Soulsurfers aus Sulzbach: Drummersuche per Kleinanzeige

Bands von hier Die Soulsurfers aus Sulzbach an der Murr spielen seit rund 15 Jahren Rock, Funk und Progressive und setzen ausschließlich auf eigene Songs. Zum Ende des vergangenen Jahrs ist der langjährige Schlagzeuger ausgestiegen. Nun steckt die Band mitten in den Castings.

Der Platz an den Drums ist derzeit vakant, doch die Soulsurfers – bestehend aus Gitarrist Thomas Werner (von links), Frontmann Nils Steinhöfer und Olaf Radke am Bass – empfangen bereits regelmäßig Bewerber in ihrem Proberaum in Sulzbach an der Murr. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Der Platz an den Drums ist derzeit vakant, doch die Soulsurfers – bestehend aus Gitarrist Thomas Werner (von links), Frontmann Nils Steinhöfer und Olaf Radke am Bass – empfangen bereits regelmäßig Bewerber in ihrem Proberaum in Sulzbach an der Murr. Foto: Alexander Becher

Sulzbach an der Murr. Das erste Level ist das Kennenlernen, das zweite ist der Recall. „Die Castings ziehen sich durch den ganzen Februar“, sagt Nils Steinhöfer, Frontmann der Soulsurfers. Seit Jahresbeginn ist die Rock- und Funkband auf der Suche nach einem neuen Schlagzeuger und empfängt mittlerweile die ersten Kandidaten im eigenen Proberaum in Sulzbach an der Murr. „Es muss vor allem menschlich passen. Qualität kann man trainieren, aber ein A... bleibt ein A...“

Kreativität, Lust auf eigene Musik anstelle von Covers, einmal in der Woche proben und kleine bis mittlere Auftritte: Das sind ansonsten die Rahmenbedingungen, mit denen sich Bewerber laut der Online-Kleinanzeige der Soulsurfer einverstanden erklären sollten. Außerdem: Der Drummer der Träume sollte weder Diva noch Selbstdarsteller oder „Projektler“ sein. „Wir machen das ganz entspannt und lassen uns mit den Kandidaten Zeit“, sagt Steinhöfer und ergänzt augenzwinkernd: „Wer am Ende dabeibleibt, dem muss aber klar sein, dass er mit Blut unterschreibt. Wir wollen nicht in den nächsten fünf Jahren dreimal nach einem neuen Drummer suchen.“

Langjährige Bandgeschichte

Verständlich, denn die Soulsurfers, bestehend aus dem Backnanger Nils Steinhöfer (Gesang und Gitarre), dem Bassisten Olaf Radke aus Allmersbach im Tal und dem Murrhardter Thomas Werner (Gitarre), der heute in Eschach bei Schwäbisch Gmünd lebt, sind zweifellos ein Langzeitprojekt. Vor rund 15 Jahren entwickelte sich die Band aus dem BB-Verein heraus, der zum Erhalt der deutsch-französischen Freundschaft gegründet worden war. „Es war ein Familien- und Freundeverein“, sagt Steinhöfer, in dessen Familie mehrere Franzosen aus der Murrhardter Partnerstadt Château-Gontier eingeheiratet haben. Zum alljährlich veranstalteten zwei- bis dreitägigen BB-Fest mit vielen Auftritten verschiedener Bands reifte bald der Gedanke, das Event mit einer eigenen Combo zu eröffnen und zu beschließen. Mit von der Partie waren von Anfang an Nils Steinhöfer, Olaf Radke und der langjährige Drummer Bernd Kestin, welcher Ende vergangenen Jahres aus gesundheitlichen Gründen schweren Herzens aus der Band ausgestiegen ist.

Unter dem Namen Hobo Firetribe spielte das damalige Trio zunächst noch vorwiegend Covers – „Tom Petty, Jimi Hendrix, alles, was Spaß macht“, erinnert sich Steinhöfer. Mit Thomas Werner kam dann ein weiterer Musiker aus dem Umfeld des BB-Festivals hinzu und schließlich waren die Soulsurfers geboren. „Für mich als jungen Musiker waren Leute wie Thomas, Bernd und Olaf natürlich Profis“, sagt Steinhöfer, der mit 36 Jahren deutlich jünger ist als seine Bandkollegen. Immerhin hatte Radke (55) mit der Band Sonny Lone Pine schon auf größeren Bühnen gespielt und Werner brachte viele Jahre Banderfahrung und kreative Einflüsse aus der Jazzrichtung mit. Ein Problem sei der Altersunterschied aber nie gewesen, sagt Steinhöfer. „Meine Eltern waren sehr musikalisch und in den 80ern auch Teilhaber des Clubs in Backnang. Mein Vater war auch DJ und hatte viele Platten, ich war total geprägt von diesen Oldies, von Blues und Rock, von Eric Clapton bis Pink Floyd.“ Musikalisch habe er sich insofern schon immer gerne unter Älteren bewegt.

Dauergast bei der Juxer Rocketse

Eine CD mit fünf Songs haben die Soulsurfers aufgenommen, ansonsten genießt die Band vor allem die Liveauftritte, beispielsweise über mehrere Jahre hinweg bei der Juxer Rocketse, wo währenddessen sogar schon Pyrotechnik gezündet worden sei. „Wir haben so ein bisschen das Credo: Play with soul to surf on music“, erklärt der Frontman den Bandnamen – mit Seele spielen, um auf Musik zu surfen. „Das hat nichts mit Soul als Musikrichtung zu tun, sondern es geht darum, mit dem zu spielen, was man kann und was in einem steckt.“

In den drei verbliebenen Bandmitgliedern jedenfalls steckt neben der Vorliebe für Funk und auch mal psychedelisch angehauchten Rock, die sich in Songs der Band wie „Moby’s Dick“, „Kurt“ oder „I miss you Baby“ niederschlägt, vor allem der unbedingte Wunsch, die Bandgeschichte auch nach Kestins Ausstieg weiterzuschreiben. Die Frage, ob dies nach 15 Jahren der Punkt sein könnte, an welchem das Kapitel Soulsurfers zu Ende geht, haben sie nach kurzer Diskussion verworfen. „Das wäre doch auch Quatsch“, stellt Thomas Werner nüchtern fest. Und so hat die Suche nach einem neuen Drummer zum Jahresbeginn schnell an Fahrt aufgenommen.

Frischer Wind und tolle Begegnungen

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„Uns ist bewusst, dass ein neuer Drummer frischen Wind mitbringt, und das wollen wir auch“, stellt Steinhöfer klar, woraufhin Thomas Werner ergänzt: „Das ist auch eine Chance für den Sound.“ Nachdem die Suche über entsprechende Musikerportale eher ernüchternd verlaufen war, habe man sich auf klassische Modelle wie Kleinanzeigen und Flyer zurückbesonnen – offensichtlich mit Erfolg. Drei Kandidaten konnte man bereits im Proberaum begrüßen, vier weitere sollen in den kommenden Wochen folgen, zudem stehen noch einige Terminabsprachen aus. „Das Altersspektrum ist bunt gemischt, von um die 30 bis über 60, aber da haben wir auch keine Präferenz“, sagt Steinhöfer. Eine Frau sei nicht darunter gewesen, wenngleich die Band gerne auch mal eine Drummerin zum Casting einladen würde. Die große Nachfrage freut die Musiker, doch wer die Wahl hat, hat bekanntlich auch die Qual. „Wir hatten schon tolle Kandidaten da, von Rock und Heavy Metal bis hin zu Blues. Es ist auch einfach schön, die Menschen kennenzulernen“, sagt Steinhöfer.

Um auch Nuancen abschätzen zu können und im Verlauf der kommenden Wochen nicht die Vorzüge und Nachteile der einzelnen Bewerber zu verwässern, gehen die Soulsurfers systematisch vor. Auf einem Bewertungsbogen wird nach den Treffen alles vermerkt, vom musikalischen Können über den zwischenmenschlichen Draht bis hin zu pragmatischen Fragen wie Wohnort und möglichen Probetagen. Spätestens beim zweiten Treffen werden dann gemeinsam mehrere Songs der Band gespielt. „Auch der Schlagzeuger selbst sieht dadurch, ob es etwas für ihn ist, weil auch so rum muss es ja passen“, sagt Olaf Radke.

Bis April will die Band ihren neuen Drummer gefunden haben, schließlich stehen im Sommer und Herbst bereits die ersten Termine auf dem Programm, unter anderem bei Rock am Lift in Großerlach. Die Vorfreude auf die Zusammenarbeit mit dem vierten Mann ist jedenfalls groß: „Es kribbelt unter den Fingern“, sagt Steinhöfer.

Hier geht es zum Youtube-Kanal der Band.

Kontakt Schlagzeuger, die auf Bandsuche sind und Kontakt zu den Soulsurfers aufnehmen möchten, können das per E-Mail unter soulsurfers@web.de tun.

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Erstellt:
13. Februar 2025, 06:00 Uhr

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