Bandhaus-Theater: Jasmin Meindl verabschiedet sich
Elf Jahre lang haben Jasmin Meindl und Juliane Putzmann das Bandhaus-Theater zusammen geleitet. Nun trennen sich ihre beruflichen Wege. Seit 1. April ist Jasmin Meindl am Landestheater Dinkelsbühl in Bayern tätig. Ihre Intendanz tritt sie aber erst im September 2025 an.
Von Melanie Maier
Backnang. Über ein Jahrzehnt hat Jasmin Meindl in Backnang verbracht. Seit 2012 hat die heute 48-Jährige mit ihrer Kollegin und Freundin Juliane Putzmann das Bandhaus-Theater geleitet. Die beiden Theaterpädagoginnen hatten sich bereits während ihrer Zeit an der Akademie für Darstellende Kunst in Ulm kennengelernt. Seit knapp drei Wochen nun zeichnet Juliane Putzmann alleine für die Backnanger Bühne verantwortlich. „Meinen Schlüssel habe ich jetzt auch abgegeben“, sagt Jasmin Meindl bei einem Latte macchiato in einem Café im Stuttgarter Heusteigviertel, wo sie seit März 2023 wohnt – und sich ausgesprochen wohlfühlt. Sie sei ein Großstadtmensch, erklärt Jasmin Meindl. Zwischen Wilhelms- und Marienplatz, mit dem Staatstheater, der Staatsgalerie, den Mineralbädern, der Zacke und dem Bopserwald direkt um die Ecke, fühle sie sich noch immer wie im Urlaub.
Die Zeit in Backnang komme ihr dagegen fast schon wie ein ferner Traum vor. Und das, obwohl sie bis vor Kurzem noch im Bandhaus-Theater tätig war. „Es war ein fließender Übergang“, sagt Jasmin Meindl. Zwar sei das Partnerstädtefestival im vergangenen Oktober für sie so etwas wie eine Abschlussarbeit gewesen, doch zum Beispiel mit ihrem Literarischen Salon der Berta Zuckerkandl war sie nach wie vor regelmäßig vor Ort. Daneben hatten sie und Juliane Putzmann einige weitere Aufgaben zu erledigen, zum Beispiel mussten sie die gemeinsame GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) auflösen.
Momentan ist sie in Teilzeit angestellt
Dass sie das Bandhaus-Theater verlassen würde, das hatte Jasmin Meindl bereits im November 2022 in einer Backnanger Gemeinderatssitzung bekannt gegeben. Damals stand allerdings noch nicht fest, wo und wie genau es danach für sie weitergehen würde. „Ich hoffe, es kommt was G’scheits“, lautete ihr Wunsch in der Sitzung. Als „was G’scheits“ kann man ihre neue Stelle durchaus bezeichnen. Seit 1. April ist sie fest beim Landestheater in Dinkelsbühl. „Dorten“ wird die gebürtige Regensburgerin im September 2025 auch die Intendanz übernehmen. Bis dahin ist sie in Teilzeit angestellt. Die Vormittage verbringt sie derzeit mit dem Schreiben von Erzählungen, nachmittags arbeitet sie im Homeoffice an einem neuen Erscheinungsbild des Landestheaters. Es soll ein neues Logo und eine neue Website bekommen. Auch an ihren zwei ersten Spielzeiten feilt Jasmin Meindl schon. „Ich habe das Gefühl, ich muss im Zweijahresturnus planen, um nie unter die Welle zu geraten“, erklärt sie. „Wir haben zehn Premieren im Jahr.“ Dazu falle ihre erste Spielzeit mit dem 70-Jahr-Jubiläum des Landestheaters zusammen.
Pläne für das Haus hat Jasmin Meindl schon viele. Unter anderem möchte sie eine Bürgerbühne wie die in Backnang gründen, einen Theaterrat mit Menschen aus allen Bevölkerungsschichten einführen und das Kinder- und Jugendtheater als eine eigene Sparte etablieren. Daneben hat sie sich vorgenommen, sich mit dem Thema Alter auseinanderzusetzen und verstärkt mit den Partnerstädten Dinkelsbühls zusammenzuarbeiten, inspiriert auch vom Festival des Bandhaus-Theaters im vergangenen Jahr.
Die Festivals gehören für Jasmin Meindl überhaupt zu den Höhepunkten ihres Schaffens ins Backnang. Darunter etwa das Amateurtheaterfestival „Vereinigt Euch!“ mit Gruppen aus Ost- und Westdeutschland oder der Kultursommer, den das Bandhaus zusammen mit dem städtischen Kultur- und Sportamt ausgerichtet hat. Nicht zu vergessen die Freilichttheaterstücke „Judith von Backnang“ und „Der Gänsekrieg“ sowie das ausgezeichnete Dokumentarstück „Kannst du schweigen? Ich auch!“. Sie wisse gar nicht, wo sie aufhören solle, sagt die Autorin, die mit Christian Muggenthaler schon zahlreiche Stücke für das Bandhaus geschrieben hat, darunter auch die drei eben genannten. „Backnang war insgesamt eine sehr wichtige Zeit für mich. Ich habe meine künstlerische Handschrift gefunden, bin mir selbst einen riesigen Schritt nähergekommen.“ Und das stets in der Gemeinschaft, mit Juliane Putzmann und vielen Ehrenamtlichen an der Seite. „Wir waren ein richtig gutes Team“, betont Jasmin Meindl. „Ich weiß nicht, ob ich noch einmal jemanden finden werde, mit dem ich so gut zusammenarbeiten kann.“
Die Zeit in Backnang war ein Kraftakt
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Die elf Jahre am Bandhaus-Theater seien für sie beide eigentlich die beste Lehrzeit gewesen, findet Jasmin Meindl. „Wir haben das Theatermachen dort von der Pike auf gelernt. Wir haben nicht nur Stücke geschrieben und Regie geführt, sondern auch Fördergelder akquiriert, Werbung gemacht, Ensembles zusammengestellt, sie untergebracht und so weiter.“ Anfangs wohnten sie und Juliane Putzmann miteinander in einer Wohnung in der Marktstraße, vis-à-vis dem Theater. „Vor den Aufführungen haben wir oft die halbe Wohnung hinübergetragen“, erinnert sie sich. „Ein Irrsinn eigentlich.“
Die Zeit in Backnang, sie sei auch ein riesiger Kraftakt gewesen. Dazu kam noch das finanzielle Risiko, das den zwei selbstständigen Unternehmerinnen bisweilen schlaflose Nächte bereitete. „Es waren elf verlorene Jahre, was meine Rente betrifft“, scherzt sie. Zwar ist Jasmin Meindl davon überzeugt, dass alles, was Kraft kostet, auch Kraft gibt. Doch 2022, nach dem Abschluss des „Gänsekriegs“, stellte sie fest, dass sie sich nicht wirklich über den großen Erfolg des Stücks freuen konnte. „Ich glaube, es ist einfach Zeit für etwas Neues geworden.“
Etwas Neues wird sich für Jasmin Meindl auch privat in absehbarer Zeit ereignen. „Anfang Dezember werde ich Oma“, verrät sie. „Das ist echt der Hammer, aber irgendwie passt es auch, weil mein Leben gerade so im Umbruch ist.“
In den kommenden Jahren wird es voraussichtlich ein bisschen ruhiger werden. Mit Dinkelsbühl hat sie einen Fünfjahresvertrag abgeschlossen. Im Januar 2025 möchte sie sich dort nach einer Wohnung umschauen. „Aus Stuttgart wegzuziehen, wird mir schwerfallen“, sagt sie. Hin und wieder wird Jasmin Meindl aber sicher in die Region zurückkommen. Kooperationen mit dem Bandhaus-Theater kann sie sich gut vorstellen. Doch erst einmal, sagt sie, müssten sowohl sie als auch Juliane Putzmann in ihren neuen Rollen ankommen.
Dass ihre Kollegin in Backnang bleibt und das gemeinsam Begonnene weiterführt, freut sie sehr. „Das bedeutet für mich auch, dass etwas von mir zurückbleibt. Und dass es in unserem Geiste weitergeht.“