Biblische Schnitzereien mit einer starken Botschaft

In der Backnanger Stiftskirche sind Kunstwerke des verstorbenen Bildschnitzers Gottfried Reichel ausgestellt.

Dekan Rainer Köpf hat die Schnitzfiguren selbst im Erzgebirge abgeholt. Foto: Alexander Becher

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Dekan Rainer Köpf hat die Schnitzfiguren selbst im Erzgebirge abgeholt. Foto: Alexander Becher

Von Carolin Aichholz

Backnang. Sehr schlicht und konzentriert auf das Wesentliche sind die Schnitzfiguren von Gottfried Reichel, die aktuell in der Backnanger Stiftskirche ausgestellt sind. Sie erzählen Geschichten von biblischen Personen, sind aber auch eng mit der Lebensgeschichte des Künstlers verbunden und verbreiten die Botschaft der Nächstenliebe.

Eine Botschaft, die aktueller kaum sein könnte, wie Dekan Rainer Köpf betont. Die Ergebnisse der Europawahl hätten Reichel sicher schlaflose Nächte bereitet, sofern er noch leben würde. Dessen ist sich Reichels Sohn Wolfram, der zur Vernissage der Ausstellung in Backnang zu Gast war, sicher.

Der 1925 im Erzgebirge geborene Gottfried Reichel wuchs mit dem Erstarken der Nationalsozialisten auf. Während des Zweiten Weltkriegs kämpfte an der Front. Seine Erinnerungen an das erlebte Grauen verarbeitete er später in seinen Figuren. Während seiner Zeit in britischer Gefangenschaft fand er wieder zum Glauben.

Menschlichkeit und Toleranz

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Reichels Wunsch, als Lehrer seinen Schülern Menschlichkeit und Toleranz näherzubringen, stieß im sozialistischen Regime der DDR auf Widerstand; er wurde aus dem Schuldienst entlassen. Reichel arbeitete daraufhin ehrenamtlich in der Jugendarbeit der Gemeinde und begann mit dem Schnitzen, um die biblischen Geschichten zu verbildlichen. Seine Figuren verband er mit der deutschen Geschichte. Vor allem der von den Nazis begangene Holocaust sowie die Situation der Christen in der DDR spielen eine große Rolle in seinem Werk.

„Seine Kunst und seine Lebensgeschichte zeigen, dass politische Extreme immer Menschenleben zerstören“, sagt Rainer Köpf. „Egal ob rechts oder links. Und Reichels Mission war es, gegen das Vergessen anzukämpfen und dafür zu sorgen, dass so etwas nie wieder geschehen kann.“

Der Dekan wurde während einer Gemeindereise auf den Künstler aufmerksam. Im Erzgebirge stehen Reichels Werke in einem eigenen Museum. Köpf traf den 2015 verstorbenen Künstler zu Lebzeiten einige Male und war von seiner Kunst sehr beeindruckt. „Er hat die Pointen der Bibelstellen wahnsinnig gut erkannt und sie in seinen Figuren genau getroffen“, schwärmt Köpf.

Eine kurze Dokumentation über Gottfried Reichels Leben und seine Arbeit ist in der Ausstellung ebenfalls zu sehen. Die Stiftskirche wird auch während des Backnanger Straßenfests geöffnet sein (siehe Infotext). „Der Ort der Begegnung mit Gott muss während eines Fests der Begegnung allen Menschen offenstehen“, betont Dekan Rainer Köpf.

Die Ausstellung Während des Straßenfests sind die Schnitzfiguren im Chorraum der Backnanger Stiftskirche von 10 bis 18 Uhr ausgestellt. An allen anderen Tagen bis zum 30. Juni ist von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei, eine Spende ist erbeten.

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Erstellt:
21. Juni 2024, 11:30 Uhr

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