Die Band Three Kiwis - One Banana spielt Musik im Stil der 1920er
Bands von hier Die Backnanger Formation Three Kiwis – One Banana spielt Lieder im Stil der 1920er-Jahre. Für ihre Shows haben sich die vier Bandmitglieder sogar eigene Bühnenpersönlichkeiten ausgedacht. Ihre Auftritte sind sehr hörenswert – und amüsant.
Von Melanie Maier
Backnang. Wer Lust hat, einmal so richtig in die Goldenen Zwanziger einzutauchen, sollte sich einen Auftritt von Three Kiwis – One Banana anschauen. Die Backnanger Formation spielt Lieder von 1920 bis heute im Stil der 1920er. Für ihre Shows werfen sich die vier Mitglieder Marina Heidrich, Wolfgang Baues, Patricia Sozzi und Annegret Eppler entsprechend in Schale: Die drei „Kiwis“ und Sängerinnen Heidrich, Sozzi und Eppler tragen Federboas, paillettenbestickte Flapperkleider, Stirnbänder und sehr lange Perlenketten, „Banana“ und Gitarrist Baues Hosenträger und Borsalino-Hut – „das Outfit eines typischen Gangsters“, kommentiert Heidrich.
Die vier kennen sich schon sehr lang. Die lokale Musikszene führte Heidrich, Baues und Sozzi bereits in den 1980er-Jahren zusammen. Der erste Proberaum der Band Marnie, in der Heidrich damals sang, war in Schöntal bei Wolfgang Baues. Von 1996 an trat Heidrich sodann mit Patricia Sozzi, die mittlerweile ihre Schwägerin ist, in der Band Wishing Well auf. Annegret Eppler vom Backnanger Kino Universum lernte Heidrich vor mehr als zehn Jahren kennen. In der Folge hatte Eppler mehrere Gastauftritte bei Geddess, der Rockband, in der Heidrich und Baues bis heute aktiv sind.
Die Idee zur Band entstand 2019
Wie es dazu kam, daran erinnert Eppler sich genau. Seit ihrer Kindheit hat sie in Chören gesungen. Auch in Backnang war sie längere Zeit im Chor. Der probte jedoch immer montags – an dem Tag, an dem das Kinoprogramm erstellt wird. „Es wurde immer schwieriger, beides unter einen Hut zu bringen. Irgendwann hab ich beschlossen: Ich krieg’s nicht mehr hin“, erzählt Eppler. Das Singen habe ihr aber gefehlt. An einem Geburtstagsmorgen sei sie aufgewacht und habe sich gefragt, was sie sich wünschen würde. Sie buchte ein Mikrofontraining bei Heidrich. „Das war ein Geburtstagsgeschenk an mich selbst“, erklärt sie. „Wir lagen im Kino auf dem Boden und haben in die Luft gesungen. Da hat Marina mich gefragt, ob ich mir nicht vorstellen könnte, musikalisch mal was zusammen zu machen.“ Jetzt sehe sie es so: „Die anderen sind die Musiker, ich bin die, die mitmachen darf.“
„Sie hat eine wunderschöne Musicalstimme“, sagt Heidrich ihrerseits über die Bandkollegin. Alle vier, fügt Eppler hinzu, hätten sehr unterschiedliche Stimmen, „trotzdem harmoniert’s extrem gut, wenn wir mehrstimmig singen“.
Der Bandname sollte zunächst nur der Titel der WhatsApp-Gruppe sein
Die Idee für Three Kiwis – One Banana sei 2019 – nach dem einen oder anderen Glas Sekt – beim gemeinsamen Jammen in ihrer Wohnung entstanden, sagt Heidrich. „Wir hatten alle Lust, mal was ganz anderes zu machen.“ Der Bandname fiel ihr ein. Er sollte zunächst nur der Titel der gemeinsamen WhatsApp-Gruppe sein. „Auf die Frage, wie wir uns nennen sollen, sagte Marina wie aus der Pistole geschossen: Three Kiwis – One Banana“, berichtet Eppler. „Ich hatte einen Obstsalat vor Augen“, erinnert sich Heidrich. „Und ich dachte: Ein bisschen anzüglich können wir ja auch sein.“
In kurzer Zeit erarbeitete sich die Band ein komplettes Bühnenprogramm. Jedes Mitglied dachte sich eine Rolle aus – eine Bühnenpersönlichkeit. Heidrich ist bei den Kiwis Baronin Miroslowa von Minsk, Sozzi die Gräfin Pelageja Romanowa, Eppler die Contessa Anastasia von Piotrgrad. „Wir haben alle unsere Männer im Krieg verloren und sind in der Pariser Prostituiertenszene gelandet“, beschreibt Heidrich den Hintergrund der drei Bühnenfiguren. „Es macht wirklich tierisch viel Spaß!“
Auf den Bandfotos würden die Leute sie gar nicht erkennen
Das gelte sowohl für das gemeinsame Musizieren als auch für das Drumherum. „Es fängt schon bei der Kleidung an“, sagt Eppler. „Ich bin normalerweise ein Hosentyp, habe nie eine Handtasche dabei. Durch die Kiwis bin ich gezwungen, meine Komfortzone zu verlassen – was mir aber enorm viel Spaß macht.“ Auf den Fotos der Band würden die Leute sie gar nicht erkennen. Auch Heidrich klebte sich für einen Auftritt der Kiwis zum ersten Mal in ihrem Leben falsche Wimpern an. „Die waren wirklich überall in meinem Gesicht“, sagt sie und lacht. Für Wolfgang Baues ist das Styling da schon ein bisschen einfacher: „Er zieht einen Anzug, Brille und Hut an und rasiert sich am Tag vorher nicht“, verrät Heidrich.
Das Programm der Band ist ganz bewusst kabarettistisch angelegt – es geht stark in Richtung Varieté. Zu jedem Lied erzählen die Bandmitglieder etwas, dabei nehmen sie Bezug auf die 20er-Jahre – die 1920er- und die 2020er-Jahre. „Wir sind eine Truppe, die Spaß verkörpert, aber das verdammt ernst nimmt“, beschreibt Heidrich.
Nach den ersten Shows kam allerdings die Coronapandemie. „Die Auftritte, die wir schon ausgemacht hatten, mussten wir alle absagen“, bedauert Heidrich. „Das Schöne war, dass wir uns trotz Corona für unsere Proben bei mir im Wohnzimmer treffen und unplugged üben konnten.“ So wuchs das Programm immer weiter. Auch eigene Songs hat die Band inzwischen auf Lager, Eppler schreibt die Texte. Für 2023 sind Three Kiwis – One Banana bereits für einige private Gigs gebucht. Im Juli tritt die Band beim Weindörfle der TSG Backnang auf.