Von Kai Wieland

Backnang. Mehr als 9000 Besucherinnen und Besucher konnte das Backnanger Bürgerhaus mit dem Spielplan 2023/24, der traditionell mit dem classic-ope(r)n-air endet, zu seinen Veranstaltungen begrüßen. „Das ist schon ein Wort für ein Haus unserer Größe und eine Stadt wie Backnang“, sagt Kulturamtsleiter Johannes Ellrott.

Natürlich zieht das Bürgerhaus mit seinen Veranstaltungen nicht nur Backnanger in seine geheiligten Hallen. „Das Jazzrepertoire hat einen sehr großen Einzugsbereich“, weiß auch Oberbürgermeister Maximilian Friedrich. Überhaupt wirke das Kulturprogramm, welches das Team um Johannes Ellrott und die Leiterin des Bürgerhauses Laura Reich Jahr für Jahr auf die Beine stelle, in seiner Vielfalt weit über die Stadtgrenzen hinaus.

Mit dem Programm für die Spielzeit 2024/25 wollen Ellrott und Reich an die Erfolge der ablaufenden Spielzeit anknüpfen. „Unser Theater mit 740 Plätzen ist oft ausgebucht, die Gäste fühlen sich wohl und das Haus hat auch dank unseres sehr kompetenten Technikteams einen guten Ruf“, sagt Ellrott. Nicht zuletzt deshalb sei es möglich, hoch renommierte Künstler wie das Vision String Quartet, welches das Cover des Programmhefts ziert, nach Backnang zu holen. „Eigentlich spielen sie eher in der Elbphilharmonie oder in der Berliner Philharmonie.“ Im Februar kommenden Jahres werden die vier jungen Männer, welche klassische Konzerte mit einem zeitgenössischen Programm verbinden, jedoch gemeinsam mit dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn im beschaulichen Backnang auftreten. „Mittlerweile haben wir ja eine illustre Geschichte und hatten schon große Namen hier, deshalb wird es immer reizvoller für Künstler, auch mal in Backnang zu spielen.“

Klassiksparte mit Lokalkolorit

Das Vision String Quartet ist nicht der einzige Hochkaräter, der für die neue Spielzeit in der Sparte Klassik gewonnen werden konnte. Bereits im September steht ein Konzert mit Vivi Vassileva und dem Ausnahmepianisten Frank Dupree auf dem Programm. „Vassileva ist eine der gefragtesten Percussionistinnen und Schlagzeugerinnen und sie wurde im vergangenen Jahr mit dem Leonard Bernstein Award ausgezeichnet“, sagt Ellrott.

Erstmals in Backnang begrüßen darf das Bürgerhausteam im Dezember die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. „Sie werden ein exzellentes Weihnachtsprogramm spielen“, stellt der Kulturamtsleiter in Aussicht. Außerdem dürfen sich die Besucher auf ein Bach-Konzert für Oboe und Violine freuen, das jedoch mit einer Blockflöte interpretiert wird. „Die Blockflöte ist oft unterrepräsentiert, aber ein wunderschönes Instrument“, so Ellrott.

Vier Brüder an vier (oder sogar mehr) Instrumenten, das sind die Hanke Brothers aus Sindelfingen. Sie experimentieren mit den Grenzen des klassischen Genres und sind im März im Bürgerhaus. Nicht fehlen dürfen im Programm zwei echte Backnanger Institutionen unter der Leitung des Dirigenten und Intendanten Rainer Roos: das Neujahrskonzert, im kommenden Jahr unter dem Motto Wiener Naschereien mit der Strauss-Capelle Wien, und das classic-ope(r)n-air, welches 2025 unter dem Motto Italien stehen soll.

Die Jazzsparte ist seit Langem ein Aushängeschild des Backnanger Bürgerhauses. Davon zehrt das Team um Reich und Ellrott auch bei der mitunter internationalen Künstlersuche. „Das Richard Bona Quintet bringt eine Weltmusikkomponente und auch internationales Flair zu uns“, freut sich Ellrott. Der gebürtige Kameruner lebt in New York und reichert sein Jazz- und Afropopprogramm beständig mit neuen musikalischen Einflüssen aus aller Welt an.

Sparte Cross-over gewinnt an Bedeutung

Auf Swingmusik und Songs aus dem sogenannten American Songbook dürfen sich die Besucher von Tom Gaebels Konzert im Oktober freuen, ehe im November mit der SWR-Big-Band „die wahrscheinlich beste Big Band Deutschlands“ im Bürgerhaus gastiert, wie Ellrott sie bezeichnet. Begleitet werden sie dabei von einem der besten Trompeter, nämlich Thomas Gansch. Die Double-Jazz-Night im März steht wieder einmal unter dem Motto „Local Heroes& Rising Stars“: Den lokalen Part übernimmt dabei die in Stuttgart lebende Sängerin und Songwriterin Tabea Booz, begleitet wird sie von The Jakob Manz Project um Altsaxofonist Jakob Manz.

Zunehmend großer Beliebtheit erfreue sich das Programm in der relativ jungen Sparte Cross-over, die verschiedene Elemente wie Gesang und Comedy verbindet. Gleich zweimal wird der Klavierkabarettist Bodo Wartke in der kommenden Spielzeit zu Gast sein, der aktuell durch seinen viralen Hit „Rhabarberbarbara“ weltweit in aller Munde ist. „Er hat sich so wohl bei uns gefühlt, dass er meinte, er könne sich auch zwei Auftritte vorstellen“, verrät Ellrott.

Ob musikalische Clownerie mit Släpstick, aufwendig inszenierte Gospelshow samt Scheinwerfer und Roben mit The Original USA Gospel Singers&Band oder Shakespeares Hamlet als Rockmusical – der Bereich Cross-over hält allerlei Buntes bereit und schaffe es neue, teils auch jüngere Besuchergruppen zu erschließen.

Gezielte Akzente setzen will man indessen mit den Veranstaltungen in den Bereichen Literatur, Theater und Kinder. „Wir verstehen uns als Vertreter der gesamten Kultur in Backnang und wollen mit Schwerpunkten das Angebot ergänzen, aber keine Konkurrenz aufbauen zu den vielen tollen Einrichtungen, die es ja schon gibt.“ Hierzu zählen musikalische Lesungen, etwa das Programm „Die Legende Elvis“, in dem die Schriftstellerin Doris Vogel ihre von der Popikone inspirierten Gedichte mit musikalischer Untermalung durch eine Liveband zum Besten gibt.

Programm und Tickets Das Programm und weitere Infos rund um das Bürgerhaus findet man im Internet unter www.backnanger-buergerhaus.de. Der Abonnementverkauf für den Spielplan 2024/25 beginnt am 10. Juli über das Backnanger Bürgerhaus. Der Ticketverkauf für einzelne Veranstaltungen startet am 17. Juli, Tickets können online oder über das Bürgerhaus oder die Stadtbibliothek gekauft werden. Auch Reservierungen sind für eine Dauer von zwei Wochen möglich.