fabian Kansy, Guido Kramer, Hugo Murphy, Marvin Kurz, Niklas Kern, Noël van ’t End, Roland Gőz, Tobias Wirth
Bis 100 Kilogramm
Dino Pfeiffer, Laurin Böhler, Leo Erdmann, Michael Korrel, Nikoloz Sherazadishvili,
Varlam Liparteliani
Über 100 Kilogramm
Guram Tushishvili, Jur Spijkers, Lorenz Moor, Mikita Sviryd
Samstag, 16. März, 17 Uhr
TV Erlangen – TSG Backnang
Samstag, 11. Mai, 17 Uhr
JC Samurai Offenbach – TSG Backnang
Samstag, 1. Juni, 18 Uhr
TSG Backnang – JSV Speyer
Samstag, 22. Juni, 18 Uhr
TSG Backnang – TSV Abensberg
Samstag, 29. Juni, 17 Uhr
Budo-Club Karlsruhe – TSG Backnang
Samstag, 7. September, 18 Uhr
TSG Backnang – Judoclub Leipzig