Kunst zum Anfassen mitten in Weissach
Der Weissacher Skulpturenpfad „An Brücken und Wegen“ geht in seine fünfte Auflage. Die zehn Kunstwerke stehen an den gewohnten Plätzen in Unterweissach. Nur ein Standort ist neu, denn die Skulptur von André Rosenkranz aus der vierten Runde soll dauerhaft in der Gemeinde bleiben.
Von Melanie Maier
Weissach im Tal. Das rote Kleid, das sich neben der Brücke zum Rathaus am Unterweissacher Marktplatz dreht, es könnte zum Aushängeschild des neuen Skulpturenpfads werden, meint Madelaine Fischer. „Eine Skulptur kristallisiert sich eigentlich immer als Maskottchen heraus“, sagt die Leiterin des Weissacher Haupt- und Ordnungsamts, die den ehrenamtlich tätigen Skulpturenkreis auf der Seite der Verwaltung bei der Planung und Umsetzung des Kunstrundgangs unterstützt. In den zurückliegenden Jahren seien etwa die gelben Erdmännchen von Ottmar Hörl oder das blaue Nilpferd von Guido Messer besonders beliebt gewesen. Bei der nunmehr fünften Auflage des Skulpturenpfads könnte das Kleid der freischaffenden Künstlerin Anja Luithle aus Wendlingen am Neckar Publikumsliebling werden. „Es ist halt auch ein Eyecatcher“, sagt Margarita Billhardt vom Skulpturenkreis bei einem Vorabrundgang durch Unterweissach. Durch die Drehung gehe das Kleid mit der Umgebung ins Gespräch, fügt ihre Kollegin Birgit Schwaderer hinzu.
Das Kunstwerk aus Stahl, Stoff, Glasfaser und Epoxidharz steht auf einem Sockel, den der Weissacher Bauhof gefertigt hat. Ohne Bauhofleiter Raphael Schuller und sein Team gehe gar nichts, betont Margarita Billhardt: „Die gießen Beton, bewegen die Kunstwerke mit dem Kran, verlegen Kabel und noch viel mehr.“ Obwohl das Anlegen des Skulpturenpfads für den Bauhof einiges an Arbeit ist, mache es den Mitarbeitern auch viel Spaß, weiß Madelaine Fischer. Darüber hinaus entstehe eine positive Wechselwirkung. „Die Künstler und Bauhofmitarbeiter lernen voneinander“, erklärt Beate Käfer vom Skulpturenkreis, zu dem außerdem Carsten Gehring, Sabine Hagenmüller-Gehring und Donate Weiß gehören.
Manche Kunstwerke werden eigens für den Skulpturenpfad angefertigt
Zwar kommen nicht alle Künstlerinnen und Künstler nach Unterweissach, um die zehn Standorte vorab zu begutachten, aber doch einige. Manche der Kunstwerke entstehen sogar eigens für den Skulpturenpfad – dieses Mal sind das die Nummer zwei („Das rote Fass“, Walter Meyer), vier („Kairos“, Markus Merkle), sechs („Quo vadis“, Ariane Ehinger), sieben („Nepomuk, ein Brückenheiliger“, Andreas Welzenbach), acht („Zeitfall“, Bernd Zimmer) und neun („Tor des guten Lebens“, Jo Nagel).
Letzteres hat der Konzeptkünstler, der sein Atelier in Althütte hat, zusammen mit 21 Kindern und Jugendlichen und teilweise auch deren Eltern erschaffen. Erste Pläne erstellten sie in den Faschingsferien, in den Osterferien wurde sechs Tage lang gesägt, gemalt, gehämmert (wir berichteten). Nun wurde das Tor aufgestellt. „Der Aufbau hat drei Stunden gedauert“, teilt Jo Nagel mit. Das farbenfrohe Werk setzt sich aus Einzelarbeiten zusammen, die für etwas stehen, das ein gutes Leben ausmacht. Eine Arbeit, die mit Kindern und Jugendlichen erstellt wird, ist in jeder Runde dabei.
Weitere Themen
Das Ziel sei es, dass die Betrachterinnen und Betrachter in einen Austausch über die Kunst gelangen und dass die Werke sie zum Nachdenken anregen. So trägt beispielsweise die Figur des heiligen Nepomuks auf der Brücke über die Weißach eine Schwimmweste. Er war 1393 in der Moldau ertrunken und später zum Märtyrer erklärt worden. „Andreas Welzenbach ist dafür bekannt, Probleme mit einem Augenzwinkern und Biss darzustellen“, erläutert Margarita Billhardt. Das Glas, in dem die Figur steht, sei zwar als Witterungsschutz gedacht, könne aber auch als Heiligenschrein interpretiert werden. Gegenüber dem Nepomuk liegt die Skulptur „Quo vadis“ auf der Brücke. Aus einem einzigen Eichenstamm hat Ariane Ehinger aus Bad Waldsee ineinander verflochtene Schlaufen herausgearbeitet.
Bei dem kurvigen Expoxidharztorso „Hera“ von Maria Magel aus Immendingen, der neben dem Bürgerhaus steht, sei man sich anfangs gar nicht sicher gewesen, wie genau man ihn aufstellen solle. „Die Figur ist von allen Seiten schön“, findet Birgit Schwaderer. Absichtlich nicht schön ist das Ensemble „Das rote Fass“ von Walter Meyer aus Cottenweiler. „Ist das Kunst oder kann das weg?“ – die Frage soll die vermeintliche Müllablagerung samt Ratten aus Keramik, Plastik, Metall und Gewebe hervorrufen. Und so ebenfalls zum Gespräch anregen.
Hintergrund Der Skulpturenpfad „An
Brücken und Wegen“ wurde 2012 ins Leben gerufen. Geplant und umgesetzt wird er vom Skulpturenkreis der Gruppe „Kultur im Tal“ mit der Unterstützung der Gemeinde Weissach. Der Rundweg umfasst zehn Standorte. Die Kunstwerke bleiben jeweils drei Jahre lang an Ort und Stelle. Den Flyer zum Rundgang findet man im Internet unter https://t1p.de/skulpturenpfad.
Eröffnung Der fünfte Skulpturenpfad wird an diesem Sonntag um 11.15 Uhr im Bürgerhaus in Unterweissach, Welzgraben 8, feierlich eröffnet. Nach einer Begrüßung von Bürgermeister Daniel Bogner folgt eine
Einführung von Michael Schützenberger. Andreas Welzenbach und Thomas Putze spielen Musik. Danach können sich die Besucherinnen und Besucher die Skulpturen beim eigenständigen Rundgang ansehen.