Festival-Doppel in Stuttgart
Die freie Szene lädt zu „10 Tage Freischwimmen“
Vom 25. April an treffen in Stuttgart zwei Festivals aufeinander: „10 Tage Freischwimmen“ heißt der Doppelpack, der Nachwuchstalente und Theaterstars wie Milo Rau vereint.
Von Andrea Kachelrieß
Es wird wärmer. Da kommt dieser Doppelpack gerade zur rechten Zeit. „10 Tage Freischwimmen“ heißt das Festival, mit dem zwei Netzwerke der freien Tanz- und Theaterszene Geburtstag feiern: Die Produktionsplattform Freischwimmen wird 20 Jahre alt; sie unterstützt beim Sprung über die Schwelle zu überregionaler Sichtbarkeit und zeigt alle zwei Jahre die aufregendsten Fördermaßnahmen – nun das erste Mal in Stuttgart. Das Festival „6 Tage frei“, einst als Stuttgarter Theaterpreis-Wettbewerb gestartet, vereint auch schon seit fast zehn Jahren biennal die besten Produktionen aus dem Land. Das Theater Rampe ist der Knoten, an dem sich beide Netzwerke treffen.
Theaterfreunde werden sich auf den Festival-Marathon der freien Szene freuen. Denn die 16 eingeladenen Produktionen, die vom 25. April bis zum 4. Mai in Stuttgart verschiedene Künstlergenerationen vereinen, zeigen auch heute Etablierte. So bringt der Rückblick auf zwei Jahrzehnte Freischwimmen mit Milo Rau einen der ersten Geförderten als Alumni nach Stuttgart. Vertreten ist der angesagte Theatermacher mit dem Stück „Familie“, einem Blick aufs Scheitern im privaten Innenleben.
Mit der Stuttgarter Tanz-Performerin Donya Ahmadifar, die in „Gole Sangem“ die Proteste im Iran verarbeitet, stellt sich ein lokales Nachwuchstalent vor. Beim Zusammenstellen des Programms, so schildern die Verantwortlichen Bastian Sistig, Laura Oppenhäuser und Kati Trinkner bei der Präsentation in der Rampe, habe sich die Frage des Altwerdens als Festivalmotto aufgedrängt. „Altwerden in der freien Szene, geht das überhaupt? Wie werden alte Körper auf der Bühne repräsentiert?“, formuliert Freischwimmen-Produktionsleiterin Kati Trinkner drängende Fragen.
Die „Akademie des Alterns“ debattiert
Die Stuttgarter Performerin Lisa Thomas greift sie in ihrem Wettbewerbs-Beitrag „Dance Your Skin“ ebenso auf wie der Festival-Opener „Die Vielhundertjährigen“, für den Caroline Creutzburg das transformative Potenzial des Alterns in einer postdigitalen Zukunft befragt. Eine „Akademie des Alterns“ lädt in der Rampe zum Debattieren ein, während der Eckladen im Untergeschoss pragmatisch als „Amt für kleine Lösungen“ auf Zuruf Stuttgarter Realitäten sichtet.
Nicht nur Rampe, Fitz, Jes, Join, Kunstverein Wagenhallen und Schauspielhaus bespielt das Festival, sondern erobert passend zum Titel auch das Mineralbad Berg. Hier gibt’s Punk und Performances als „Interventionen“ bei laufendem Betrieb; Festivalgäste sind zum Badengehen eingeladen.
Info
TicketsDer Vorverkauf für das Festival „10 Tage Freischwimmen“ hat bereits begonnen. Karten gibt es zu Wahlpreisen zwischen 3 und 30 Euro, die einen Theaterbesuch unabhängig von der finanziellen Situation ermöglichen sollen unter www.10tagefreischwimmen.de. Karten für „Familie“ von Milo Rau am 30. April im Schauspielhaus gibt es über das Schauspiel Stuttgart.
ProgrammDer Festival-Doppelpack zeigt 16 Produktionen. Sie wurden landesweit aus rund 80 Bewerbungen für den einstigen Theaterpreis-Wettbewerb „6 Tage frei“ und bundesweit aus den 86 bisher vom Netzwerk „Freischwimmen“ geförderten Gruppen ausgewählt. Über Termine und Künstler informieren der digitale Festivalauftritt von „10 Tage Freischwimmen“ sowie ein gedrucktes Programmheft. Dessen Umschlag (und auch die Plakate) zieren aufblasbare Pool-Tiere, die auf ihren Einsatz warten.