Bei ihnen wackeln die Köpfe

Bands von hier Mehrstimmigkeit und die Verbundenheit zur Region: Das ist das Konzept der Nodding Heads, der „Wackeldackel“ aus Backnang. Sie singen deutsch, englisch und schwäbisch.

Matze Hesser, Rebecca Hart, Thomas Weber, Jule Schüler und Hanse Höhn (von links) sind die Nodding Heads.  Foto: Nodding Heads

Matze Hesser, Rebecca Hart, Thomas Weber, Jule Schüler und Hanse Höhn (von links) sind die Nodding Heads. Foto: Nodding Heads

Von Marina Heidrich

Backnang. „Fass die ja nie an!“ Ein Verbot ist das sicherste Mittel, um wissensdurstige, aufgeweckte Kinder noch neugieriger zu machen. Die damals sechsjährige Rebecca Hart handelte sich einerseits mächtig Ärger mit ihrer älteren Schwester ein, als sie deren Gitarre nicht nur trotz des Verbots heimlich ausprobierte, sondern versehentlich auch noch kaputt machte.

Andererseits wurde so der Grundstein zu einer Liebe gelegt, die nun schon seit einigen Jahrzehnten anhält: Die Gitarre ist und bleibt Rebecca Harts ständiger und liebster Begleiter. Die Sängerin mit der rockig-souligen Powerstimme lacht bei der Erinnerung: „Meine Schwester hat mir das Missgeschick von damals Gott sei Dank schon lange verziehen.“

Rebecca Hart stammt aus einem Elternhaus mit stark christlich geprägtem Hintergrund. Dort wurde schon immer viel und gerne gesungen. Als Teenager fand sie in der amerikanischen Sängerin und Liedermacherin Amy Grant ihr Vorbild und Idol. Amy Grant hat es als eine der wenigen Musikerinnen, die ihre Anfänge im Bereich christlicher Popmusik hatten, nach einigen Jahren auch im weltlichen Musikbereich zu internationalem Ruhm geschafft.

Die 14-jährige Rebecca Hart war begeistert und begann, sich nach einer Band umzusehen. Zufällig hörte sie ein Konzert der Backnanger Nodding Heads und ein Gedanke setzte sich bei dem jungen Mädchen sofort fest: Bei denen will ich mal singen! Doch es sollten noch einige Jahre vergehen, in denen die stimmgewaltige Sängerin viele unterschiedliche Erfahrungen in mehreren Formationen sammeln konnte.

So ist sie nach wie vor festes Mitglied von Second Sun, deren 40. Bühnenjubiläum sie mit einem Auftritt im Theaterhaus Stuttgart feierte. Zudem ließ sie sich als Voice-Coach weiterbilden und machte eine Ausbildung in ihrem Traumberuf Erzieherin im Waldkindergarten. Ganz konsequent plante die Sängerin ihr Leben.

Und dann kam ihr wieder der Zufall zu Hilfe: Bei der Hochzeit eines gemeinsamen Bekannten traf Hart 2014 auf Matze Hesser, Gitarrist und Gründungsmitglied der Nodding Heads. Der Bandname bedeutet übersetzt Wackeldackel und wurde von der Band augenzwinkernd gewählt, um das rhythmische Kopfmitwippen bei besonders groovenden Liedern zu thematisieren.

Matze Hesser, ein weiteres Urgestein der Backnanger Musikszene, der zum Beispiel zuvor schon bei Bands wie Pax gespielt hatte, war bei dem spontanen Hochzeits-Gig von Harts Stimme mehr als angetan. Nach kurzer Absprache mit Basser und Cellist Thomas Weber, einem weiteren Gründungsmitglied, und nachdem auch Schlagzeuger Hanse Höhn keinerlei Bedenken hatte, folgte der „Antrag“. Und so erfüllte sich im Anschluss wieder ein Traum der Sängerin: Sie wurde fester Bestandteil der Nodding Heads.

Für die Band stand ein geändertes Konzept in ihrer langjährigen Geschichte an. Man arbeitete an einem neuen Programm, und da kam Rebecca Hart gerade zur richtigen Zeit.

Ein großes Qualitätsmerkmal der Nodding Heads war und ist bis heute die Mehrstimmigkeit. Diese ließ sich nun noch besser umsetzen. Als Extrasahnehäubchen stieß dann noch Jule Schüler aus Weissach im Tal zur Band dazu. Die junge Sängerin mit der emotionalen Stimme passte wie die Faust aufs Auge und ergänzte wunderbar das neue Programm.

Der Mix aus außergewöhnlichen Cover-Arrangements und eigenen Stücken kommt nach wie vor bei den Fans sehr gut an. Jule Schüler, die mit ihrer Stimme und sympathischen Ausstrahlung auch im Castingformat „The Voice of Germany“ angenehm auffiel, ist nicht nur eine der besten Schülerinnen von Biggi Binder (ehemals Wendrsonn-Frontfrau), sondern kommt auch aus einer Familie, in der das aktive Zelebrieren von Rockmusik an der Tagesordnung war.

Darüber hinaus ist die Sängerin fest in der Backnanger Musikszene verwurzelt, inklusive einer Teilnahme mit ihrer damaligen Band „Faber fühlt“ beim Finale des Nachwuchswettbewerbs am Backnanger Straßenfest.

Das Konzept mit zwei Sängerinnen und mehreren Männerstimmen lässt natürlich viele Möglichkeiten und Kombinationen zu. Auftritte müssen nicht abgesagt werden, wenn mal einer verhindert ist, und die Bandbreite der ausgewählten Songs ist nahezu unbegrenzt. Englische, deutsche und mittlerweile auch schwäbische Lieder sind im Repertoire. Zudem hat jede einzelne Musikerin ihre ganz speziellen Fans – genauso wie die männlichen „Wackeldackel“.

Auftritte wie beim Rietenauer Theaterspaziergang sind gesetzt

Verbundenheit mit ihrer Heimat, das prägt alle Mitglieder der Nodding Heads. Regelmäßige Auftritte in der Region wie beim Rietenauer Theaterspaziergang sind ihnen wichtig. Rebecca Hart fasst das Bandgefüge wie folgt zusammen: „Die Nodding Heads sind keine permanent miteinander gluckenden Freunde – aber wir haben alle denselben Spirit.“ Sie selbst fühlt sich mehr als wohl in der Band und hat ihre Entscheidung keine Sekunde bereut.

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Erstellt:
14. April 2022, 06:00 Uhr

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